• Dass Fredi Bobic bei der Hertha gehen musste, soll laut Hertha-Präsident Kay Bernstein "wohlüberlegt" gewesen sein.
  • Bobic fällt der "Hertha-DNA" zum Opfer - ein sportlicher Kurswechsel, der die Jugendarbeit wieder mehr in den Fokus rückt.
  • Ex-Manager Heribert Bruchhagen vermutet, dass zwischen Bernstein und Bobic Welten aufeinander geprallt sind.

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Derbyniederlage und Abstiegssorgen - die Hertha steckt mal wieder in einer Krise. Mit einer Entlassung hat der Hauptstadklub am Wochenende aber trotzdem für Aufsehen gesorgt. Denn es ist nicht Trainer Sandro Schwarz, der die Hertha mit sofortiger Wirkung verlassen muss, sondern Geschäftsführer Fredi Bobic.

Es sei keine Kurzschlussreaktion gewesen und auch nicht im Zusammenhang mit der Derbyniederlage gegen Union gestanden, beteuerte Hertha-Präsident Kay Bernstein, als er in einer Pressekonferenz die Demission von Bobic erklärte. "Wir haben uns das wohlüberlegt. Es wäre auch spielunabhängig zu dieser Entscheidung gekommen."

Präsident Kay Bernstein will "Hertha-DNA" in den Vordergrund rücken

Vorzeichen dafür gab es schon: Als Fredi Bobic nach dem WM-Aus im Dezember als neuer Direktor beim DFB im Gespräch war, schien Bernstein nicht unbedingt an seinem Sport-Geschäftsführer zu hängen: „Ich stehe immer auf dem Standpunkt: Reisende soll man nicht aufhalten", sagte der Hertha-Präsident dem Kicker damals.

Bobic fällt einem sportlichen Kurswechsel zum Opfer, den Bernstein schon seit seiner Wahl zum Präsidenten im Sommer 2022 plant. Nach Jahren, in denen die Hertha das von Lars Windhorst bereitsgestellte Geld für neue Spieler ausgab und damit krachend scheiterte, soll nun die "Hertha-DNA" in den Vordergrund rücken. Mehr eigene Talente statt teure Neuverpflichtungen, mehr Berlin statt Big-City-Club. "Wir haben mit der Akademie eine der besten unseres Landes, das ist unser Hauptfundament in unserem Verein", erklärt Bernstein.

Vereinsinterne Nachfolger passen besser zu neuem Konzept bei Hertha

Mit dem ehemaligen Jugendakademie-Leiter Benjamin Weber als neuen Sportdirektor und dem langjährigen Hertha-Profi und Nachwuchstrainer Andreas "Zecke" Neuendorf als Bindeglied zwischen Nachwuchs und Profi-Abteilung wird die Nachfolge vereinsintern geregelt. Die beiden Neuen passen mit ihrer Vita besser zum neuen Hertha-Konzept als Bobic, der sich bislang eher durch sein breites Scouting-Netz einen Namen machte - bei der Eintracht spielten unter seiner Ägide zeitweise Profis aus 17 Nationen erfolgreich zusammen.

In Berlin fehlen für eine Transferpolitik nach Bobics Vorstellungen mittlerweile wohl auch die Mittel. "Fredi Bobic kam 2021 unter anderen Voraussetzungen nach Berlin. Diese Voraussetzungen haben sich in den letzten anderthalb Jahren deutlich verändert. Wir sind weit weg davon, nach vorne und nach oben zu gucken", so Kay Bernstein.

Bobic und Bernstein haben grundverschiedene Lebensläufe

Dazu kommt: Die sportlichen Lebensläufe von Bobic und Bernstein könnten nicht unterschiedlicher sein: Bernstein kommt aus der Ultra-Szene, war einst Gründungsmitglied und Vorsänger der Gruppe Harlekins '98, die in der Hertha-Kurve den Ton angibt. Gerade dort spielt die Vereinsidentität eine wichtige Rolle, der schnelllebige Transfermarkt wird generell eher kritisch gesehen.

Bobic hingegen ist bekannt dafür, eher wenig Wert auf Fan- und Vereinskultur zu legen. Schon in seiner Zeit beim VfB Stuttgart stritt er sich mit der aktiven Fanszene um seine Transferpolitik, auch in Frankfurt gab es Zwist mit den Ultras, als er die Einstellung von Andreas Möller als Leiter des Nachwuchszentrums durchsetzte. "Da prallen Welten aufeinander: Auf der einen Seite Bobic, Ex-Nationalspieler und 20 Jahre erfolgreicher Manager in der Bundesliga und auf der anderen Seite ein Präsident aus der Ultrabewegung", sagte auch Heribert Bruchhagen, der Fredi Bobic einst zu Eintracht Frankfurt holte, in der Sendung Sky90. Welten, die am Ende vielleicht zu weit auseinander lagen.

Verwendete Quellen:

  • Kicker: Hertha würde Bobic zum DFB ziehen lassen
  • Frankfurter Rundschau: 17 Nationen im Herzen von Europa
  • Spiegel: Bobic-Aus in Stuttgart - mieses Image, schlechte Transfers
  • Sportbuzzer: Ex-DFL-Boss Heribert Bruchhagen über Hertha-Beben: Fredi Bobic hat Kay Bernstein nicht ernst genommen
  • www.wirherthaner.de
Hertha-Präsident Kay Bernstein während einer Pressekonferenz nach der Trennung von Fredi Bobic

Hertha-Boss Kay Bernstein begründet die Trennung von Fredi Bobic

Hertha BSC trennt sich nach nur anderthalb Jahren von seinem Geschäftsführer Sport Fredi Bobic. Der "Blick auf die Realität" und die Entscheidung, einen "Hertha-Weg" einzuschlagen, seien laut Vereinsboss Kay Bernstein für diesen Schritt nach einer erneut bitteren Pleite im Stadt-Derby gegen Union ausschlaggebend gewesen. "Wir sind weit weg davon nach vorne und nach oben zu gucken", so Bernstein zu den Beweggründen für einen Strategiewechsel. Der neue Sportdirektor Benjamin Weber "brennt darauf, loszulegen", wie er selbst betont.


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