Alexander Gauland stellt sich nach zwei Jahren an deren Spitze bei der Alternative für Deutschland nicht mehr zur Wiederwahl. Dem Favoriten auf seine Nachfolge eilt ein denkbar schlechter Ruf voraus.

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AfD-Chef Alexander Gauland wird einem Bericht zufolge beim Parteitag an diesem Wochenende nicht noch einmal für sein Amt kandidieren.

Dies sei bei einem Krisentreffen der Parteispitze am Dienstag beschlossen worden, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Mittwoch auf ihrer Internetseite.

Während der Generaldebatte im Deutschen Bundestag zum Haushalt 2020 lieferte Gauland zuvor einen gewohnt scharfzüngigen Redebeitrag ab:

Anschließend vereinbarte die AfD-Runde, dass der sächsische AfD-Politiker Tino Chrupalla sich zur Wahl stellt. Chrupalla hatte seine Kandidatur am Mittwoch dem "Spiegel" bestätigt.

Gauland, zugleich Chef der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag, hatte sich zuvor nicht festgelegt, ob er noch einmal kandidieren will oder nicht. Er machte dies von den konkreten Umständen auf dem Parteitag abhängig.

Umstrittener Tino Chrupalla ist der Favorit der AfD

Laut dem "FAZ"-Bericht kamen die Teilnehmer des Krisentreffens am Dienstag überein, dass Chrupalla gute Chancen habe, gewählt zu werden. Demnach will die rechte Strömung "Der Flügel", der Chrupalla nicht angehört, mit großer Mehrheit für ihn stimmen.

Chrupalla aber gilt als umstritten. Einem Bericht des "Spiegel" zufolge werfen dem 44-Jährigen ehemalige Weggefährten vor, Kritiker mundtot zu machen. Er führe den Kreisverband Görlitz wie eine Sekte. Es handele sich um einen "Wolf im Schafspelz".

Ein Bericht, der am Abend des 26. November 2019 im ZDF-Politmagazin "Frontal 21" hatte erscheinen sollen, hätte jedoch nicht Chrupallas Kreispolitik zum Thema gehabt. Vielmehr sollte dessen Verwicklung in den seit Monaten durchleuchteten Spendenskandal der AfD thematisiert werden.

Dazu veröffentlichte der "Tagesspiegel"-Journalist Matthias Meisner einen Tweet:

Spekulationen darüber, die Ausstrahlung des Beitrags habe ein AfD-Anwalt kurzfristig verhindert, wies das ZDF in einer Stellungnahme zurück.

Beitrag für "Frontal 21": Das ZDF wehrt sich

"Richtig ist", schrieb der Mainzer Sender, "dass das ZDF einen Online-Text zurückgezogen und sich verpflichtet hat, eine Stellungnahme von Tino Chrupalla abzuwarten und ggf. zu berücksichtigen, also ohne Abschluss der Recherchen die Ankündigung nicht mehr zu publizieren. Die Recherchen laufen noch, dementsprechend ist eine Berichterstattung weiter möglich."

Chrupalla wird auf dem Bundesparteitag der AfD zwei Konkurrenten um den Posten des Parteivorsitzenden haben. Der innenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Gottfried Curio, hat seine Kandidatur angekündigt.

Die rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst erwägt ebenfalls eine Kandidatur. Gaulands Ko-Vorsitzender Jörg Meuthen will zugleich sein Amt behalten.

Damian Lohr wirbt für Tino Chrupalla

Der Vorsitzende des AfD-Jugendverbands Junge Alternative, Damian Lohr, sprach sich am Mittwoch für Chrupalla aus. Dieser sei "ein pflichtbewusster, lockerer, integrer Typ, ein hervorragender Kandidat", sagte er dem ARD-Hauptstadtstudio.

Mit Meuthen "hat man einen westdeutschen Akademiker an der Spitze, da würde es ganz guttun, wenn man sagt: Wir als AfD nehmen auch den Osten mit." (hau/AFP)

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