Ein Jahr nach seiner Wahl zum US-Präsidenten sinken die Zustimmungswerte für Donald Trump auf einen neuen Tiefststand. Nur noch 37 Prozent der Amerikaner sind mit seiner Amtsführung zufrieden. Seine Kernwählerschaft hält allerdings weiter fest zu ihm, vor allem bei zwei Themen.
Donald Trump hält sich selbst für einen großartigen Präsidenten, immer wieder schüttet er kräftiges Lob aus – über sein Handeln im Weißen Haus.
Viele Amerikaner sind allerdings inzwischen anderer Meinung.
Nach einer aktuellen Umfrage des TV-Senders ABC und der Washington Post sind nur noch 37 Prozent der Befragten mit seiner Amtsführung zufrieden, 59 Prozent äußerten sich unzufrieden.
Dies ist der schlechteste Wert eines Amtsinhabers zu diesem Zeitpunkt einer Präsidentschaft.
So gespalten sind die USA
Amerika – ein tief gespaltenes Land. Während 92 Prozent der liberalen Demokraten und 84 Prozent der moderaten Demokraten Trumps Amtsführung ablehnen, sind 85 Prozent der republikanischen Wähler mit ihm zufrieden.
"Trump kann sich weiterhin auf seine Stammwählerschaft verlassen", sagt Prof. Thomas Jäger vom Lehrstuhl für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität Köln im Gespräch mit unserer Redaktion. "Die Unterstützung wird sogar mit der Zeit fester und fester."
Seine Zustimmungswerte lagen in den letzten Monaten trotz aller Eskapaden, je nach Umfrage, konstant zwischen 36 und 40 Prozent. Dies sei die Zahl der republikanischen Wähler, die eisern zu Trump stünden.
Nicht nur ungebildete, alte, weiße Männer wählen Trump
Doch wer sind die Menschen, die hinter dem 71-Jährigen stehen?
Lange geisterte das Klischee des ungebildeten, alten, weißen Hinterwäldlers durch die Medienlandschaft.
"Weiß stimmt zwar", sagt US-Experte Jäger. Doch bei den anderen Kategorien sei die Abgrenzung nicht ganz so scharf.
Bei der Wahl 2016 hatte Trump beispielsweise mehr Stimmen von den weißen Frauen bekommen (53 Prozent) als
Donald Trump punktet im ländlichen Raum
Insgesamt schnitt Trump im ländlichen Raum bei Männern und älteren Wählern zwar besser als im Durchschnitt ab, jedoch war der Unterschied bei allen weißen Wählern (58 Prozent) im Vergleich zu Clinton (37 Prozent) besonders groß.
Dafür konnte der Republikaner bei den Minderheiten, also Afroamerikaner (8 Prozent), Latinos und Asiaten (je 29 Prozent), deutlich schlechter punkten.
Trump tut auch heute noch wenig, um diese Wähler anzusprechen. Vielmehr bringt er, so Thomas Jäger, "die weiße gegen die schwarze Bevölkerung politisch in Stellung". Sei es durch seine halbherzige Verurteilung rassistischer Gewalt auf einer Nazi-Demonstration oder durch die Kritik an afroamerikanischen Footballspielern ("Hurensöhne"), die aus Protest während der Nationalhymne knien.
Das Ergebnis: Seine weiße Wählerschaft rücke weiter zusammen und sehe sich laut Jäger immer stärker von Trump vertreten und beschützt.
An der Basis kommt insbesondere sein harter Kurs in der Einwanderungs- und Sicherheitspolitik und die an den Interessen Amerikas orientierte Wirtschaftspolitik gut an.
Nach einer Umfrage von Fox News sprachen sich im Mai nur 30 Prozent aller Wähler für den Bau der Mauer zu Mexiko aus, eines von Trumps zentralen Wahlversprechen. Unter den Republikanern wollten den Zaun hingegen 72 Prozent errichtet sehen, bei den Demokraten aber nur 6 Prozent.
Nur eine Entscheidung kommt bei Stammwählern schlecht an
82 Prozent der Republikaner fanden laut der – kurz vor dem New Yorker Terroranschlag durchgeführten – ABC/Washington Post-Umfrage seine Anti-Terrorpolitik "exzellent" oder "gut". 89 Prozent stimmten der Aussage zu, seine Wirtschaftspolitik sei "exzellent" oder "gut".
Nur eine Entscheidung kam bei seinen Stammwählern wirklich schlecht an. "Das war die Entscheidung für den Bombenangriff auf die Militärbasis Assads in Syrien", erklärt Thomas Jäger.
Trump hatte seinen Wahlkampf unter dem Slogan "America First" geführt und versprochen, die USA künftig aus militärischen Abenteuern heraus zu halten.
Treue Wähler, kühler Parteiapparat
Im Gegensatz zur seinen Wählern, die treu zu ihm halten, ist Trumps Verhältnis zum Parteiapparat schwierig.
So offen wie der an Krebs erkrankte Senator John McCain oder Senator Jeff Flake haben sich bisher nur wenige Kongressabgeordnete gegen den 71-Jährigen gestellt. "Eigentlich nur die, die ihre politische Karriere sowie beenden wollen", erklärt Jäger.
Viele andere könnten sich aus strategischen Gründen nicht gegen Trump wenden, weil sie sonst keine Chance hätten, wiedergewählt zu werden.
Trump droht unwilligen Parteikollegen
In einigen Bundesstaaten verfügt der Präsident über Zustimmungsraten von mehr als 60 Prozent. Parteikollegen, die ihm widersprachen, drohte er schon mal, einen Gegenkandidaten zu unterstützen. "Viele ducken sich jetzt ab", sagt Jäger.
Wenn kommende Woche in den USA erneut abgestimmt würde, hielte der Politologe eine Wiederwahl Trumps trotz seiner aktuell schlechten Zustimmungswerte für durchaus möglich.
"Vieles hinge aber vom Gegenkandidaten ab – und da haben die Demokraten bisher niemanden aufgebaut. Und gegen Hillary würde er wahrscheinlich immer gewinnen", meint Jäger.
US-Experte: Trump-Wiederwahl wahrscheinlicher als Amtsenthebung
Der US-Journalist Roger Cohen teilt in einem Essay auf "Spiegel Online" diese Einschätzung.
Selbst nach der Anklage gegen seinen früheren Wahlkampfmanager Paul Manafort, so Cohen, sei "Trumps Wiederwahl wahrscheinlicher als sein Impeachment".
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