• Nach dem Mord an einer 13-Jährigen in Wien laufen die Ermittlungen weiter auf Hochtouren.
  • Drei Verdächtige hat die Polizei bislang festgenommen und nach einer weiteren Person wird derzeit gefahndet.
  • Doch nicht alle Fragen zu dem Mord sind schon beantwortet.

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An einen Baum angelehnt haben Passanten am Samstag in Wien die Leiche eines 13-jährigen Mädchens entdeckt. Seitdem fahndet die Polizei mit Hochdruck nach den Mördern.

Insgesamt drei Verdächtige wurden bislang festgenommen. Dennoch sind viele Details in dem Fall noch unklar. Was wir wissen und was nicht.

Was wir wissen: Das Opfer

Die 13-Jährige lebte mit ihren Eltern in Tulln an der Donau. Am Sonntag wurde sie von ihren Eltern identifiziert, wie ein Polizeisprecher in Wien mitteilte. Nach Angaben der Mutter gegenüber dem Portal "Heute.at" hatte die Familie zuvor auch in Wien-Donaustadt gelebt, nur 500 Meter vom späteren Fundort des Opfers.

Am vergangenen Freitag sei die 13-Jährige mit einer Freundin unterwegs gewesen. Eigentlich hätte sie am Abend nach Hause kommen sollen. Nachdem sie am Samstagmorgen noch immer nicht zurückgekehrt war, erstattete die Mutter Anzeige. Schon in der Vergangenheit sei das Mädchen mehrfach abgängig gewesen.

Die Verdächtigen

Am Montagabend nahm die Polizei zwei Männer fest. Die beiden Verdächtigen sind laut Behörden 16 und 18 Jahre alt. Die Ermittler waren durch Zeugenaussagen auf ihre Spur gekommen. Beide stammen aus Afghanistan und wurden am Mittwoch aus der Polizeihaft in eine Justizanstalt überstellt.

Der 18-Jährige lebte seit 2015 in Wien und war wegen Drogendelikten und Diebstahls vorbestraft. Deshalb wurde ihm sein Status als subsidiär Schutzberechtigter aberkannt. Der 16-jährige Asylbewerber war erst im April durch eine Familienzusammenführung nach Österreich gekommen.

In der Nacht auf Donnerstag wurde zudem ein dritter Verdächtiger festgenommen. Das bestätigte Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) am Donnerstag.

Bei dem Mann soll es sich laut einem Bericht der "Austria Presse Agentur" (APA) um einen 23-jährigen Afghanen handeln, der in der Vergangenheit bereits wegen Rauschgiftdelikten verurteilt wurde. Er soll sich zum Tatzeitraum ebenfalls in der Wohnung des 18-jährigen Afghanen aufgehalten haben.

Wie Ruf zudem erklärte, werde derzeit nach einem vierten Verdächtigen per europäischem Haftbefehl gefahndet.

Die Tat

Die 13-Jährige soll nach Angaben des österreichischen Innenministers Karl Nehammer (ÖVP) und Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl die am Montag festgenommenen Verdächtigen gekannt haben. Sie sei zudem freiwillig in die Wohnung des 18-Jährigen mitgegangen.

Das Opfer soll vor seinem gewaltsamen Tod unter Drogen gesetzt worden sein, um sie sexuell gefügig zu machen. Dabei sei Ecstasy im Spiel gewesen, sagte Pürstl am Dienstag in Wien. Es sei zu "Straftaten gegen die sexuelle Integrität" des Mädchens gekommen.

Die Leiche des Mädchens wies zahlreiche Blutergüsse auf. Gerichtsmediziner fanden heraus, dass es erstickt wurde. Die Staatsanwaltschaft hat bereits mehrere Gutachten in Auftrag gegeben, die nähere Aufschlüsse zur genauen Todesursache geben sollen.

Die Auswirkung

Der Mord an der 13-Jährigen hat in Österreich für Entsetzen gesorgt und eine Asyl-Debatte ausgelöst. "Menschen, die von uns Schutz wollen und unsere Werte mit Füßen treten und das auch noch in Taten zum Ausdruck bringen, haben bei uns nichts verloren", sagte Kanzleramtsministerin Edtstadler. Nach dem "barbarischen Mord" werde man über Änderungen bei Abschiebungen nachdenken.

Edtstadler verwies darauf, dass der 18-Jährige trotz dreier Verurteilungen gegen seine Abschiebung Berufung einlegen konnte. Österreichs Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach sich gegen ein Überdenken von Abschiebungen in das Krisenland Afghanistan aus, das die mitregierenden Grünen gefordert hatten. "Einen Abschiebestopp nach Afghanistan wird es mit mir nicht geben", sagte er.

Was wir nicht wissen: Der Tathergang

Was sich im Detail in der Wohnung abspielte und wie es letztlich zu dem Mord kam, ist derzeit noch unklar. Auch wie die Leiche des Mädchens auf die Grünfläche gelangte, wo sie später gefunden wurde, ist noch nicht geklärt.

Die Vernehmung der ersten beiden Tatverdächtigen lieferte keine neuen Erkenntnisse, wie die APA berichtet. Demnach soll der 18-Jährige bestritten haben, dass er etwas mit dem Tod des Mädchens zu tun gehabt habe. Der 16-Jährige wollte bislang keine Aussage machen. (thp/mit Material der DPA)

Verwendete Quellen:

  • Austria Presse Agentur (APA)
  • Heute.at: Mutter von Leonie (13): "Sie war mein geliebter Rebell"
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