Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat vor einer Überheblichkeit gegenüber den politischen und gesellschaftlichen Zuständen in den USA und einer zunehmenden Radikalisierung in Deutschland gewarnt. "Wir schauen aus meiner Sicht mit viel zu viel Überheblichkeit über den Atlantik und finden, dass das, was sich in den USA seit vielen Jahren zeigt, mit uns nichts zu tun hat", sagte der Politiker bei einem Kongress der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) in Frankfurt am Freitag. "Wir leben aber auf keiner Insel."

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Deutschland ist Steinmeier zufolge noch immer weit entfernt von dem, was sich in den USA "als Spaltung der Gesellschaft niedergeschlagen hat". "Wir haben Qualitätsmedien, wir haben immer noch im internationalen Vergleich hohe Wahlbeteiligung, wir haben eine intensive Auseinandersetzung über das gesamte politische Geschehen von Kiel bis München", sagte der Bundespräsident im Gespräch mit dem Herausgeber der FAZ, Berthold Kohler.

Das unterscheide Deutschland immer noch von den USA, allerdings habe man in hierzulande "viel zu lange in der Vorstellung gelebt, dass wir mit gänzlich anderen Stabilitätsgarantien ausgestattet sind", sagte Steinmeier. Es gebe aber nun mal nicht die Garantie, dass Wohlstand und die wirtschaftliche Entwicklung erhalten bleiben. "Wir merken jetzt, dass die Kritik von Menschen, auch die populistische, auch die ungerechtfertigte Kritik, die Phrasendrescherei, die Menschenfängerei bei uns größerer Ausmaße erreicht hat", sagte Steinmeier. Dies sei aber "verdammt noch mal nicht die erste kritische und schwierige Zeit", die dieses Land zu überstehen habe.  © dpa

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