Bei "Markus Lanz" (ZDF) haben sich Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge und CDU-Politiker Philipp Amthor ein hitziges Wortgefecht geliefert. Gegenwind bekamen beide von einer 16-jährigen Schülerin.
Ist eine Koalition zwischen den Grünen und der CDU im nächsten Jahr denkbar? Bei "
Das war das Thema bei "Markus Lanz"
CDU-Chef
Das waren die Gäste
- Katharina Dröge, Grünen-Politikerin: "Das Thema Klimaschutz hat gerade nicht den Rückhalt in der Bevölkerung, den es aus meiner Sicht haben sollte"
Philipp Amthor , CDU-Politiker: "Schwarz-Grün, Schwarz-Rot - beide Optionen lösen wenig Freude aus"- Maja Zaubitzer, Schülerin: "Gerade vor der Europawahl war Social Media völlig besetzt von der AfD"
- Michael Bröcker, Journalist: "Das Dublin-System funktioniert nicht"
Das war der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Nach dem Rücktritt von Ricarda Lang und Omid Nouripour verkündete Katharina Dröge bei "Markus Lanz" einen Kurswechsel bei den Grünen und sagte: "Wir wollen (...) dafür werben, dass Klimaschutz auch wieder Spaß machen kann." Gleichzeitig müsse ihre Partei "in schwierigen Fragen mehr Klarheit" schaffen. Als Lanz nach konkreten Beispielen fragte, erklärte Dröge, dass unter anderem das Thema "innere Sicherheit" in den Fokus rücken müsse. "Wir haben als Grüne dieses Thema nicht offensiv gespielt. Das war immer ein reaktives Thema", so die Fraktionsvorsitzende.
Nun sei es Zeit für einen Kurswechsel: "Deswegen reden wir über Polizei. Deswegen reden wir über Sicherheitsbehörden." Eine Aussage, die Lanz überraschte: "Sind Sie jetzt eine 'Law and Order'-Partei?" Die Politikerin wiegelte ab: "Eine Partei des Rechtsstaats!" Während CDU-Politiker Philipp Amthor mit dem Kopf schüttelte, erklärte Katharina Dröge unbeirrt weiter: "Auch in der Asylpolitik brauchen wir mehr Klarheit." Der ZDF-Moderator reagierte erneut irritiert: "Wird langsam eng, Herr Amthor. Alle Themen langsam abgeräumt hier." Der CDU-Mann konterte lachend: "Ich höre gerne zu, ist ja interessant." Darauf stichelte Dröge: "Männer, die zuhören können. Großartig!"
Die Pläne der Grünen konnten jedoch nicht nur Philipp Amthor, sondern auch Maja Zaubitzer nicht ganz überzeugen. Die 16-jährige Vertreterin der Bundesschülerkonferenz stellte klar: "So richtig konkrete Forderungen, konkrete Lösungen, werden (...) nicht geboten." Auch konkrete Ideen zur Frage, wie man "die Jugend wieder mit an Bord holen" könne, habe Zaubitzer bislang nicht gehört. "Und das sehe ich als großes Problem", so die Schülerin, die sowohl Dröge als auch Amthor vorwarf, nur "über theoretische Sachen" zu schwafeln und Themen wie Migration und Asyl "verallgemeinert" darzustellen. Die 16-Jährige forderte daher: "Die Bildung muss endlich priorisiert werden."
Laut Zaubitzer fehle es besonders an deutschen Schulen "an allen Ecken und Enden", sodass eine Integration nicht gelingen könne und "rassistische Narrative auf den Schulhöfen" entstehen. Hinzu komme die "Zukunftsangst" deutscher Jugendlicher, die von der Regierung ignoriert werde, während die AfD gezielt darauf eingehe. "Wir werden total einfach von TikTok und Social Media beeinflusst", so Zaubitzer. Sie fügte hinzu, dass die AfD mittlerweile "die dreifache Reichweite" auf TikTok habe im Vergleich zu allen "anderen Bundestagsfraktionen". Dies liege laut der Schülerin daran, dass die AfD meist "einfache Antworten auf sehr komplexe Fragen" habe.
Mit Blick auf Philipp Amthor sagte die 16-Jährige ernst: "Was Sie machen, Herr Amthor, das ist weniger jugendnah." Es gebe laut Zaubitzer eine klare Diskrepanz zwischen dem, was Jugendliche hören wollen und dem, "was Sie sagen". Eine Aussage, auf die Lanz lachend konterte: "Das ist schon wieder altersrassistisch, was hier läuft."
