Frauen sind in der Formel 1 immer noch deutlich unterrepräsentiert. Allerdings zeigen immer mehr, dass weibliche Mitarbeiterinnen erfolgreich in der Königsklasse des Motorsports sein können – auch in Schlüsselpositionen. Laura Müller kann sogar Geschichte schreiben.

Mehr News zur Formel 1

Esteban Ocon hat sich verplappert. Unabsichtlich, und eigentlich überhört man es auch fast. Doch der Franzose erklärte im Interview mit dem französischen TV-Sender Canal+ zu seinem neuen Arbeitgeber Haas: "Ich bin bereits in Kontakt mit meiner zukünftigen Ingenieurin und freue mich darauf, während der Tests mit ihr zu arbeiten."

Ingenieurin? Bei den Testfahrten nach dem Formel-1-Finale in Abu Dhabi wurde anhand der Bilder klar, wen er denn meinte: Laura Müller. Die Deutsche war zuletzt Performance-Ingenieurin beim US-Rennstall und arbeitete nun bei den Tests mit Ocon zusammen. Wie Sky berichtet, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie die Renningenieurin des 28-Jährigen wird, der zur Saison 2025 von Alpine zu Haas wechselt.

Formel 1: Immer öfter Frauen in Schlüsselpositionen

Offiziell ist die Beförderung Müllers aber noch nicht. Doch sollte es tatsächlich dazu kommen, würde sie Geschichte schreiben: Sie wäre die erste Renningenieurin eines Piloten in der Historie der Motorsport-Königsklasse. Und sie wäre ein weiterer Beleg dafür, dass nicht nur immer mehr Frauen in der Formel 1 arbeiten, sondern dort auch immer öfter Schlüsselpositionen einnehmen.

Ein Vorbild in der Hinsicht ist fraglos Hannah Schmitz, die seit Jahren als Chefstrategin den Renn-Schlachtplan für Weltmeister Max Verstappen schmiedet. Sie ist einer der klugen Köpfe hinter den Erfolgen von Red Bull Racing, sie ist die Taktikerin, sie ist diejenige, die den Unterschied in den Rennen machen kann. Auch die 39-Jährige soll übrigens befördert werden: Da der Leiter der Red-Bull-Rennstrategie, Will Courtenay, 2026 zu McLaren wechseln wird, soll Schmitz den Job übernehmen.

Hannah Schmitz
Hannah Schmitz. © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Annika Graf

Wie Schmitz hat sich auch Müller die Beförderung durch gute Leistungen verdient. Die studierte Ingenieurin für Fahrzeugtechnik war 2021 Renningenieurin beim Team Abt in der DTM, wo sie gemeinsam mit Sophia Flörsch arbeitete. Danach ging es für sie in die Formel 1 zu Haas, wo sie zunächst für die Simulationsarbeit verantwortlich und später dann Performance-Ingenieurin war. Haas schaffte in der abgelaufenen Saison mit 58 Punkten einen guten siebten Platz in der Konstrukteurswertung. Dabei arbeitete sie auch mit Nico Hülkenberg zusammen, der das Team in Richtung Audi bzw. Sauber verlässt.

Laura Müller und der beste Moment

"Das Beste an meinem Job ist, dass ich sofort Ergebnisse sehen kann", sagte Müller im Sommer in einem Haas-Video. "Normalerweise weiß ich innerhalb einer Stunde nach einer Entscheidung, ob sie absolut katastrophal, durchschnittlich oder wirklich, wirklich gut war", so Müller. Die sofortige Bestätigung sei definitiv einer der großen Aspekte ihres Jobs: "Und wenn ein Fahrer mit der Einstellung des Autos zufrieden ist, gibt es keinen besseren Moment."

Was würde sie der nächsten Generation von angehenden Ingenieurinnen raten? "Lasst euch nichts gefallen", stellte sie klar. Dazu betonte sie, dass man auch später noch diesen Weg gehen könne: "Physik war in der Schule nicht mein Ding. Ihr könnt also auch noch spät in eurem Leben beschließen, dass ihr es machen wollt", sagte Müller: "Ihr müsst euch einfach mit ganzem Herzen dafür einsetzen."

Der entscheidende Schlüssel sei Erfahrung, erklärte sie: "Macht so viele Praktika wie möglich. Und versucht es einfach. Wenn ihr in den Motorsport einsteigen wollt, werdet die Reifenfrau in einem F3-Team. Fahrt nach Silverstone, schaut euch um und fragt, ob ihr etwas tun könnt. Sammelt einfach Erfahrung."

"Spaß, Lächeln, Erfüllung im Team – und ein schnelles Auto."

, Haas-Pilot
Esteban Ocon

So gesehen wäre der nächste Schritt zur Renningenieurin für sie auch eine neue Erfahrung, zumindest in der Formel 1. Dabei geht es auch darum, Ocon den Einstieg bei seinem neuen Arbeitgeber zu erleichtern. "Es wird viel zu tun geben: neue Verbindungen knüpfen, neue Leute kennenlernen, sich auf die bestmögliche Weise integrieren. Das ist der erste Schritt", sagte Ocon.

Und mit welchen Wünschen geht er die neue Aufgabe bei Haas an? "Spaß, Lächeln, Erfüllung im Team. Und natürlich ein schnelles Auto." Wofür dann auch Müller verantwortlich sein wird.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.