Sebastian Vettel ist auf dem bisherigen Tiefpunkt seiner einst glänzenden Formel-1-Karriere angelangt. Der viermalige Weltmeister antwortet nach dem ersten von zwei Rennen in Silverstone zunächst nicht, als sich sein Teamchef Mattia Binotto über den Funk meldet.

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Sebastian Vettel ist zehn Jahre nach dem Gewinn seines ersten Weltmeistertitels in der Formel 1 nur noch unter "ferner fuhren" unterwegs. Zuletzt ergatterte der 33-Jährige im englischen Silverstone auf Rang zehn nur deshalb noch einen WM-Punkt, weil Konkurrenten wie Valtteri Bottas und Carlos Sainz jr. der linke Vorderreifen versagte.

Vettel antwortet nicht auf Binottos Meldung per Funk

Danach war Vettel derart frustriert, dass ihm die Lust darauf vergangen war, mit seinem Teamchef zu reden. Mattia Binotto blitzte per Funk ab, als er meinte: "Hi Seb, Mattia hier. Hartes Rennen heute. Wir wissen, dass es ein schwieriges Wochenende war. Aber in einer Woche sind wir wieder hier und machen es besser."

Genau 17 Sekunden lang antwortete Vettel nicht. Erst, als sein Team ein technisches Problem vermutete und ihn aufforderte, einen Verbindungscheck durchzuführen, antwortete der Deutsche.

"Ja, es war ein schwieriges Rennen. Ich hatte wenig Vertrauen ins Auto, ähnlich wie im Qualifying." Er beschrieb, "Runde für Runde Probleme" gehabt und "viel probiert" zu haben: "Aber nichts davon war ein Durchbruch."

Nach vier Läufen der WM-Saison 2020 rangiert Vettel mit zehn WM-Zählern lediglich auf Rang 13, 78 Punkte hinter Titelverteidiger und WM-Leader Lewis Hamilton. Vettels Ferrari-Kollege Charles Leclerc, der sich schon zweimal auf dem Podium platzierte, hat als Gesamt-Fünfter der WM-Wertung auch schon 23 Punkte mehr auf dem Konto als Vettel.

Ferrari wartet seit 2007 auf einen WM-Titel

Dessen Abschied von Ferrari zum Ende der Saison steht fest. Dann wird es der ehemalige Red-Bull-Pilot in sechs Jahren nicht geschafft haben, der Scuderia den ersten WM-Titel seit Kimi Räikkönen 2007 zu bescheren.

In dieser Hinsicht setzt die Scuderia seit dessen Wechsel von Sauber zu Ferrari auf den Monegassen Charles Lerclerc. Hartnäckig hält sich - vornehmlich natürlich unter Vettel-Fans - die Theorie, Vettel werde deshalb zugunsten Leclercs bewusst benachteiligt.

Daran glaubt der einstige Formel-1-Pilot Nick Heidfeld nicht, obwohl er sagt, "dass bei Ferrari grundsätzlich etwas nicht stimmt". Heidfeld wunderte sich über Vettels indiskutable Vorstellung in Silverstone, da Vettel Leclerc zuvor im Qualifying des zweiten Rennens im österreichischen Spielberg ebenso übertrumpft hatte wie während des Grand Prix von Ungarn in Budapest. Den hatte Vettel als Sechster beendet. Leclerc war auf Rang elf gelandet.

Heidfeld schließt interne Manipulation am Ferrari aus

Dass die Scuderia bei Vettel "falsche Teile" ans Auto schraube, schloss Heidfeld mit Verweis auf die Konstrukteurs-WM allerdings aus: "Ihn dadurch langsamer zu machen, ergibt keinen Sinn."

"Irgendwas" müsse aber sein, rätselt Vettel angesichts des enttäuschenden Auftritts von Silverstone. Er fühle sich in seinem Ferrari "überhaupt nicht wohl". "Das Auto und ich haben an diesem Wochenende nicht zusammengefunden. Ich kam auf keinen grünen Zweig", erklärte Vettel nach Rennende am Mikrofon von RTL.

Sebastian Vettel: "Es ist grundlegend etwas faul"

Und dann kam der entscheidende Satz, der verdeutlichte, wie tief der Graben zwischen Vettel und seinem Noch-Rennstall mittlerweile ist: "Es ist grundlegend etwas faul - entweder bei mir oder beim Auto."

Für beide Seiten, für Vettel wie Ferrari, geht die Suche nach der Ursache weiter. "Wir werden versuchen, es besser zu machen." Der Rennkalender lässt zur Analyse kaum Zeit. Mit dem Grand Prix am 9. August (ab 15:10 Uh, live bei RTL und Sky) feiert die Formel 1 in Silverstone auch ihr 70. Jubiläum. (dpa/hau)

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