Der Worte sind offenbar genug gewechselt - meint eine Mehrheit der Briten. Eine aktuelle Umfrage belegt, dass Gegner wie Befürworter des Brexit im Streit um den Austritt aus der EU lieber zu härteren Mitteln greifen würde. Abgeordnete haben bereits Drohungen erhalten.
Die meisten Briten halten einer Studie zufolge Gewalt gegen Parlamentarier für ein vertretbares Mittel im Brexit-Streit. Diese Haltung herrscht demnach sowohl bei Gegnern als auch bei Befürwortern des EU-Austritts vor. Das Ergebnis habe ihn "wirklich schockiert", sagte Richard Wyn Jones von der Universität Cardiff.
Das Team um Jones erstellte die Studie gemeinsam mit Kollegen von der Universität Edinburgh. Sie basiert auf einer YouGov-Umfrage. Viele Abgeordnete im britischen Parlament sind bereits bedroht worden.
Unter den Brexit-Befürwortern gaben demnach 71 Prozent in England, 60 Prozent in Schottland und 70 Prozent in Wales an, Gewalt gegen Abgeordnete sei "ein Preis, den es sich zu bezahlen lohnt" für den EU-Austritt.
Gemäßigte Gegner des Brexits
Auch die Brexit-Gegner akzeptierten Gewalt zum Verbleib in der EU - wenn auch etwas weniger: 58 Prozent waren der Umfrage zufolge in England dafür, 53 Prozent in Schottland und 56 Prozent in Wales. Ausschreitungen bei Protesten, bei denen Personen des öffentlichen Lebens verletzt würden, sind für die meisten Befragten beider Lager ebenfalls in Ordnung, um politische Ziele zu erreichen.
Zahlreiche Abgeordnete hatten bereits im Unterhaus berichtet, dass sie - oder sogar ihre Kinder - im Streit um den Brexit bedroht werden. Nach einer Brexit-Sondersitzung mussten Politiker kürzlich unter Polizeischutz aus dem Parlament begleitet werden, darunter Wirtschaftsministerin Andrea Leadsom, Staatsminister Michael Gove und Diane Abbott von der oppositionellen Labour-Partei.
"Wir haben dich im Fadenkreuz"
Auch Unterhaussprecher John Bercow wird bedroht. "Manche Leute melden sich mit Botschaften wie: Du wirst Weihnachten nicht erleben, oder: Wir haben dich in unserem Fadenkreuz", berichtete er im "Spiegel"-Interview. Er sorge sich aber mehr um Kollegen, die nicht "in einem so gut geschützten Umfeld leben" wie er selbst.
Häufiges Opfer von Drohungen ist auch die Geschäftsfrau Gina Miller, die zweimal gegen die Regierung vor Gericht gezogen war, um die Rechte des Parlaments im Gezerre um den Brexit zu sichern. (best/dpa)
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