Christoph Freund, der Sportdirektor des FC Bayern München, hat nach dem 6:1 bei Holstein Kiel über die Leistung von Jamal Musiala, die besondere Qualität von Trainer Vincent Kompany, die Zukunft von Joshua Kimmich und Bayern-Talent Adam Aznou gesprochen.

Ein Interview

Herr Freund, das 6:1 gegen Kiel dürfte aus Ihrer Sicht das perfekte Spiel gewesen sein, oder?

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Christoph Freund: Wir sind natürlich perfekt in das Spiel gestartet, haben sehr schnell geführt (Jamal Musiala erzielte das 1:0 nach 15 Sekunden, Anm.d.Red.) und dann ein richtig gutes Spiel gemacht. Wir hatten viel Spielfreude, haben viele Chancen kreiert. Es hat richtig Spaß gemacht, zuzuschauen. Und den Jungs hat es auch Spaß gemacht.

Jamal Musiala hat ein Tor geschossen und einen weiteren Treffer eingeleitet. War das die richtige Antwort auf die Kritik von Didi Hamann?

Ich glaube, wir haben dazu alles gesagt. Er hat wieder ein super Spiel gemacht, ist in guter Form und hat natürlich einen super Start in das Spiel hinbekommen. Das kann man sich nicht besser wünschen.

Im defensiven Mittelfeld gab Neuzugang Joao Palhinha sein Startelf-Debüt und spielte an der Seite von Joshua Kimmich. Wie beurteilen Sie seine Leistung?

Das war ein super Start im ersten Spiel von ihm. Er gibt uns Stabilität und hat ein gutes Spiel gemacht. Wir sind von seinen Qualitäten überzeugt, ansonsten hätten wir ihn nicht verpflichtet. Es ist schön, dass er sein erstes Pflichtspiel so gestalten konnte.

Es scheint so, als hätte Trainer Vincent Kompany eine klare Idee davon, wann er welchen Spieler bringt. Zuletzt bekam noch Aleksandar Pavlovic den Vorzug, heute dann Palhinha. Wie bewerten Sie Kompanys Kadermanagement?

Ich glaube, er hat ein gutes Gefühl für die Jungs. Er sieht sie jeden Tag im Training und spricht viel mit den Jungs. Er kann sich gut in sie hineinversetzen. Ich glaube, das ist eine große Stärke von ihm. Wir haben generell einen sehr, sehr guten Kader und einen guten Konkurrenzkampf. Wir brauchen den Kader auch, weil wir viele Spiele haben. Darum bin ich überzeugt, dass viele Spieler auf ihre Minuten kommen werden.

Christoph Freund
Christoph Freund ist Sportdirektor beim FC Bayern München. © IMAGO/Eibner/Fabio Deinert

Harry Kane hat alleine gegen Kiel drei Tore erzielt und jetzt in der Bundesliga nach drei Spieltagen vier Treffer auf dem Konto. Wenn man das auf 34 Spieltage hochrechnen würde…

Ich will das jetzt nicht hochrechnen, das wurde letztes Jahr schon immer gemacht. Aber er braucht nicht viele Chancen, er macht seine Tore und hat ein gutes Spiel gemacht. Es ist super, wenn er jetzt gleich wieder ins Treffen kommt. Natürlich hat er auch im Nationalteam getroffen. Jetzt hat er in der Bundesliga auch schon wieder vier Tore gemacht. Das ist ein guter Start in die Saison.

Der FC Bayern München ist durch den Sieg zurück an der Tabellenspitze. Was ist das für ein Gefühl?

Wir wollen immer ganz oben stehen. Das ist unser Anspruch. Das ist unser großes Ziel bis zum Saisonende. Darum sind wir happy, dass wir jetzt mit drei Siegen gestartet sind und jetzt auch schon viele Tore geschossen haben. Aber es geht weiter, es geht jetzt Schlag auf Schlag.

Wie aussagekräftig sind die ersten Spiele, wenn man bedenkt, dass der VfL Wolfsburg, der SC Freiburg und Holstein Kiel nicht die absoluten Top-Gegner sind? Die schwierigen Aufgaben kommen ja erst noch…

Im Endeffekt ist jeder Sieg wichtig für das Selbstvertrauen und für das Selbstverständnis. Wir haben einen neuen Trainer und auch einige neue Jungs in der Mannschaft. Darum ist es wichtig, dass wir gut gestartet sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit.

Der 18-jährige Adam Aznou hat bei Ihnen zwar noch nicht in der Bundesliga debütiert, absolvierte dafür aber sein erstes A-Länderspiel für Marokko – und zwar über die kompletten 90 Minuten. Wie bewerten Sie seine Entwicklung?

Ich habe das Länderspiel gesehen, er hat ein gutes Spiel gemacht. Er nimmt eine super Entwicklung, aber er ist noch ein richtig junger Bursche. Er trainiert die meiste Zeit bei uns mit. Er ist ein richtiges Juwel, der viel Qualität hat. Wir müssen ihm noch ein bisschen Zeit geben. Aber man hat in dem Länderspiel gesehen, dass er sich sofort anpassen und seine Leistung bringen kann, wenn er bei den Großen mitspielt. Er ist ein interessanter Spieler.

Leon Goretzka stand nicht einmal im Kader – wie schon im Pokal gegen Ulm. Hat er keine Chance auf Spielzeit, wenn alle Spieler fit sind?

Wir haben immer gesagt, dass der Kader sehr, sehr stark ist. Aber auch der Leon hat schon Minuten bekommen im letzten Spiel. Er trainiert gut, aber der Kader ist eben stark.

Ein weiterer Spieler, der im Vergleich zur vergangenen Saison kaum noch eine Rolle spielt, ist der Verteidiger Eric Dier. Wie geht er mit der Situation um?

Total professionell, er trainiert richtig gut und ist ein Top-Profi. Wir sind sehr happy, dass wir ihn haben, weil wir ihn noch brauchen werden. Wir spielen nun alle drei Tage, daher sind wir froh, viele gute Jungs im Kader zu haben.

Joshua Kimmich befindet sich in seinem letzten Vertragsjahr. Wie zuversichtlich sind Sie, dass er über die Saison hinaus beim FC Bayern bleiben wird?

Also, wir schauen jetzt von Spiel zu Spiel und parallel dazu werden wir mit unseren Kaderplanungen voranschreiten. Dass Joshua ein wichtiger Spieler ist und wir ihn gerne lange bei uns haben würden, steht außer Frage.

Über den Gesprächspartner

  • Christoph Freund (Jahrgang 1977) ist seit September 2023 der Sportdirektor des FC Bayern München und somit für die Kaderplanung und Transfers zuständig. Zuvor hatte er selbiges Amt von 2015 bis 2023 beim österreichischen Top-Verein Red Bull Salzburg ausgeübt. Als Spieler ist Freund früher vorwiegend in der 2. Liga von Österreich aktiv gewesen.
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