Ecuadors Präsident Moreno hatte die Aufhebung des diplomatischen Asyls für Julian Assange damit begründet, dass sich dieser wiederholt daneben benommen habe. Nach der Festnahme kursierten schnell wüste Details über das angebliche Fehlverhalten des Wikileaks-Gründers. Ein früherer Diplomat sagt nun: Das ist alles nicht wahr.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Wikileaks-Gründer Julian Assange hat sich nach Angaben eines ehemaligen Diplomaten während seines Exils in der ecuadorianischen Botschaft in London nicht - wie mehrfach behauptet - daneben benommen.

"Ist das ein Verbrechen?"

Es stimme einfach nicht, dass Assange nicht reinlich gewesen sei, sich nicht um seine Katze gekümmert oder gar Exkremente an die Wände geschmiert habe, sagte der frühere Konsul der Landesvertretung, Fidel Narvaez, am Samstag dem britischen Nachrichtensender Sky News.

Assanges Verhältnis zu allen Angestellten der Botschaft sei respektvoll gewesen, sagte der Ex-Diplomat weiter. Der gebürtige Australier habe auch nicht in Schmutz gelebt. Narvaez: "Hat er das Geschirr in den Geschirrspüler gestellt? Wahrscheinlich nicht an den Wochenenden. Ist das ein Verbrechen?"

Leben in Botschaft war "die Hölle" für Assange

Zuletzt sei der Aufenthalt in der Botschaft aber "die Hölle" für Assange gewesen, der Internet- und Besuchsverbote bekam. "Die Strategie war klar: ihn zu brechen."

Narvaez hatte zwischen 2010 und 2018 dort gearbeitet. Assange flüchtete 2012 in die Botschaft. Ecuador entzog ihm kürzlich den diplomatischen Schutz, woraufhin er von der britischen Polizei festgenommen wurde. Ihm droht die Auslieferung in die USA.

Von Assanges angeblich sonderbarem Verhalten hatte etwa die spanische Zeitung "El País" unter Berufung auf frühere Beschützer des Wikileaks-Gründers berichtet. Interviews gab er demnach in Unterhosen. Die Toilette habe er nicht gespült, nachdem er sie benutzt hatte.

Die USA werfen Assange Verschwörung mit der Whistleblowerin Chelsea Manning vor, um ein Passwort eines Computernetzwerks der Regierung zu knacken, und fordern seine Auslieferung.

Ein Gericht in London hatte ihn zunächst schuldig gesprochen, gegen Kautionsauflagen verstoßen zu haben, ihm drohen dafür bis zu zwölf Monate Haft. Mit den Vorwürfen der US-Justiz soll das Gericht sich am 2. Mai befassen.

Der linksgerichtete ecuadorianische Präsident Rafael Correa hatte Assange 2012 das Botschaftsasyl aus humanitären Gründen gewährt. Correas Nachfolger Lenin Moreno wollte diesen Zustand jedoch beenden.

Als Assange in die diplomatische Vertretung flüchtete, lag gegen ihn ein europäischer Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor.

Er befürchtete, zunächst nach Skandinavien und schließlich an die USA ausgeliefert zu werden. Im Mai 2017 stellte die Staatsanwaltschaft in Schweden jedoch ihre Ermittlungen ein.  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.