Orlando - Wer diesen jungen Mann am Strand von Kalifornien sitzen sieht, der kann sich kaum vorstellen, dass es sich um den bislang bestbezahlten Sportler Deutschlands handelt. 224 Millionen US-Dollar, umgerechnet rund 207 Millionen Euro, wird Franz Wagner in den kommenden fünf Jahren bei Orlando Magic verdienen. Ein Volumen, das selbst der frühere Basketball-Superstar Dirk Nowitzki in seiner 2011 mit dem NBA-Titel gekrönten Karriere nicht erreicht hat.
Doch in den Bildern der neuen ZDF-Dokumentation "The Wagner Brothers – Zwei Brüder. Ein Traum", die ab Dezember in vier Teilen erscheinen wird, wirkt Wagner auf der Terrasse des Strandhauses in Dana Point wie ein ganz normaler junger Mann. Zusammen mit seinem Bruder Moritz spielt Wagner Karten, während beide auf den Anruf von Moritz Agenten warten.
Wertschätzung wichtiger als Geld
Es ist der Sommer 2023 und die Wagner-Brüder bereiten sich auf die WM in Asien vor, bei der sie einige Wochen später sensationell Weltmeister und damit in ganz Sport-Deutschland bekannt werden. Moritz Wagner buhlt um einen neuen Vertrag und die sehenswerte Dokumentation der beiden Regisseure Thomas Pletzinger und Timon Modersohn macht deutlich, dass die Spieler die Wahnsinnssummen in der NBA zwar gerne mitnehmen, Geld aber nicht alles ist.
Vielmehr geht es Moritz Wagner in den Vertragsverhandlungen um Anerkennung und Wertschätzung. Der ältere der beiden Wagner-Brüder hat eine gute Saison hinter sich, das will er im neuen Vertragsangebot gewürdigt wissen. Doch das erste Angebot der Magic-Bosse über sechs Millionen Dollar für ein Jahr suggeriert eher, dass sie Moritz halten wollen, um seinen Bruder Franz glücklich zu machen.
"Ich bin kein Erzieher. Ich bin Basketballer", sagt Moritz am Telefon zu seinem Agenten. "Ich habe keinen Bock darauf, Babysitter zu sein." Am Ende unterschreibt er einen Vertrag über zwei Jahre für 16 Millionen Dollar und ist zufrieden.
Lob von Nowitzki
Wenn Orlando an diesem Mittwoch (Ortszeit) in Miami in die neue Saison startet, trägt in Tristan da Silva, Bruder von Nationalspieler und Bayern-Profi Oscar da Silva, ein weiterer Deutscher das Magic-Trikot. Im Fokus wird aber vor allem Franz Wagner stehen, dem Experten nicht nur wegen des Mega-Vertrags den Sprung zu einem der Superstars der Liga zutrauen.
"Ich liebe seine Art zu spielen. Er kann eigentlich fast alles", lobt
Einer ruhig, einer laut
Wagner selbst hält sich mit solchen Vergleichen nicht lange auf. Er weiß, dass er gut ist, zugleich aber auch noch Bereiche in seinem Spiel hat, an denen er arbeiten muss. Im Vergleich zu seinem älteren Bruder wirkt Franz Wagner eher etwas schüchtern und zurückhaltend, wirkt gelassen und spricht oft leise.
In einer lebhaften Familie mit den seit der WM bekannten Eltern Axel und Beate, die auch in der Doku eine zentrale Rolle spielen, nimmt er die Figur des Ruhepols ein. "Er hat sich eine Nische gebaut in unserer Familie. Er hat sich das angeguckt und hat gedacht, jetzt bin ich mal bisschen ruhiger und denke nach, bevor ich rede", erzählte Moritz Wagner, der das komplette Gegenteil ist.
Playoffs als Ziel
Mit dem Verpassen einer Olympiamedaille mussten die Wagner-Brüder im Sommer in Paris nach Jahren des kometenhaften Aufstiegs erstmals wieder einen kleinen sportlichen Rückschlag hinnehmen. In der NBA soll es nun wieder nach oben und mit Orlando zum zweiten Mal in Serie in die Playoffs gehen.
"Ich denke, wir haben die vergangenen Wochen gut genutzt, um die Erlebnisse der Olympischen Spiele zu verarbeiten. Jetzt freue ich mich, dass es in den USA wieder losgeht", sagte Franz Wagner bei der Vorstellung der ZDF-Doku Ende September in Berlin.
Und das viele Geld? Spielt für Franz Wagner nur eine Nebenrolle. "Natürlich ist diese Summe surreal", sagt Wagner. Wichtiger ist es für ihn, dass er sich in Florida wohlfühlt und seinen Bruder weiter an seiner Seite hat. "Ich weiß schon zu schätzen, dass diese Konstellation mit Moritz und mir eine besondere ist."
Ein besonderer Fan
Und noch einer freut sich über das Wagner-Duo in Orlando. "Sie spielen unglaublich. Franz und Moritz, beide sind toll! Ich hoffe, sie werden nie getrennt und spielen immer für denselben Club", sagte NBA-Legende Shaquille O'Neal jüngst der "Sport Bild". "Die Wagner-Boys gehören zusammen. Ich liebe sie!" © Deutsche Presse-Agentur
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.