Die in Afghanistan herrschenden Taliban haben trotz lokaler Proteste eine Großaktion gegen den Anbau von Schlafmohn fortgesetzt.
In der nordostafghanischen Provinz Badachschan seien seit Beginn der Maßnahme 1000 Hektar Anbaufläche zerstört worden, berichtete das Verteidigungsministerium der Islamisten am Donnerstag auf X. Die Aktion werde bis zur vollständigen Zerstörung fortgesetzt, hieß es weiter.
Laut einem UN-Bericht von November 2023 ist der Anbau von Opium um 95 Prozent zurückgegangen, seitdem die Taliban 2022 ein entsprechendes Verbot erlassen hatten. In dem von Krieg und Armut geplagten Land gilt der Anbau der Droge als sehr rentabel und trägt zum Überleben vieler Bauern bei. Vor dem Verbot stammten zeitweise etwa 90 Prozent des weltweit angebauten Schlafmohns, der Basis für Opium und Heroin ist, aus Afghanistan.
Rund 2000 Sicherheitskräfte seien für die Großaktion in Badachschan im Einsatz, berichtete der afghanische Sender Tolonews unter Berufung auf lokale Behördenvertreter. Demnach wurden rund 80 Quadratkilometer landwirtschaftliches Gebiet - das entspricht in etwa der Fläche des Chiemsees in Bayern - durchkämmt.
In den vergangenen Wochen hatte die Zerstörung der Mohnfelder im Nordosten schwere und selten gesehene Proteste ausgelöst. Sicherheitskräfte schlugen die Demonstrationen der Bauern und Einwohner der Region gewaltsam nieder. Es kam zu Festnahmen. Einige Protestteilnehmer sollen Berichten zufolge getötet worden sein. Auch sollen nach dpa-Informationen Weizenfelder bei der Aktion zerstört worden sein, was die Unzufriedenheit weiter schürte.
Laut den Vereinten Nationen lag die Anbaufläche für Schlafmohn im Jahr 2023 in ganz Afghanistan bei knapp 11 000 Hektar. 2020 wurde Schlafmohn noch auf einer Fläche von rund 224 000 Hektaren angebaut. Während des bewaffneten Aufstands der islamistischen Taliban diente die Herstellung der Droge als wesentliche Einnahmequelle. Im August 2021 hatten die Taliban nach einer militärischen Blitzoffensive wieder die Macht an sich gerissen. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.