Angesichts des drohende Brexits, dem Austritt Groritanniens aus der EU, ziehen zahlreiche Briten Konsequenzen und kehren ihrer Heimat den Rücken - nicht wenige in Richtung Deutschland, wie eine erhebliche Zunahme von Anträgen für die deutsche Staatsbürgerschaft belegt.

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Die Zahl der Anträge auf die deutsche Staatsbürgerschaft in Großbritannien hat sich nach einem Medienbericht seit dem Brexit-Votum vervielfacht.

Überlebende des Nazi-Regimes und ihre Nachkommen

Beim größten Teil der Antragsteller handele es sich um Menschen, die einst vor dem NS-Regime nach Großbritannien geflohen seien und deren Nachkommen.

Das berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitag) unter Berufung auf die Antwort zu einer Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag.

Lag die Zahl der Anträge auf die sogenannte Wiedereinbürgerung im Jahr 2015 noch bei 59, gingen seit 2016 insgesamt 3731 solcher Anträge bei deutschen Auslandsvertretungen in Großbritannien ein, wie es heißt.

Der größte Teil davon sei unter Berufung auf Artikel 116 Absatz 2 Grundgesetz gestellt worden.

Artikel 116 garantiert Verfolgten der Nazizeit und ihren Nachfahren das Recht, eine entzogene deutsche Staatsbürgerschaft wieder einzufordern. Im Jahr 2016 gab es bereits 760 solcher Anträge, im vergangenen Jahr waren es 1824 und in diesem Jahr bis September 1147.

Zehntausende Menschen, vor allem Juden, flohen vor der Verfolgung durch das Nazi-Regime nach Großbritannien. Rund 10.000 Minderjährige gelangten durch die sogenannten Kindertransporte ins Vereinigte Königreich.

Rettungsaktion während Juden-Pogromen

Die Rettungsaktion wurde ins Leben gerufen nach den gewalttätigen Übergriffen auf Juden während der Pogrome im November 1938 in Deutschland. Viele der Kinder sahen ihre Eltern nie wieder.

Dem innenpolitischen Sprecher der FDP, Konstantin Kuhle, zufolge hat die Entwicklung klar mit dem anstehenden EU-Austritt Großbritanniens zu tun.

Der sprunghafte Anstieg der Anträge seit dem Brexit-Votum 2016 zeige, dass viele Bürgerinnen und Bürger im Vereinigten Königreich "die Vorteile der Unionsbürgerschaft" in der EU behalten wollten, sagte Kuhle den Funke-Zeitungen.

Die Europäische Union sollte nicht vergessen, "dass sich viele Menschen im Vereinigten Königreich der EU nahe fühlen", so Kuhle. (dpa/mwo)

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