Eine rätselhafte neurologische Erkrankung beschäftigt seit August Tierärzte in Deutschland und Europa. Die Symptome reichen von plötzlichen Verhaltensänderungen und Panikattacken bis zu schweren epileptischen Anfällen. Erste Untersuchungen deuten auf Vergiftungserscheinungen hin.
Die Symptome treten plötzlich auf. Ohne Vorwarnung oder äußere Einflüsse geraten Hunde in Panik, bellen und versuchen, davonzurennen. Die panischen Episoden dauern meist mehrere Minuten, bevor sie von von selbst enden. Um Fälle wie diese müssen Tierärzte sich in letzter Zeit immer häufiger kümmern.
Bereits seit Ende August 2024 beobachtet die Klinik für Kleintiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) eine besorgniserregende Häufung von Hunden mit akuten und schweren neurologischen Symptomen. Das Phänomen, das mittlerweile deutschlandweit und möglicherweise europaweit auftritt, stellt Tierärzte vor Rätsel und gibt Anlass zu intensiver Forschung. Einige Experten sprechen dabei vom sogenannten "Werwolfsyndrom".
"Werwolfsyndrom": Häufung neurologischer Fälle bei Hunden Die TiHo Hannover hat mögliche Zusammenhänge mit Impfungen, Infektionen oder Zeckenmitteln weitgehend ausgeschlossen. Behörden wurden bereits über die Fälle informiert, und Tierärzte bundesweit sind sensibilisiert. Die Klinik appelliert auf Instagram an Hundehalter, bei entsprechenden Symptomen unverzüglich einen Neurologen aufzusuchen oder direkt die TiHo Hannover zu kontaktieren.
Dort wird intensiv daran gearbeitet, die Erkrankung besser zu verstehen und betroffenen Hunden wirksam zu helfen. Die Symptome der mysteriösen Erkrankung sind vielfältig:
- episodische, plötzliche und extreme Aufregung, Panikattacken mit Heulen, Unruhe und Schreien
- Versuche, durch Türen oder Fenster zu entkommen
- gelegentliches aggressives Verhalten und Hinweise auf Halluzinationen
- generalisierte epileptische Anfälle
Diese Symptome treten unabhängig von Stresssituationen auf. Der Verlauf der Krankheit schwankt und kann sich nach einem akuten Beginn über mehrere Tage und sogar Wochen erstrecken. Da die Erkrankungen zeitgleich an unterschiedlichen Orten auftreten, scheinen äußere Faktoren eine Rolle zu spielen. Die TiHo Hannover und weitere Spezialisten arbeiten nun intensiv daran, die Ursachen der rätselhaften Erkrankung zu entschlüsseln.
Forschung läuft auf Hochtouren
Hundehalter, deren Tiere vergleichbare Symptome zeigen, sollten umgehend tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und gezielt zum Neurologen gehen. Die Klinik in Hannover hat bereits einige Fortschritte in der symptomatischen Behandlung gemacht, und viele Hunde können genesen. Die plötzlichen Panikattacken und weiteren Symptome sind keinesfalls ein Todesurteil für Fellnasen.
Als potenzieller Auslöser wird zunehmend eine Vergiftung durch belastete Futtermittel vermutet. Insbesondere Kauknochen aus Rinderhaut oder belastetes Kauspielzeug aus China stehen aktuell im Verdacht. Nachdem sich ähnliche Fälle in Finnland gehäuft hatten, wurden dort Maßnahmen gegen solche Produkte ergriffen und Rückrufaktionen durchgeführt, berichtet "DelmeNews".
Hund Cooper war betroffen
Einer der Betroffenen ist der Delmenhorster Hund Cooper, dessen Verlauf exemplarisch für die beunruhigende Entwicklung steht. Cooper litt monatelang unter schweren Panikattacken, die ohne erkennbare Auslöser sowohl zu Hause als auch unterwegs auftraten. Die Symptome ähnelten zunächst einer Epilepsie, doch trotz einer Therapie mit Antiepileptika traten die Anfälle erneut auf. Eine klare Diagnose blieb aus. Doch nachdem die Halter auf Rinderhautkauknochen verzichtet hätten, habe sich Coopers Zustand verbessert.
Die TiHo Hannover rät in den Kommentaren unter ihrem Reel von Spekulationen ab. "Wir wollen nicht wild spekulieren. Deswegen ist es wichtig, dass betroffene Hunde beim Neurologen vorgestellt werden", heißt es etwa. "Wir sind da alle vernetzt und sammeln die Befunde." Die Forscherinnen und Forscher versprechen, Hundehalter sofort zu informieren, sobald sie die Ursache ermittelt haben. © Deine Tierwelt
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