• Die Stimmung bei Haas ist gereizt: Teamchef Günther Steiner wird für sein Krisenmanagement kritisiert.
  • Der Italiener wehrt sich in einem TV-Interview mit sehr deutlichen Worten.
  • Mick Schumacher bringt das alles nichts: Er bleibt weiterhin ohne Punkte in der Formel 1.

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Günther Steiner nutzte in einem Interview die Gelegenheit, um sich zu wehren. Denn die Situation um Mick Schumacher entwickelt beim Formel-1-Rennstall Haas eine gewisse Eigendynamik. Klar: Der berühmte Name, die großen Erwartungen, die momentanen Schwierigkeiten – die Aufmerksamkeit ist sowieso riesig. Und wenn es dann nicht läuft, wird es in der Motorsport-Königsklasse schnell unangenehm, für alle Beteiligten. Auch für Haas-Teamchef Steiner, der noch mehr im Mittelpunkt steht als sonst.

In seiner Funktion ist er der Mann für alles: Motivator, Krisenmanager, Mahner, Kritiker, Psychologe, um nur ein paar Funktionen zu nennen. Für den Umgang mit Schumacher und dessen erster Krise musste Steiner zuletzt aber Kritik einstecken, denn zum Geschäft gehört es auch, dass man von allen Seiten jede Menge Ratschläge bekommt. Und das passt dem Italiener gar nicht. Deshalb ließ er kurz vor dem achten Saisonrennen in Baku vor laufenden Kameras ordentlich Dampf ab. "Es wird das Lager von außen gespalten", wetterte Steiner bei Sky: "Wir wollen Mick erfolgreich haben. Wie wir es machen, ist unsere Sache. Wir brauchen keine Beratung. Die Spaltung des Teams von außen ist nicht gut für Mick."

Mann der klaren Worte

Steiner ist als Mann der klaren Worte bekannt, mit seinen derben Sprüchen und Aussagen wurde er in der Netflix-Doku "Drive to Survive" zur Kultfigur. Die Art und Weise, wie er zuletzt die Auftritte Schumachers moderierte, war allerdings nicht immer glücklich. Er hatte zum Beispiel nach dem Monaco-Rennen, in dem Schumacher verunfallte, mit dem Satz "Wir müssen schauen, wie wir von hier aus weitermachen" jede Menge Interpretationsspielraum zugelassen. Immer wieder verwies er nach den Schumacher-Unfällen auf die entstandenen Kosten, dazu hält er den Druck hoch, zum Beispiel mit der Aussage, dass man in der Formel 1 nicht ewig Zeit habe. Oder dass Schumacher langsam mal punkten müsse. Dinge, die der 23-Jährige natürlich selbst auch weiß.

Es ist sicher keine leichte Aufgabe, einen Fahrer wie Schumacher, der so im Mittelpunkt des Interesses steht, in der Öffentlichkeit durch die aktuelle schwierige Phase zu führen. Teamkollege Kevin Magnussen hat 15 Punkte geholt, Schumacher noch keinen, stattdessen häufen sich die Fehler. Parallel dazu hat der Haas zwar Potenzial, aber im Gegensatz zur Konkurrenz noch kein großes Update erhalten. Das soll erst im Juli kommen, was die Situation sportlich nicht einfacher macht.

Ansätze, die Situation menschlich zu begleiten, gibt es einige. Steiner hat sich dazu entschieden, sich treu zu bleiben, der 57-Jährige lässt sich nicht verbiegen. Heißt: Er bleibt direkt, autoritär, schroff, dafür aber auch ehrlich. Ist das noch zeitgemäß? Wichtiger noch: Ist es die richtige Art für Schumacher?

Öffentliche Kritik "der völlig falsche Weg"

Mercedes-Teamchef Toto Wolff kritisierte in Baku bei RTL, dass öffentliche Kritik "der völlig falsche Weg" sei. "Das Allerwichtigste ist jetzt, dass der Druck von ihm genommen wird. Mick kann Autofahren und hat auch die notwendige Intelligenz. Man muss ihn einfach jetzt so fahren lassen, wie er das kann und wie sein Instinkt das möglich macht." Für Wolff ist klar: "Wenn man ihn immer wieder darauf hin piesackt, wird der Druck noch größer."

Micks Onkel Ralf Schumacher sagte bei ServusTV, dass Steiner wegen der Unruhe von außen "manchmal selbst schuld" sei, "bei seinen Aussagen. So etwas will ein Fahrer einfach nicht lesen". Ex-Formel-1-Fahrer Christian Danner zeigte wiederum Verständnis für Steiner, die Ansage an Schumacher sei "höchste Zeit" gewesen, sagte Danner bei Sport1: "Der Chef, dem der Fahrer zwei Totalschaden abliefert, der wird doch mal sagen dürfen: ‚Lieber Bursche, jetzt lass das mal mit dem Crashen." Die Meinungen gehen auseinander.

Was auffällt: Andere Teamchefs mögen hinter verschlossenen Türen nicht zimperlich sein, Leute wie Franz Tost (AlphaTauri) oder Andreas Seidl (McLaren) stellen sich aber öffentlich meist vor ihre Fahrer. Ralf Schumacher glaubt zum Beispiel, dass Mick unter diesen beiden Teamchefs schon Punkte geholt hätte. Doch jeder Teamchef hat seinen eigenen Ansatz. Er probiere, den Druck von Schumacher wegzuhalten, sagte Steiner: "Ich brauche Mick, Mick braucht uns. Und wir müssen zusammenarbeiten. Es gibt viel Druck von außen, jedes Wort wird umgedreht. Ich bin wie ich bin und ihr werdet mich auch nicht ändern", so Steiner weiter.

Formel-1-Pilot Sebastian Vettel in Barcelona bestohlen

Sebastian Vettel ist nach dem Formel-1-Rennen in Spanien überfallen worden. Dem viermaligen Weltmeister wurde am Montag in der Innenstadt von Barcelona eine Tasche gestohlen. Wie eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Montag auf Anfrage erklärte, geht es Vettel selbst gut.

Haas "nicht unhuman"

Man sei ein Team, und man sei nicht so schlecht oder unhuman, "wie manche Leute es machen", so Steiner, der betonte, das Team habe sich zum Beispiel bei Schumacher nach dem Defekt im Training in Baku entschuldigt. Bei seinem Verteidigungsversuch sorgte er allerdings für Stirnrunzeln, als er auch sagte: "Wenn ich nach einem Rennen lese, was wir alles falsch gemacht haben. Ich habe für jede dieser Dinge zehn Sachen, wo Mick schlecht ist". Mit Aussagen wie diesen gießt er allerdings weiteres Öl ins Feuer.

Die Situation nagt inzwischen aber auch an Mick Schumacher, der nach dem Qualifying in Baku zugab, "genervt" zu sein, weil die Situation "doof" sei. Besser wurde sie im Rennen nicht, als 14. ging er erneut leer aus. Trotzdem: Die Fronten zwischen ihm und Schumacher seien "nicht verhärtet", so Steiner: "Wir sprechen positiv, wie es weitergeht. Beratung, wie es weitergeht, brauche ich nicht." Bekommen wird er sie natürlich trotzdem, solange der Erfolg ausbleibt.

Verwendete Quellen:

  • TV-Interview Steiner bei Sky
  • Interview Wolff bei RTL
  • Sport und Talk im Hangar 7 auf ServusTV
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