Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach steht aktuell in der Kritik nicht nur wegen der bundesweiten Cannabis-Legalisierung, sondern auch wegen der geplanten Krankenhausreform. Bei "Markus Lanz" versuchte Lauterbach, sich gegen die Kritiker zu stellen und redete sich dabei um Kopf und Kragen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Natascha Wittmann dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Mit seiner Krankenhausreform verspricht Karl Lauterbach, das deutsche Gesundheitssystem zu revolutionieren. Dafür bekommt er jedoch jede Menge Gegenwind von einzelnen Kliniken und Bundesländern. Bei "Markus Lanz" versuchte der SPD-Politiker nun, die Vorteile der Reform aufzuzeigen. Als es später in der Sendung um die Cannabis-Freigabe ging, redete sich der ansonsten besonnen argumentierende Minister in Rage.

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Aktuell gibt es in Deutschland rund 1.720 Kliniken. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will mit seiner Krankenhausreform die Struktur der deutschen Kliniken komplett umkrempeln. Zum einen sollen Krankenhäuser künftig anders finanziert werden. Zum anderen soll nicht mehr jede Behandlung in jeder Klinik möglich sein. Mit seinem Plan stößt der SPD-Politiker jedoch auf jede Menge Widerstand von den einzelnen Kliniken und auch aus den Bundesländern. Markus Lanz blickte am Mittwoch auf die Vor- und Nachteile der Krankenhausreform. Zudem debattierte er über die Cannabis-Freigabe in Deutschland.

Das sind die Gäste

  • Karl Lauterbach, SPD-Politiker: "Diese Reform ist eine Revolution im Krankenhaussektor."
  • Antje Höning, Journalistin: "Die Reform muss mit und nicht gegen die Länder gemacht werden."
  • Michael Baumann, Onkologe: "40 Prozent aller Krebsarten könnten wir heute schon verhindern."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Mit seiner Krankenhausreform eckt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aktuell landesweit an. Bei "Markus Lanz" beteuerte Lauterbach dennoch: "Das Kabinett steht voll hinter der Reform. Das ist sehr wichtig. (...) Es sind auch wichtige Wissenschaftler, die dahinter stehen." Lediglich einige Landesminister seien "zum Teil noch nicht überzeugt".

Der SPD-Politiker versicherte, dass die Reform "die Qualität der Behandlung verbessern" und dafür sorgen werde, "dass die Krankenhausversorgung effizienter wird". Dem widersprach Journalistin Antje Höning jedoch vehement, denn: "Die Unikliniken sind die Gewinner dieser Krankenhausreform. Die kleinen Kliniken, die Kreiskrankenhäuser sind die Verlierer."

Karl Lauterbach schüttelte daraufhin mit dem Kopf und bezeichnete die Kritiker aus der Ärztegewerkschaft sowie dem Verband Leitender Krankenhausärzte, die sich öffentlich gegen die Krankenhausreform geäußert haben, wütend als "Lobbyisten". Antje Höning kritisierte daraufhin weiter, dass Lauterbach mit seinem Plan, das Gesetz ohne Zustimmung der Länder durchzudrücken, wertvolle Zeit verschwende, die sich das Gesundheitssystem nicht leisten könne: "Es sind alleine seit Ende 2022 schon 40 Krankenhäuser pleite gegangen. Die Krankenhäuser brauchen Geld, und die Leute haben Angst!"

Der Bundesgesundheitsminister ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen und versicherte: "Wenn die Krankenhausreform so schnell kommt wie das Cannabis-Gesetz, dann können die Betroffenen, die Patienten und auch die Ärzte das Lachen nicht mehr sein lassen." Antje Höning reagierte unbeeindruckt: "Bei der Krankenhausreform haben Sie keine Zeit. Und die verplempern Sie gerade, weil Sie die Länder gegen sich aufbringen." Höning wetterte weiter: "Die Reform muss mit und nicht gegen die Länder gemacht werden, ansonsten wird sie scheitern."

