Kommunalwahlen als Stimmungsbarometer: Die regierenden Konservativen in Großbritannien werden vermutlich empfindliche Einbußen einstecken müssen. Denn viele Wähler sind genervt von den Brexit-Streitereien.
Die britischen Konservativen könnten am Donnerstag mehr als 800 Sitze bei den Kommunalwahlen verloren haben. Davon geht der Wahlanalyst Robert Hayward aus, der selbst ein Konservativer ist und dem Oberhaus in London angehört. Viele Wähler strafen demnach Premierministerin
Zerwürfnis zur Unzeit
Von den Verlusten der Konservativen profitieren Hayward zufolge vor allem die Liberaldemokraten (etwa 500 Sitze), aber auch die größte Oppositionspartei Labour (300 Sitze). Insgesamt ging es bei den Wahlen in großen Teilen Englands und Nordirlands um über 8000 Sitze lokaler Gremien.
Erste Ergebnisse wurden frühestens um etwa 01.00 Uhr nachts erwartet, die letzten sollten erst am Freitagabend veröffentlicht werden. In Wales, Schottland und in der Hauptstadt London wurde nicht gewählt.
Überschattet wurden die Kommunalwahlen vom Rauswurf des Verteidigungsministers Gavin Williamson am Mittwoch. Regierungschefin May wirft Williamson vor, Medienvertretern sensible Informationen aus einem Treffen des nationalen Sicherheitsrats gesteckt zu haben. Williamson wies dies strikt zurück. Seine Nachfolgerin ist die bisherige Entwicklungshilfeministerin Penny Mordaunt.
Brexit verzögert sich
Die neu gegründete Brexit-Partei des Ex-Ukip-Chefs Nigel Farage durfte noch nicht an den Kommunalwahlen teilnehmen. Sie führt bereits Wochen nach ihrer Gründung die Umfragen zur Europawahl Ende Mai an.
Gewählt wurde in 248 englischen Bezirken. In einigen davon ging es darum, alle Sitze neu zu vergeben, in anderen stand nur ein Teil zur Wahl. In Nordirland wurden die Gremien in allen elf Bezirken des Landesteils komplett neu besetzt. In sechs mittelgroßen und kleineren Städten sollten zudem neue Bürgermeister bestimmt werden.
Eigentlich hätte Großbritannien die Europäische Union bereits Ende März verlassen sollen. Die Brexit-Frist wurde inzwischen aber bis zum 31. Oktober verlängert, nachdem die Premierministerin drei Mal im Parlament mit ihrem Austrittsabkommen gescheitert war. © dpa
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