Ein Flugobjekt ist am Freitag aus Richtung der Ukraine in den polnischen Luftraum eingedrungen. Laut polnischer Armee soll es sich dabei um eine russische Rakete gehandelt haben.
Im Zuge der massiven Luftangriffe Russlands auf die Ukraine hat eine russische Rakete nach Erkenntnissen der polnischen Armee den Luftraum des Nato-Mitglieds Polen verletzt. "Alles deutet daraufhin, dass eine russische Rakete in den polnischen Luftraum eingedrungen ist. Sie wurde von uns auf dem Radar verfolgt und hat den Luftraum auch wieder verlassen", sagte Generalstabschef Wieslaw Kukula am Freitag in Warschau. Den Angaben zufolge befand sich die Rakete etwa drei Minuten lang im polnischen Luftraum und überflog dabei 40 Kilometer. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte, das Verteidigungsbündnis stehe zu seinem Mitglied Polen und bleibe wachsam.
Am Freitag hatte Russland der Ukraine die schwersten Luftschläge seit Kriegsbeginn versetzt. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe kamen dabei 158 Raketen und Kampfdrohnen zum Einsatz. Unter den angegriffenen Zielen war auch die westukrainische Stadt Lwiw, die rund 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt ist. Die Ukraine wehrt seit mehr als 22 Monaten eine russische Invasion ab.
Soldaten suchen nach Trümmern der Rakete
Polens Generalstabschef sagte, man habe in der Nacht die Flugbahn der meisten russischen Raketen verfolgt. Eine sei dann über die ukrainische Grenze zu Polen hinausgeflogen. "Wir haben unsere Flugzeuge angewiesen, sie abzufangen und falls nötig abzuschießen." Dies sei aber wegen der kurzen Zeit und der Art und Weise, wie die Rakete flog, nicht möglich gewesen. Sicherheitshalber würden nun gleichwohl Soldaten im Verlauf der Flugbahn am Boden noch nach eventuellen Trümmern suchen.
Es gab keine genauen Angaben dazu, wo das Flugobjekt vom Radar verschwunden war und in welche Richtung es flog. Der Nachrichtensender TVN24 zeigte Bilder, wie Polizisten und Soldaten in der Nähe der Stadt Zamosc im Südosten des Landes nach Trümmern suchten. "Das Objekt war schwarz, etwa ein bis zwei Meter lang und flog sehr niedrig, niedriger als ein Flugzeug", berichtete ein Bewohner des Dorfes Komarow-Osada dem Portal Onet.pl. Die Gemeindebürgermeisterin sagte, es gebe bislang keine Hinweise, wonach etwas auf die Erde gestürzt sei.
Nato betont Solidarität mit der Ukraine
Regierungschef Donald Tusk hielt ein Treffen mit Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz, dem Generalstab der Armee sowie Geheimdienstchefs ab. Polens Präsident Andrzej Duda berief eine Sitzung des Büros für Nationale Sicherheit ein. Er informierte auch Nato-Generalsekretär Stoltenberg über den Vorfall.
"Die Nato steht in Solidarität zu unserem geschätzten Verbündeten, wir beobachten die Situation und bleiben in Kontakt, während die Fakten ermittelt werden", schrieb Stoltenberg auf der Plattform X, früher Twitter. Aus dem Weißen Haus hieß es, der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan habe mit seinem polnischen Amtskollegen Jacek Siewiera gesprochen und technische Hilfe angeboten. US-Präsident Joe Biden verfolge die Angelegenheit genau.
Es ist nicht das erste Mal seit Beginn der Kampfhandlungen in der Ukraine, dass Flugobjekte in den polnischen Luftraum eindringen. Im November 2022 war in einem polnischen Dorf im Grenzgebiet zur Ukraine eine Rakete eingeschlagen, zwei Zivilisten kamen ums Leben. Der Westen geht davon aus, dass es sich um eine ukrainische Flugabwehrrakete gehandelt hat, die zur Verteidigung gegen russische Angriffe eingesetzt worden war. (dpa/best)
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