• Erling Haaland erzielte in seinen bislang 22 Bundesligaspielen bereits 23 Tore.
  • Sportdirektor Michael Zorc spricht von "Weltklasse".
  • Der 8. Spieltag stand für den BVB im Zeichen von Rekorden, Awards und Lobeshymnen.
Christopher Giogios
Eine Kolumne
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"Coach, ich bin sauer auf dich!" rief Erling Haaland nach dem 5:2-Sieg des BVB gegen die Berliner Hertha seinem Trainer Lucien Favre hinterher. Der hatte seinen Spieler fünf Minuten vor Schluss ausgewechselt, um einen anderen Youngster zu bringen: Youssoufa Moukoko debütierte mit 16 Jahren und einem Tag in der Bundesliga und brach damit den Bundesligarekord von Nuri Sahin.

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Als wäre dies nicht schon Schlagzeile genug, war es Haaland, der allen die Show stahl. Mit vier Treffern in einem Spiel reichte es zwar nicht, um mit BVB-Legende "Manni" Burgsmüller (fünf Tore) gleichzuziehen, was der 20-Jährige augenzwinkernd mit seinem Spruch in Richtung Favre quittierte. Aber auch ohne Torrekord bewies der Norweger - der vor dem Spiel mit dem "Golden Boy"-Award ausgezeichnet wurde - einmal mehr seine Weltklasse.

Weltklasse? Das ist ein großes Wort. Umso mehr sagt es aus, wenn dieser Ritterschlag vom Dortmunder Sportdirektor Michael Zorc selbst kommt.

Das passt eigentlich nicht ganz zum BVB, wo man sonst sehr um Understatement bemüht ist und vor allem seine jungen Spieler behutsam aufbauen möchte. Aber was bleibt den Dortmundern anderes übrig? Bei der Wucht, mit der Haaland mittlerweile im europäischen Spitzenfußball eingeschlagen ist, kann man seine Qualität kaum glaubhaft herunterspielen.

"Wucht" ist auch eine sehr treffende Bezeichnung für das, was Haaland auf den Platz bringt. Der Norweger versteht es bereits sehr gut, seine 1,94 Meter in Zweikämpfen gegen ebenso robuste Verteidiger einzusetzen. Gepaart mit seinem Antritt, einer für seine Körpergröße irrsinnigen Geschwindigkeit sowie einer beeindruckenden Schusstechnik ist er der personifizierte Alptraum für gegnerische Verteidigungen.

Es wäre aber völlig verfehlt, Haalands Leistungen bloß auf seine Physis zu reduzieren. Tore wie den 1:1-Ausgleichstreffer erzielt er, weil er kluge Laufwege macht und an den richtigen Stellen lauert; er steht zum richtigen Zeitpunkt dort, wo ein Stürmer eben stehen muss.

Haaland verkörpert Geilheit auf Tore

Was allerdings gute Fußballer von Weltklassespielern unterscheidet, ist die Mentalität. Dieser Begriff fällt bei Borussia Dortmund häufig, wenn wir über unnötige Niederlagen in Augsburg oder uninspirierte Leistungen bei Lazio Rom sprechen. Wenn man allerdings einen 0:1-Rückstand gegen unbequeme Herthaner innerhalb von fünf Minuten dreht, dann ist das auch Mentalität – im allerbesten Sinn.

Genau das verkörpert Haaland. Die Geilheit auf Tore, darauf, immer noch einen draufzusetzen. Das sind die Eigenschaften, mit denen der BVB in der Klopp-Ära europaweit begeisterte.

Überall in der BVB-Fangemeinde hörte man am Wochenende, dass ein Spieler wie Haaland in Zeiten von Fußball ohne Zuschauer wieder ein gewisses Feuer in den Fans weckt. Kaum auszumalen, wie bei einer derartigen Einzelleistung eine volle Dortmunder Südtribüne explodiert wäre.

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Haaland: Moukoko das "größte Talent der Welt"

Ein bisschen Einordnung muss dann aber doch sein: Favre machte nämlich alles richtig, als er Haaland beim Stand von 5:2 auswechselte. Dass der Stürmer sich wohl überhaupt keine Pause gönnen würde, zeichnet ihn und seine Gier aus.

Umso mehr muss der BVB darauf achten, ihn auch vor sich selbst zu schützen. Ein überspielter, gar verletzter Haaland bringt ihn selbst und den Verein mit einem vollgepackten Spielplan nicht weiter. Zumal man mit Moukoko mittelfristig nun einen echten Stürmerersatz auf der Bank sitzen hat.

Den bezeichnete Haaland übrigens als "größtes Talent der Welt", als würde ein alter, gestandener Spieler über den Nachwuchs sprechen. Ganz falsch liegt Erling Haaland damit allerdings nicht. Er selbst ist ja bereits Weltklasse.

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