Karl Lauterbach blieb dennoch hoffnungsvoll und erklärte, dass Zuschläge vielen Krankenhäusern auf dem Land zugutekommen würden, denn: "Machen wir die Reform nicht, werden die kleinen Häuser sterben. So simpel ist es." Dem SPD-Mann gehe es mit der Reform darum, dass kleine Krankenhäuser künftig lediglich keine spezialisierten Behandlungen mehr durchführen sollen, da "alle schweren Fälle in Spezialkliniken" versorgt werden könnten und zwar ohne Wartelisten.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Karl Lauterbach stand auch im Fokus, als es um die Cannabis-Freigabe ging. Markus Lanz wollte dazu von dem Bundesgesundheitsminister wissen, wieso Cannabis für 18-Jährige zulässig sei, "obwohl der Cannabis-Konsum nachgewiesen der Gehirnentwicklung schadet, bis man 25 ist". Der SPD-Politiker antwortete nüchtern: "Diese Frage ist berechtigt, aber gut zu erklären, weil die 18- bis 25-Jährigen, die kiffen ja bereits."

Lauterbach erklärte, dass er den jungen Menschen das "besonders sichere Produkt" zur Verfügung stellen wolle, "ohne toxische Beimengungen, hohe Konzentrationen, ohne den Schwarzmarkt und all die Drogen, die drumherum sind". Journalistin Antje Höning konterte bestürzt: "Dieses Gesetz ist für Kiffer und Dealer ideal, aber nicht für Menschen, denen Sie eine sichere Droge bieten wollen." Auch Markus Lanz musste feststellen: "Alleine dieses Wort ist schön, eine 'sichere Droge'."

Karl Lauterbach reagierte daraufhin genervt: "Das ist ein Gesetz, das kann man super gut polemisieren." Es sei zwar "richtig, dass in dieser Übergangsphase (...) sehr viele sich weiter vom Schwarzmarkt versorgen müssen", aber Lauterbach merkte an: "Was wäre denn die Alternative gewesen? Dass sie es für immer machen müssen?" In dem Zusammenhang ergänzte Karl Lauterbach: "Es ist nicht so, dass es jetzt nur den Schwarzmarkt gibt. Selbstanbau ist ja schon erlaubt."

Eine Steilvorlage für Antje Höning, die stichelnd fragte: "Was empfehlen Sie denn, wo man die Samen kaufen soll? Die Baumärkte bieten die nicht an." Eine Frage, bei der Lanz in schallendes Gelächter ausbrach. Karl Lauterbach blieb jedoch ernst und stellte wütend klar: "Machen wir uns doch nichts vor! Jetzt rutschen wir wieder in dieses Thema ab. Die Leute kiffen jetzt schon, es steigt der Konsum bei Kindern und Jugendlichen Jahr für Jahr. (...) In zehn Jahren hat der Konsum bei 14- bis 18-Jährigen um 50 Prozent zugenommen. Soll es denn so weitergehen?" Eine Frage, auf die Lanz trocken antwortete: "Ich glaube, es wird so weitergehen." Dagegen wehrte sich Lauterbach jedoch mit einem lauten "Nein, eben nicht".

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Markus Lanz konnte den Bundesgesundheitsminister am Mittwochabend mehrmals aus der Reserve locken, als es um die Krankenhausreform sowie die Cannabis-Freigabe ging. Dennoch schaffte es Lauterbach überwiegend, sich nicht aus der Ruhe zu bringen zu lassen und lieferte teils aufklärende Antworten.

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Zur geplanten Krankenhausreform ging es bei "Markus Lanz" hoch her. Besonders Journalistin Antje Höning zeigte sich unbeeindruckt von den Plänen des Gesundheitsministers. Dennoch musste sie zugeben: "In der Analyse sind wir uns einig, es muss eine Reform her." Zeitgleich warnte sie: "Ich finde es falsch, dass der Bund vorgibt, welche Leistungsgruppen welches Krankenhaus hat." Dem widersprach Onkologe Michael Baumann, der in der Reform Lauterbachs positive Aspekte erkennen konnte: "Ich bin ein großer Befürworter für Zentrenbildungen, die auch tatsächlich funktionieren und die möglichst viele Menschen in der Bevölkerung erfassen."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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