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Die Frauen des FC Bayern München sichern sich am Sonntag mit einem Kantersieg gegen Turbine Potsdam die Deutsche Meisterschaft. Die Männer des FC Bayern stehen Spalier, gefeiert wird gemeinsam im Rathaus. Doch der denkwürdige Nachmittag soll erst der Anfang sein, die Bayern-Frauen sehen sich am Beginn einer Entwicklung.

Während die Mitarbeiter des DFB hastig eine kleine Bühne zusammenschraubten, auf der die Meisterschale an die Frauenmannschaft des FC Bayern München übergeben werden sollte, bildete sich auf dem Spielfeld eines der prominentesten Spaliere der Fußballwelt. Die Bayern-Männer, die am Tag zuvor in einem Herzschlagfinale selbst die Meisterschaft gewonnen hatten, ließen es sich nicht nehmen, am Sonntag ihren Kolleginnen nach dem 11:1-Sieg gegen Turbine Potsdam im Campus-Stadion die Ehre zu erweisen.

Neben der kompletten Mannschaft waren trotz des Trubels um die Entlassung von Oliver Kahn der gesamte Vorstand und Ehrenpräsident Uli Hoeneß im Stadion, genauso wie der scheidende Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Vom Campus-Gelände im Norden Münchens fuhren die beiden Mannschaften schließlich mit vier Bussen gemeinsam zum Marienplatz, wo auf dem Rathausbalkon mit rund 20.000 Fans gefeiert wurde.

"Wie die Frauen durch das Spalier der Männer marschiert sind, das sind Bilder, die um die Welt gehen. Das macht uns als FC Bayern stolz und hoffentlich auch die Stadt München", sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer im Rathaus in Richtung von Bürgermeister Dieter Reiter. Das Spalier kann als ein Zeichen für die deutlich gestiegene Wertschätzung des Frauenfußballs im Allgemeinen und beim FC Bayern im Besonderen gewertet werden.

Bianca Rech: "Wir stehen am Anfang"

Denn auch im Frauenfußball strebt der FC Bayern nach den höchsten Zielen. Die Münchnerinnen wollen den VfL Wolfsburg als Nummer eins in Deutschland ablösen und in der Champions League nach den Sternen greifen. Um diese Ziele zu erreichen wird investiert, vor der Saison wurde ein Neustart gewagt. Trainer Alexander Straus kam aus Norwegen, die englische Europameisterin Georgia Stanway von Manchester City.

"Wir hatten einkalkuliert, dass das keine einfache Saison werden könnte. Mit den späten Rückkehrerinnen von der Europameisterschaft, mit einem neuen Trainer, mit einer neuen Spielidee", sagte die bisherige Sportdirektorin Bianca Rech, die die Nachfolge von Karin Danner als Abteilungsleiterin angetreten hat.

Doch die Übergangssaison endete mit der Meisterschaft, die Bayern-Frauen sind ihrem eigenen Plan voraus. "Ich finde, die Mädels haben das unheimlich gut umgesetzt. Man merkt, dass da etwas passiert. Dass wir eine neue Idee entwickeln. Wir stehen am Anfang“, stellte Rech klar und ließ keine Zweifel daran, dass die frischgekürten Meisterinnen mehr wollen als diesen einen Titel.

Bayern-Frauen vor Verpflichtung von Harder und Eriksson

"Wir hatten einen sehr guten Start. Aber wir werden nächste Saison noch besser sein. Das habe ich von Anfang an gesagt. Es ist ein Entwicklungsprozess", zog Trainer Straus nach seinem ersten Jahr Fazit. Er sei glücklich und ein bisschen erleichtert, erklärte der Norweger und verwies auf die zahlreichen Ausfälle während der Saison: "Ich will eigentlich gar nicht so viel darüber sprechen, aber teilweise haben uns bis zu sieben Spielerinnen verletzt gefehlt. Und trotzdem hat die Mannschaft Ergebnisse geliefert. Ich bin so stolz auf das Team."

In der nächsten Saison wird der Kader mehr Tiefe haben, das hatte der Trainer schon vor dem abschließenden Spiel gegen Potsdam angekündigt. Katharina Naschenweng von der TSG Hoffenheim, eine der besten Außenverteidigerinnen der Bundesliga, steht als Neuzugang fest.

Mit Pernille Harder und Magdalena Eriksson vom FC Chelsea sollen bereits zwei weitere Spielerinnen in München unterschrieben haben. Die Dänin Harder, 30 Jahre alt, ist eine der besten Offensivspielerinnen der Welt. Die in der Abwehr variabel einsetzbare Schwedin Eriksson, die im September ebenfalls 30 Jahre alt wird, wird die mit Abstand beste Defensive der Bundesliga (acht Gegentore in der ganzen Saison) nochmal verstärken.

Titelverteidigung ist das Ziel für die kommende Saison

Die beiden Top-Transfers dürften in den nächsten 14 Tagen offiziell verkündet werden, mit weiteren Neuzugängen ist zu rechnen. Dass die Bayern-Frauen zwei so prominente Spielerinnen auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft unter Vertrag nehmen werden, belegt die Unterstützung der Frauen-Abteilung durch den gesamten FC Bayern. Und die Ambitionen, es möglichst schnell mit den besten Teams Europas aufnehmen zu wollen.

"Wir haben einen sehr guten Entwicklungsschritt genommen. Da wollen wir weitermachen. Wir sind jetzt Deutscher Meister, wir wollen nächste Saison wieder Deutscher Meister werden. Ein DFB-Pokal-Finale in Köln wäre auch mal wieder schön. Und in Europa würden wir gerne ein Zeichen setzen. Dafür arbeiten wir jetzt. Wir werden im September wieder angreifen", kündigte Bianca Rech an.

Turbine-Spielerinnen machen Erinnerungsfotos mit Manuel Neuer

Wie stark die Bayern-Frauen schon jetzt sind, bekam Turbine Potsdam am Sonntag schmerzhaft zu spüren. Das bereits vor dem Spiel abgestiegene Tabellenschlusslicht hatte den Münchnerinnen über 90 Minuten überhaupt nichts entgegenzusetzen. Die äußert erfolgreiche Ära der Turbine in der Bundesliga endete mit einem absoluten Debakel, die Zukunft des Traditionsvereins ist ungewiss.

Einige Turbine-Spielerinnen fragten Manuel Neuer nach einem gemeinsamen Foto, als dieser sich in der Mixed Zone des Campus-Stadions nach dem Spalierstehen einen Kaffee zubereitete. Der Bayern-Torwart erfüllte die Fotowünsche gerne. Zumindest ein paar gute Erinnerungen an diesen denkwürdigen Nachmittag in München werden also auch die Potsdamerinnen mit nach Hause nehmen.


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