Hunderte Mitarbeiter in Schlachthöfen haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Laumann sieht die Betreiber in der Pflicht. Die Grünen wollen die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie im Bundestag auf die Tagesordnung setzen.
Nach der Häufung von Corona-Infektionen in Schlachtbetrieben hat Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister
Die miserablen Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen seien schon seit Jahren bekannt, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin Britta Haßelmann. "Durch Corona wird nun offenbar, welche schlimmenKonsequenzen dies hat." Die Grünen forderten zudem schärfere Kontrollen und ein Ende der Werkverträge über Subunternehmer in diesem Bereich. Das betreffe teils bis zu 90 Prozent der Kernbelegschaft sagte Parteichef Robert Habeck am Montag in Berlin. Die Arbeit über Werkverträge im Kernbereich der Fleischindustrie müsse "überwunden werden bis hin zu einem Verbot".
In deutschen Schlachthöfen waren zuletzt vermehrt Corona-Infektionen aufgetreten. Nach einem Corona-Ausbruch im April in einem Werk in Birkenfeld in Baden-Württemberg sind nun Belegschaften in Coesfeld und Oer-Erkenschwick (Nordrhein-Westfalen) sowie Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein betroffen. In Nordrhein-Westfalen werden alle Beschäftigten in den Schlachthöfen in dem Land auf das Virus getestet. Bis zu 20 000 Mitarbeiter müssen untersucht werden.
SPD fordert konsequentes Handeln
In der Coesfelder Fleischfabrik, die am vergangenen Freitag wegen der hohen Infektionszahlen vorübergehend geschlossen worden ist, gibt es nach Angaben des Kreises bislang 252 bestätigte Fälle, 476 Tests seien negativ ausgefallen. Im Kreis Coesfeld trat - anders als im Rest von NRW - ein Teil der vorgesehenen Lockerungen zunächst nicht in Kraft. So mussten Gaststätten oder Fitnessstudios weiter geschlossen bleiben. Bei Schulen und Kindergärten gelten jedoch dieselben schrittweisen Lockerungen wie im Rest des Landes.
Die SPD-Bundestagsfraktion forderte nach den zahlreichen Infektionen in Schlachtbetrieben ein konsequentes Handeln. "Ich erwarte, dass die Verbände der Fleischindustrie endlich auch ihre Verantwortung wahrnehmen. Auch von der Bundeslandwirtschaftsministerin sind jetzt Antworten gefragt", sagte der stellvertretende Vorsitzende Matthias Miersch. "Es darf nicht zur Tagesordnung übergegangen werden." (br/dpa)
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