- Die USA haben den mutmaßlichen Spionageballon Chinas über dem Atlantik abgeschossen.
- China reagierte empört und spricht von einer "offensichtlichen Überreaktion" der USA.
- Einem US-Experten zufolge sind Ballons aber ein wertvolles Spionagewerkzeug, das vermutlich von künstlicher Intelligenz gesteuert wird.
Ein mutmaßlicher chinesischer Spionageballon über den USA, ein zweiter laut Pentagon über Lateinamerika: Nun haben die USA den Ballon über ihrem Territorium vor der Küste des Bundesstaats South Carolina abgeschossen - obwohl Peking versicherte, es habe sich nur um einen Wetterballon gehandelt und von einer "offensichtlichen Überreaktion" spricht.
Einem US-Experten zufolge sind Ballons ein wertvolles Spionagewerkzeug, das vermutlich von künstlicher Intelligenz gesteuert wird.
Ballon wirkte wie Wetterballon - es gab aber Besonderheiten
Der Ballon über den USA habe zwar wie ein ganz gewöhnlicher Wetterballon ausgesehen, aber gewisse Besonderheiten aufgewiesen, sagte der Experte für Überwachungsballons von der Denkfabrik Marathon Initiative in Washington, William Kim, der Nachrichtenagentur AFP. Seine "Ladung" sei ziemlich groß gewesen - ein Hinweis auf die darin enthaltene und von Solarzellen gespeiste Elektronik zur Lenkung und das Sammeln von Informationen.
Auch schien der Ballon über moderne Steuerungstechnologien zu verfügen - das US-Militär verwendet derartige Technologien für die Luft bislang noch nicht.
Laut Kim kann ein Ballon seine Höhe dank künstlicher Intelligenz allein durch das Erkennen von Luftveränderungen anpassen, um die gewünschte Richtung einzuschlagen. "Früher brauchte man entweder eine Leine oder man schickte den Ballon in die Luft und er flog einfach dorthin, wohin der Wind ihn trug", sagte der US-Experte.
Dank der Fortschritte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz seien nun Ballons ohne eigenes Antriebssystem möglich. Die Steuerung durch Höhenanpassung schließe auch eine Funkverbindung zur Heimatbasis ein.
Ballons haben Vorteile gegenüber Satelliten
Ballons hätten zudem deutliche Vorzüge gegenüber Satelliten. Anders als diese seien Ballons weitaus schwerer angreifbar, sagte Kim. Das liege zum einen daran, dass sie per Radar kaum aufzuspüren seien und ihre Nutzlast leicht übersehen werden könne.
Auch hätten Ballons den Vorteil, dass sie sich relativ lange über einem Spionageziel aufhalten können - im Gegensatz zu Satelliten, die ständig in der Umlaufbahn kreisen und von Spionagebehörden zur Aufnahme von Fotos verwendet werden. "Diese Dinger können monatelang über einer Stelle bleiben", sagte Kim.
Der Ballon-Spezialist hält trotz mutmaßlicher Spionageabsicht eine Fehlfunktion des chinesischen Ballons über den USA durchaus für "eine reale Möglichkeit". "Diese Ballons funktionieren nicht immer perfekt", sagte er. Normalerweise agierten sie in einer Höhe von 20 bis 30 Kilometern, der mutmaßliche Spionageballon über den USA sei aber nur rund 14 Kilometer hoch geflogen.
Abschuss eines Ballons ist nicht einfach
Einen Ballon abzuschießen, sei nicht so einfach, wie es vielleicht klingen mag, sagte Kim. "Diese Ballons verwenden Helium." Würde der Ballon beschossen, entwiche das Helium "nur sehr langsam". "Das sind keine Dinger, die explodieren oder platzen, wenn man auf sie schießt."
Der Ballon über dem Norden der USA, der mutmaßlich US-Militäranlagen ausspionieren sollte, wurde nun von einem Kampfjet mit einer Lenkwaffe abgeschossen. Die Überreste des Ballons fielen ins Meer. Wegen der Gefahr für Menschen durch herunterfallende Teile hatten die USA zunächst gezögert und gewartet, bis der Ballon über Wasser abgeschossen werden konnte. Auf einem von Augenzeugen in Onlinediensten am Wochenende veröffentlichten Video schien sich der Ballon in einer weißen Wolke aufzulösen. © AFP
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