Rekordmann Müller sorgt mit Traumtor für große Emotionen

Thomas Müller hat nach seinem 710. Pflichtspiel für den FC Bayern München gut lachen. Kein Spieler vor ihm ist häufiger für den deutschen Rekordmeister zum Einsatz gekommen.

Im Heimspiel gegen den SC Freiburg wird Müller in der 59. Minute für Neuzugang Michael Olise eingewechselt. 19 Minuten später hat er Gegenspieler Maximilian Eggestein bei der Ballannahme elegant versetzt und ist im Begriff, auf das Tor zu schießen.

Kraftvoll zieht der 34-Jährige ab ...

... die Rettungsversuche der Freiburger kommen zu spät.

Müller feiert in seinem 475. Bundesligaspiel – alle im Trikot des FC Bayern München – seinen 150. Treffer. Die Bayern führen nach 78 Minuten mit 2:0. Es ist gleichzeitig der Endstand im ersten Heimspiel für den neuen Bayern-Coach Vincent Kompany. Müller gibt anschließend einen Einblick in seine Gefühlswelt: "Wenn man so ein Tor schießt", sagt Müller, mache "es etwas mit dir. Da scheppert es da oben in der Birne. Da haut es die Hormone durcheinander."

Müller genießt den Moment der Hormon-Wallung und findet sichtlich Gefallen an seiner technisch feinen Tor-Einlage. Er hat die ihm bereitete Bühne perfekt genutzt. "Das war schon eine leckere technische Darbietung", sagt der gefeierte Torschütze. Er geht sogar so weit, diesen Treffer in die persönliche Top Ten seiner Tore einzuordnen.

Auch Müllers Mitspieler sind begeistert. Manuel Neuer (r.) sagt anschließend: "Ich kenne keinen Fußballer, der so ehrgeizig ist wie er, der auch so viele Sachen so schnell lernt. Egal, was für ein Spiel man ihm präsentiert, er kann es innerhalb kürzester Zeit. Thomas ist einfach ein Siegertyp. Solche Spieler braucht man."

Neuer spielt beim FC Bayern seit 2011 mit Müller zusammen. Beide haben 2014 in Brasilien gemeinsam den WM-Titel errungen. "Grundsätzlich bin ich sehr froh, mit Thomas so lange in einer Mannschaft zusammenzuspielen. Er hat immer einen Spruch auf den Lippen und sorgt für gute Laune." Neuer bleibt in seinem 524. Pflichtspiel für die Münchner zum 246. Mal ohne Gegentor. Das ist seine Aufgabe. Die Müllers im gegnerischen Strafraum umschreibt Neuer nach Spielschluss so: "Er hat ein Näschen dafür, sich in den richtigen Räumen aufzuhalten, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und er kann den gegnerischen Torhüter lesen."

Diese Fähigkeit bringt auch Robert Lewandowski (r.) mit. Nach acht Jahren beim FC Bayern und an der Seite Müllers in der Offensive der Roten stürmt Lewandowski seit 2022 für den FC Barcelona. Auch den Polen begeistern Müllers Talente. Er sagt nach dem Freiburg-Spiel: "Er ist ein Mitspieler, wie man ihn sich nur wünschen kann, der sich auch aus vollem Herzen für seine Kollegen freut. Mich hat Thomas als Sturmpartner in vielerlei Hinsicht fasziniert. Am meisten: Er ist der perfekte Multitasker. Er spricht fast das ganze Spiel durch und gibt Kommandos. Doch seine Ansagen haben ihn nie davon abgelenkt, selbst den optimalen freien Raum zu finden. Das habe ich so nur bei ihm gesehen."

Lewandowski (r.) vergisst nie Müllers Reaktion nach dem historischen Sieg über den VfL Wolfsburg am 22. September 2015: "Ich kann mich noch an das unglaubliche Spiel erinnern, als ich gegen Wolfsburg fünf Tore in neun Minuten erzielt habe. Als das Spiel vorbei war, hatte ich gar nicht realisiert, was gerade geschehen ist. Da kam Thomas zu mir und sagte: 'Du hast gerade etwas Einzigartiges geschafft, davon wird man noch in 20 Jahren sprechen. Bitte genieße das und lass dich feiern.' Und dann schob er mich zu den Fans in der Südkurve."

Diese Südkurve gehört fast genau neun Jahre später alleine Müller. Fast alle der 75.000 Zuschauer haben ihn bereits bei seiner Einwechslung gefeiert. Auf einem Banner ist zu lesen: "710 Mal 100 % für den FC Bayern und kein Ende in Sicht. Danke, Chapeau und weiter so – Thomas."

Müller wird von den Bayern-Fans für seine Nahbarkeit geliebt – und für seine unvergleichliche Treue zum Verein.

"Thomas Müller ist eine Ikone. Man spricht immer von Gerd Müller und Sepp Maier, von Uli Hoeneß und solchen Größen. Thomas Müller ist in diesem Reigen zu nennen", zählt nicht nur Sportvorstand Max Eberl ihn zu den Größten des Klubs.

Seit vielen Jahren verkörpert kein Spieler den FC Bayern so wie Müller. Mitspieler Joshua Kimmich findet es "krass", 710 Pflichtspiele für den Verein erreicht zu haben. Er wisse selbst, "was es bedeutet, in jeder Saison 50 Spiele zu machen. Das ist eine Hausnummer! Und das für einen Verein!"

Am Ende der Saison 2024/25 läuft der Vertrag des ewigen Stehaufmännchens in München aus. Er selbst geht damit "ganz entspannt" um und sagt: "Ich fühle mich körperlich gut." Und noch immer wolle er noch besser werden.

Vor allem aber kann sich Müller der Zuneigung der allermeisten Bayern-Fans sicher sein. Alleine das spornt an.

Mitspieler und Trainer sind beim FC Bayern gekommen und gegangen. Müller aber, seit 2000 im Verein aktiv, ist immer geblieben. "Ich bin ständig auf Fortbildung, nur der Körper wird weniger. Für mich braucht noch kein Ende in Sicht zu sein. Wie ich drauf bin, damit bin ich sehr zufrieden." (bearbeitet von hau/mit Material der dpa)