Das war das Rede-Duell des Abends
Als es um den Plan der Grünen ging, einen neuen Kurs beim Thema Asyl und innere Sicherheit zu fahren, stellte Journalist Michael Bröcker klar: "Der Rückhalt für die deutsche Polizei, den gab es von vielen politischen Parteien - von den Grünen habe ich den sehr selten wahrgenommen in den letzten Jahren!" Ihm fehle daher "der Glaube", dass die Grünen ihren Kurs wechseln werden.
Auch Philipp Amthor stichelte, dass vor allem die Grünen in der Migrationspolitik dafür verantwortlich seien, dass das groß angekündigte Sicherheitspaket "Woche um Woche vertagt" werde. "Wenn wir als Union es nicht jede Woche zum Thema machen würden, würden wir darüber gar nicht diskutieren", so Amthor streng. Der Politiker fügte hinzu, dass er den Kurswechsel der Grünen "nicht glaubwürdig" finde: "Sie versuchen jetzt irgendwie, sich die Lage schönzureden, aber die Wahrheit ist: Bei den Grünen ist natürlich jetzt mächtig viel durcheinander. Sie haben die letzten Wahlen alle krachend verloren. Ihre Parteivorsitzenden sind zurückgetreten!" Der CDU-Mann stellte deshalb klar: "Regieren bekommt Ihnen nicht gut. Erholen in der Opposition wäre vielleicht eine ordentliche Maßnahme!" Amthor kündigte gleichzeitig an, dass die CDU nun den Anspruch habe, "dieses Land wieder auf einen ordentlichen Kurs zu bringen".
Eine Aussage, die Katharina Dröge fassungslos machte. Sie erklärte, dass Merz' Vorschlag in der Migrationspolitik einer sei, "der das europäische Asylsystem zerstört". Dröge: "Er interessiert sich im Kern gerade überhaupt nicht dafür, funktionierende Vorschläge zu bringen." Amthor konterte wütend: "Alles unsachlich!" Dröge blieb jedoch bei ihrer Meinung und legte nach: "Im Kern ist das der Anfang vom Ende Europas - und ich dachte, die CDU wäre eine pro-europäische Partei gewesen. Und dann braucht sie aber auch einen Parteivorsitzenden, der so handelt!" Während sich Dröge unter anderem gegen jährliche Kontingente für Flüchtlinge aussprach, platzte es aus Philipp Amthor heraus: "Sie müssen nicht alle zu uns kommen. Das kann man regeln. Das ist Kapitulation der Politik, wenn Sie sagen, das ist ein Schicksal, das über uns kommt!"
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Dem CDU-Mann zufolge müsse man die Fluchtrouten schließen, damit "die Leute sich erst gar nicht auf den Weg machen". Katharina Dröge sah dies anders und erklärte emotional, dass elf Kinder wöchentlich im Mittelmeer ertrinken würden: "Keine Mutter wäre bereit, mit Ihrem Kind auf diese lebensgefährliche Route über das Mittelmeer zu gehen, (...) wenn die Situation, in der sie gerade ist, nicht so fürchterlich wäre, dass sie keine Alternative hat. Und deswegen reden wir über Menschen." Ein indirekter Vorwurf, auf den Amthor prompt reagierte: "Das lasse ich mir nicht vorhalten, dass ich das anders sehe!" Der CDU-Mann ergänzte abschließend: "Wir wollen, dass die Menschen nicht sterben, sich auf diesen Weg gar nicht begeben. Dafür müssen wir aber vor Ort die Asylprobleme der Welt lösen."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Markus Lanz hatte zeitweise große Mühe, Philipp Amthor und Katharina Dröge im Zaum zu halten, die sich ständig ins Wort fielen. Dennoch stellte der ZDF-Moderator am Ende lachend fest: "Ich spüre Liebe."
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Bei "Markus Lanz" wurde deutlich, dass die Grünen und die CDU vor allem in Migrationsfragen nicht auf einen Nenner kommen. Als Lanz Philipp Amthor nach einer möglichen Koalition mit den Grünen fragte, reagierte der Politiker deutlich: "Schwarz-Grün, Schwarz-Rot - beide Optionen lösen wenig Freude aus." Der CDU-Mann stellte klar: "Wir werden es nicht zulassen, dass dieser Eindruck sich verfestigt: Man wählt die CDU und bekommt dann grüne Inhalte. Das wird mit uns nicht passieren! Wir werben dafür, dass es in diesem Land einen Politikwechsel geben muss." Katharina Dröge tat dies als "kompletten Unfug" ab. Die Grünen-Politikerin ergänzte: "Sie tun jetzt so, als würde eine CDU nach der Wahl keine Kompromisse mit Koalitionspartnern machen." Schließlich wisse auch Amthor: "Koalitionen bedeuten immer Kompromisse!" © 1&1 Mail & Media/teleschau
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