Union und SPD haben vor allem beim Thema Migration mit harten Bandagen verhandelt. Für den Verteidigungsminister der SPD und Mitverhandler, Boris Pistorius, verliefen die Gespräche wenig erfreulich.
Bundesinnenministerin
Faeser fordert Zurückweisungen im Einklang mit den Nachbarstaaten
Das sei entscheidend, damit diese Zurückweisungen nicht binnen kurzer Zeit von Gerichten gestoppt würden und damit sie auch praktisch funktionierten. "Denn wenn unsere Nachbarstaaten Personen nicht zurücknehmen, scheitern die Zurückweisungen", sagte Faeser. Die Bundespolizei arbeite bereits jetzt eng mit den Grenzpolizeien der Nachbarstaaten zusammen. "Nationale Alleingänge würden genau das aufs Spiel setzen."
Hintergrund ist eine Passage im Ergebnispapier der Sondierungen: An den Landgrenzen sollen künftig auch Menschen zurückgewiesen werden, die ein Asylgesuch stellen – allerdings nur "in Abstimmung mit unseren europäischen Nachbarn", wie es darin heißt. Unions-Fraktionsvize Jens Spahn (CDU) hatte gesagt, "Abstimmung" erfordere nicht Zustimmung, notfalls könne auch gegen den Willen der Nachbarländer gehandelt werden. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Saskia Esken interpretiert die Formulierung anders und nannte Zurückweisungen im Alleingang "brandgefährlich".
Ähnlich sieht das auch Faeser. "Die Beamtinnen und Beamten der Bundespolizei arbeiten mit den Grenzpolizeien unserer Nachbarstaaten eng zusammen und verhindern so erfolgreich unerlaubte Einreisen, stoppen Schleuser und nehmen Kriminelle an den Grenzen fest", sagte sie. Nationale Alleingänge würden genau das aufs Spiel setzen.
Pistorius berichtet von "unangenehmen" Gesprächspartnern
Im Streit zwischen Union und SPD über die Auslegung der gemeinsamen Sondierungsvereinbarungen zur Migrationspolitik hat Bundesverteidigungsminister
Der Minister nannte dabei namentlich zwei der Top-Verhandler der Union, CSU-Landesgruppenchef
Die Ergebnisse der Sondierungsgespräche zum Thema Asyl verteidigte Pistorius. Man habe die schlimmsten Sätze aus dem Sondierungspapier "rausgekegelt", berichtete er vor der Fraktion. Zwar habe die Union erreicht, dass der Begriff der Begrenzung wieder ins Aufenthaltsgesetz aufgenommen werden soll, dabei handelt es sich laut Pistorius jedoch um ein "Placebo". "Das hat null Wirkung. Gar keine." Gemessen am 16-Prozent-Wahlergebnis der Sozialdemokraten hätten die SPD-Verhandler herausragende Erfolge erzielt. "Wir haben sie nicht eine Sekunde in unseren Vorgarten gelassen."
Die Union hatte im Wahlkampf eine Verschärfung der Migrationspolitik und eine Verringerung der Zuzugszahlen in Aussicht gestellt. In ihrem am Samstag veröffentlichten Sondierungspapier, das die Grundlage für Koalitionsverhandlungen bilden soll, hatten Union und SPD unter anderem vereinbart, dass eine "Begrenzung" der Einwanderung als Ziel ins Aufenthaltsgesetz geschrieben werden soll. Allerdings ist zwischen den Verhandlern ein Streit über die Auslegung der gemeinsamen Sondierungsvereinbarungen zur Migrationspolitik entbrannt. (afp/dpa/bearbeitet von the)