Am Bundesliga-Wochenende erregte ein Banner die Gemüter und nun diskutiert Fußball-Deutschland einmal mehr darüber, ob Fans zu viel Macht haben – oder ein wichtiges Regulativ in ihren Vereinen sind. Unsere Leserinnen und Leser haben eine recht eindeutige Meinung.
Fast wäre das Spiel zwischen dem VfL Bochum und Eintracht Frankfurt gar nicht angepfiffen worden. Fans von Eintracht Frankfurt hatten mit einem Banner einen möglichen Fluchtweg verdeckt und wollten dieses lange nicht abhängen. Langwierige Diskussionen folgten. Am Ende war das Banner weg, aber größere Teile der Fans auch.
Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Fans und den Vereinen, die sie unterstützen. Während Vereine gewisse Fan-Anforderungen fast schon als Erpressungsversuche wahrnehmen, sehen Fangruppierungen sich als wichtiges Regulativ der Vereine, als Teil des Vereins also, der nicht nur wirtschaftliche Interessen verfolgt.
Haben Fans zu viel Macht? Das sagen unsere Leserinnen und Leser
Wir haben unsere Leserinnen und Leser gefragt: Haben Fans im Fußball zu viel Macht – oder sind sie ein wichtiges Regulativ? Die Antwort fiel eindeutig aus. Haben Sie vielen Dank für Ihre zahlreichen Zuschriften! Eine Auswahl veröffentlichen wir in diesem Beitrag.
- "Meiner Meinung nach sind es nicht 'die Fans', sondern bestimmte Fangruppen, die meinen, sich daneben benehmen zu müssen. Regeln sind diesen Menschen einfach egal. Sich an Bestimmungen halten? Wofür? Hauptsache ich und meine Sache! Der Sport und die Unterstützung der eigenen Mannschaft stehen dabei ganz weit hinten. Provokation und Randale sind die Zauberwörter. Und die Vereine sowie der Verband? Sie stellen sich tatenlos hin, weinen ein paar Krokodilstränen (wenn mal wieder was passiert) und geloben Besserung sowie Aufarbeitung. Doch passieren tut nichts. Anstatt hart durchzugreifen, wird Weichspüler ausgeschüttet. Darum ist für mich – obwohl ich aus dem Fußball-Bermudadreieck mit Schalke, Bochum und Dortmund vor der Haustüre komme –, der Fußball durch diese sogenannten Fans verleidet. Da fahre ich lieber 70 Kilometer nach Düsseldorf zum Eishockey." (Manni, 63 Jahre)
- "Aus meiner Sicht haben Fußball-Fans viel zu viel Macht. Dieser Vorfall zeigt es sehr deutlich. Ich kann nicht nachvollziehen, dass es bei Sicherheitsfragen zu großen Diskussionen kommen kann. Einen Fluchtweg zu verdecken, stellt für mich eine große Gefahr dar. Sollte etwas passieren und der Fluchtweg wird nicht gefunden, weil er verdeckt ist, gibt es im Nachgang ein Riesengeschrei. Wenn ich im Straßenverkehr eine Feuerwehrzufahrt blockiere, werde ich ohne Diskussion abgeschleppt und bekomme zusätzlich noch eine Strafe. Warum sollte es im Stadion dann anders sein?" (Uwe, 61 Jahre, Karlsruhe)
- "Fußball ist eine vom Staat geduldete und teils mitfinanzierte Demonstration von Rassismus, Beleidigungen, Sachbeschädigungen und Entmenschlichung. Jeder, der nicht für meinen Verein ist, ist mein Feind. Körperverletzung und Sachbeschädigung vor, während oder nach den Spielen werden als Fankultur dargestellt. Einsatzkräfte und Schiedsrichter werden beleidigt, angegriffen und verfolgt. Und jeder Versuch, dies zu unterbinden, wird als Zerstörung oder Angriff auf das Vereinsleben oder die Fankultur verstanden. Der Staat zahlt Millionensummen für Polizeieinsätze, Absperrungen und Wiederinstandsetzung von zerstörtem Eigentum. Solange dies nicht in den Köpfen der Mehrheit ankommt und diese nicht eine Änderung der Zustände einfordert, wird sich daran nichts ändern. Es wird weiter eskalieren. So wie anscheinend alles in der heutigen Zeit." (Andreas, 50 Jahre)
"Kontrollpflicht wird arg vernachlässigt"
