• Sebastian Vettel setzt sich seit längerer Zeit für den Umweltschutz und mehr Nachhaltigkeit ein. Das steht im Widerspruch zu seinem Job in der Formel 1.
  • Rallye-Legende Walter Röhrl sagt ganz klar: Wenn Vettel sich als Umweltsünder sieht, muss er aufhören.
  • Über seine Zukunft denkt Vettel im Moment nach.

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Sebastian Vettel weiß selbst, dass er ein wandelnder Widerspruch ist. Seine Mission für besseren Umweltschutz und mehr Nachhaltigkeit erklärt Vettel logisch, nachvollziehbar und nachdrücklich. Trotzdem passen seine Plädoyers natürlich nicht zu seinem Job in der Formel 1.

Das gibt der 34-Jährige offen zu. Als er zuletzt in der BBC-Sendung "Question Time" zu Gast war, kam die Frage auf, ob es ihn nicht zum Heuchler mache, für mehr Umweltschutz zu plädieren und gleichzeitig in der Formel 1 zu fahren, und Vettel erklärte: "Das tut es. Ich bin kein Heiliger."

Vettel steckt schon länger in einer moralischen Zwickmühle. Der Heppenheimer hält einer Branche, die sich nie groß um Nachhaltigkeitsfragen oder Umweltverschmutzung gekümmert hat, den Spiegel vor, legt den Finger in die Wunde, kritisiert.

Er frage sich selbst, ob es Sinn mache, Formel-1-Rennen zu fahren und um die Welt zu reisen, so Vettel: "Es ist meine Leidenschaft, ein Rennauto zu fahren. Jedes Mal, wenn ich in ein Cockpit steige, liebe ich es. Aber wenn ich aussteige, denke ich selbst natürlich auch: 'Sollten wir das wirklich tun, die Welt bereisen und Ressourcen verschwenden?'", sagte Vettel, fügte aber auch an: "Andererseits sorgen wir für Unterhaltung."

Nicht nur Fürsprecher

Vettel hat nicht nur Fürsprecher, was sein Engagement betrifft. Wenn er sich bei einem Projekt für den Lebensraum von Bienen engagiert, auf den Tribünen von Silverstone nach dem Rennen den Müll aufsammelt oder sich eine Rebellenfrisur zulegt, wird er schon mal belächelt. Darum schert sich der Deutsche nicht, auch nicht darum, dass er den Formel-1-Verantwortlichen mit seinen Aktionen auf die Füße tritt und bei ihnen nicht der beliebteste Fahrer ist.

Doch Rallye-Legende Walter Röhrl bringt die Vettel-Problematik auf den Punkt. Denn für Röhrl gibt es kein Mittelding, für ihn gibt es nur entweder oder. "Ich habe mich ein wenig gefragt, was denn mit ihm passiert ist. Aber wenn ich mich nach 15 Jahren im Motorsport besinne und jetzt der Meinung bin, dass ich ein Umweltsünder bin, dann muss ich aufhören, basta! So ist das eine Katastrophe", sagte Röhrl der Welt.

Vettel könne schlecht jammern, dass er was für die Umwelt tun wolle und gleichzeitig mit der Formel 1 um die Welt fliegen, so Röhrl. "Das geht nicht. Man muss dann schon konsequent sein Leben danach richten", so Röhrl weiter.

Man muss dazu sagen: Vettel denkt im Moment intensiv über seine Zukunft nach, es ist komplett offen, ob er in der kommenden Saison noch in der Motorsport-Königsklasse fahren wird. Sein Vertrag bei Aston Martin läuft Ende 2022 aus. Teamchef Mike Krack hatte zuletzt klargestellt, dass der Rennstall Vettel halten will.

Doch der viermalige Weltmeister hat seine Entscheidung noch nicht getroffen. Zum einen sind bei Vettel die sportlichen Möglichkeiten mit Aston Martin ein wichtiger Faktor, zum anderen aber eben auch der erwähnte Widerspruch – beziehungsweise die eigene Glaubwürdigkeit. Wie "Auto Bild" berichtet, will Vettel bis Mitte Juli entscheiden, wie es für ihn weitergeht. Es gelte als nicht unwahrscheinlich, dass er Röhrls "Ratschlag" befolge, heißt es in dem Bericht.

Röhrl sieht bei Vettel ein Motivationsproblem: "Verlernt hat Sebastian das Rennfahren keinesfalls", so der 75-Jährige. Es sei aber logisch, dass ihm dadurch die endgültige Motivation, die man in diesem Geschäft der Tausendstelsekunden benötigt, abhandenkomme, so Röhrl. Hat Vettel noch die Motivation? Das ist eine weitere, wichtige Frage, die er für sich beantworten muss.

Röhrls Bitte an Vettel: "Ich mag ihn und hoffe aus meinem Blickwinkel nicht, dass er sich von Autobahnen abseilt, wie das bei Greenpeace immer wieder gemacht wird, um den öffentlichen Verkehr lahmzulegen." Auch diesen Seitenhieb wird Vettel überhören oder weglächeln. Er weiß, dass er im Moment ein wandelnder Widerspruch ist. Die Frage ist, wie lange noch.

Verwendete Quellen:

  • Welt.de: Interview mit Walter Röhrl
  • Auto Bild: Von Vettel bis Verstappen: Die vier Brennpunkte der Formel 1
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