Die torreichste und spektakulärste Partie des Spieltags ist auch für den Schiedsrichter turbulent. Nicht immer hat er dabei ein glückliches Händchen. Doch selbst der Verlierer ist ihm nicht böse.

Alex Feuerherdt, Schiedsrichter
Meine Meinung
Dieser Meinungsbeitrag stellt die Sicht von Alex Feuerherdt dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Christian Dingert war am 29. Spieltag Schiedsrichter der Partie zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und Borussia Mönchengladbach (5:3). Seine Leistung ist, nennen wir es, diskutabel. Auch als er die einen wie die anderen zuletzt pfiff, stand er wesentlich stärker im Mittelpunkt, als ihm lieb sein konnte.

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Im Dezember 2016 lief dem 36 Jahre alten Pfälzer die Begegnung der Hoffenheimer bei Eintracht Frankfurt (0:0) völlig aus dem Ruder. Unter anderem entging ihm eine Tätlichkeit gegen Sandro Wagner, dafür zeigte er Timothy Chandler aus geringem Anlass die Rote Karte.

Außerdem kam es zu einer Flut von Verwarnungen, die jedoch ohne Wirkung blieb. Das Spiel blieb hektisch und ruppig.

Ende Februar wiederum gab es beim 2:0-Erfolg der Gladbacher in Ingolstadt hitzige Debatten über ein Tor, das Lars Stindl mit der Hand erzielt hatte.

Nun sorgten erneut einige Entscheidungen des Schiris am Samstag für Diskussionen.

Handspiel vor dem Ausgleich: Dingert zu weit weg

Kurioserweise traf Stindl schon wieder nach einem Handspiel ins Tor. Anders als in Ingolstadt war es diesmal jedoch unstrittig, dass das Tor eigentlich nicht hätte zählen dürfen.

Denn als der Hoffenheimer Torhüter Oliver Baumann den Ball in der 35. Minute wegzuschlagen versuchte, streckte der Mönchengladbacher Jonas Hofmann den Arm aus. Dadurch wurde die Kugel so abgefälscht, dass Mahmoud Dahoud sie nur noch auf den freistehenden Stindl legen musste. Der hatte keine Mühe, zum 2:2 einzuschieben.

Eine riskante Entscheidung

Dingert entschied jedoch, dass kein strafbares Handspiel vorlag. Dabei dürfte seine große Entfernung zum Geschehen eine Rolle gespielt haben. Der Unparteiische befand sich in der Nähe der Mittellinie – weil er davon ausging, dass die Hoffenheimer dem Pressing der Gäste trotzen und den Ball weit nach vorne schlagen würden.

Selbst als zwei Gladbacher den Hoffenheimer Torwart gezielt anliefen und so unter Druck setzten, rückte der Referee nur wenige Meter näher. Dadurch konnte er das Handspiel nur aus der Distanz beurteilen – und kam so zu einer fragwürdigen Entscheidung.
Dahoud hätte Rot verdient gehabt

Bestens positioniert war er dagegen nach 63 Minuten, als Dahoud dem grätschenden Kerem Demirbay im Mittelfeld mit beiden Füßen auf den Unterschenkel sprang. Ein Foul, das nicht mehr nur rücksichtslos, sondern brutal war.

Dennoch zeigte Dingert nur die Gelbe statt der Roten Karte, die hier angemessener gewesen wäre. Der Hoffenheimer Kevin Vogt geriet über die Nachsichtigkeit des Schiedsrichters derart in Wut, dass auch er verwarnt wurde. Das war situativ zwar richtig, allerdings auch die Folge einer zu milden Strafe für Dahoud – und damit vermeidbar.

Weitere fragwürdige Situationen

Zu diesen beiden Szenen, in denen der Referee recht eindeutig danebenlag, kamen weitere strittige Situationen. In diesen traf Dingert jedoch wenigstens vertretbare Entscheidungen.

Kurz vor der Pause ging der Hoffenheimer Andrej Kramaric bei einem Zweikampf mit Jannik Vestergaard im Gladbacher Strafraum zu Boden, ohne dass sich mit Gewissheit sagen ließ, ob eine Regelwidrigkeit vorlag. Dass der Schiedsrichter hier weiterspielen ließ, ging in Ordnung.

Hecking nachsichtig: "Kein Vorwurf"

Das Gleiche gilt für das Duell zwischen Kramaric und Andreas Christensen, das dem letzten Tor des Spiels vorausging: Der Hoffenheimer versuchte sich den Gladbacher mit Hand und Arm vom Leib zu halten, dieser wiederum drückte seinen Gegner zu Boden.

Deshalb war es richtig, die Partie einfach laufen zu lassen. Kramaric rappelte sich schließlich auf und flankte auf Demirbay, der den 5:3-Endstand besorgte.

Begonnen hatte der Torreigen im Sinsheimer Stadion mit einem Treffer, bei dem der Schütze Adam Szalai wohl mit einer Fußspitze im Abseits stand. Das war aber selbst im Standbild des Fernsehens nur mit Mühe zu erkennen. In solchen Situationen kann man dem Schiedsrichterteam einfach keinen Vorwurf machen.

Ohnehin wollte sich selbst der Trainer des Verlierers, Dieter Hecking, nicht mit dem Unparteiischen aufhalten. "Ich mache ihm keinen Vorwurf", sagte er. "Bei dem Tempo muss man Fehlentscheidungen auch mal akzeptieren." Wie wahr.

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