- "Ich finde, die Fans haben definitiv zu viel Macht. Die Vereine knicken vor den Fans ein und ziehen zu wenig Konsequenzen. Vor allem, wenn man sieht, was 'Fans' in manchen Stadien oder danach so anrichten. Es werden meiner Meinung nach noch zu wenige Stadionverbote ausgesprochen und die Vorstände zieren sich vor klaren Ansagen. Bei den ganzen Pyro-Aktionen wird die Kontrollpflicht arg vernachlässigt und der normale Zuschauer leidet darunter." (Wolfgang, 69, Greifswald)
- "Die sogenannten Fans haben zu viel Macht und die Vereine zu viel Respekt oder Angst. Lieber werden von den Vereinen (hohe) Strafen bezahlt …" (Lothar, 65 Jahre, Südbaden)
- "Ich finde, diese Ultras haben schon seit vielen Jahren zu viel Macht. Es kann nicht sein, dass bei einem Bundesliga-Spiel über eine halbe Stunde solch ein Theater wegen der dämlichen Fanbanner gemacht wird. Ich würde, wie in England, die Tickets personalisieren – und fertig ist der Lack. Wer von den Typen Theater macht, kriegt Stadionverbot. Die meisten der Ultras haben eh nichts mit Fußball am Hut und wollen nur Randale machen. Genauso wie früher die Skinheads. Also, raus mit dem Asozialen. Die braucht man einfach nicht." (Andreas, 55 Jahre, Rheine)
- "Die Fans sind, wie ich, nur Zuschauer. Sie haben kein Recht, Einfluss auf den Fußball zu fordern. Wenn diese Personen das wollen, dann sollten sie sich im DFB oder den Vereinen in entsprechende Gremien wählen lassen." (Udo)
"Ultras sind meines Erachtens keine Fußballfans"
- "Ich finde es ungeheuerlich, was sich sogenannte 'Fans' mittlerweile erlauben. Das Ignorieren von Regeln oder Vorschriften; das Abbrennen von Bengalos und Feuerwerkskörpern (trotz Verbot); das Bewerfen von Spielern, gegnerischen 'Fans' oder Ordnungskräften mit allem, was sich werfen lässt – all das ist absolut nicht weiter tolerierbar. Als Stadionbesucher (eventuell noch in Begleitung eines Kindes) kann ich auf solche 'Ultras' verzichten. Und wer als Verein solche Deppen auch noch mitfinanziert, hat es verdient, dass Spiele abgesagt werden oder dass er finanziell bestraft wird. Jeder Polizeieinsatz sollte zu 100 Prozent vom gastgebenden Verein bezahlt werden." (Klaus, 68 Jahre, Frankfurt)
- "Die sogenannten Ultras sind meines Erachtens keine Fußballfans, sondern gewaltbereite, egoistische und asoziale Individuen. So sollten sie auch behandelt und in die Schranken verwiesen werden, anstatt dass sie von den Vereinen hofiert werden und ihnen Narrenfreiheit gewährt wird." (Konstantin, Köln)
- "Durch Kommunikation und weitgehende Transparenz muss ein möglichst großes Vertrauen und Verständnis füreinander zwischen den leitenden Gremien des Vereins, den Mitgliedern und den Fans aufgebaut werden. Machtspiele sollten unterbleiben. Persönliche Eitelkeiten, Sympathien, Antipathien, Animositäten und individuelle Befindlichkeiten sollten durch Selbstkontrolle aller Beteiligten in den Hintergrund treten. Diese Entwicklung, diese Herausbildung einer Vereinskultur braucht wahrscheinlich in jedem Fall viel Zeit, aber vor allem Geduld und guten Willen von allen Beteiligten. Zu einer solchen Vereinskultur gehört auch: Jegliche Form von Gewalt, die Gefährdung, aber auch die Herabwürdigung, Beleidigung, Verunglimpfung, Verächtlichmachung anderer dürfen nicht zugelassen werden! Gegen Unbelehrbare muss konsequent vorgegangen werden! Für alle sollte im Vordergrund stehen: das gemeinsame sportliche Erlebnis, der gemeinsame sportliche Erfolg, der am Ende das Hochgefühl erzeugt, welches wir beim Besuch des Fußballstadions suchen." (Detlef)
- "Nein, glaube ich nicht. Kann nur nicht verstehen, warum im Vorfeld beziehungsweise vor Spielbeginn nicht klar geregelt und kommuniziert wird, wo Banner hingehängt werden dürfen und wo nicht. Hier hat jeder Verein ein Hausrecht und von dem sollte dann auch Gebrauch gemacht werden." (Michael)