- Das Dorf Lützerath ist geräumt.
- Der Protest der zahlreichen Klimaaktivistinnen und -aktivisten aber ist damit nicht beendet - im Gegenteil.
- Und mittendrin steckt eine internationale Symbolfigur des Kampfes um die Wende in den Köpfen von Menschen und Energie-Unternehmen.
Die schwedische Klimaaktivistin
Am Dienstag lief sie überraschend bei einer Klimaschutz-Demonstration mit, die im Erkelenzer Ortsteil Keyenberg in der Nähe von Lützerath begonnen hatte. Insgesamt hätten sich an der Demonstration mehrere Hundert Menschen beteiligt, erklärte die Polizei. Mit einer dicken Mütze auf dem Kopf habe sich Thunberg unter die Demonstranten gemischt. Einer ihrer Sprecher erklärte auf Anfrage, dass die Klimaaktivistin noch in der Region sei und "an verschiedenen Aktivitäten" teilnehmen werde.
Garzweiler: Greta Thunberg wird von der Polizei weggetragen
Nach Polizeiangaben löste sich eine dreistellige Zahl an Menschen aus der Demonstration heraus und marschierte Richtung Tagebau Garzweiler. Darunter war auch Thunberg. Zusammen mit etwa 60 bis 70 anderen Menschen saß sie in der Nähe der Abbruchkante zum Braunkohletagebau Garzweiler. Polizisten umringten die Gruppe. Der Aufenthalt an der scharfen Abbruchkante ist gefährlich und verboten.
Ein dpa-Fotograf beobachtete, dass Thunberg von drei Polizisten weggetragen und nach gut 50 Metern abgesetzt worden sei, um eine Personenkontrolle durchzuführen. Eine Polizeisprecherin sagte, Thunberg sei für die Feststellung der Personalien in Gewahrsam genommen worden. Sobald die Identitäten aller Beteiligten feststünden, würde die Gruppe in Bussen aus dem Gefahrenbereich gefahren und dann entlassen.
Nach Angaben einer Sprecherin von "Ende Gelände" scherten aus der Kundgebung zwei Teilnehmergruppen in Richtung Lützerath aus. Eine dritte Gruppe werde nicht weitergelassen. "Ende Gelände" zeigte seine Kampfbereitschaft in einem Video, das die Gruppe bei Facebook postete: "Wir zeigen hier ganz klar: Wir lassen uns nicht aufhalten. Wir wollen, dass wir endlich rausgehen aus diesen dreckigen, fossilen Energien!" Der Post war überschrieben mit: "Wir machen den heutigen Tag für RWE zum Desaster! 7 Aktionen laufen parallel."
Zuvor hatten Kohle-Gegner ihre Proteste am Morgen an mehreren Orten in Nordrhein-Westfalen fortgesetzt. Im Braunkohletagebau Inden wurde ein Schaufelradbagger besetzt, der daraufhin die Arbeit einstellen musste. Die Polizei Aachen sprach von etwa 20 beteiligten Aktivisten, ein Sprecher des Energiekonzerns RWE von 30 bis 40.
Aktivistinnen und Aktivisten besetzen Werkbahnschienen
In der Nähe von Rommerskirchen besetzte nach Polizei- und RWE-Angaben zudem eine Gruppe von etwa 50 Aktivisten Werksbahnschienen zum Kraftwerk Neurath. Nachdem die sich geweigert hätten, die Gleise zu verlassen, seien die Protestierenden weggetragen worden, berichtete ein Sprecher der Polizei Aachen. Der "Aktionsticker Lützerath" vermeldete etwa 130 Blockierer an der Kohlebahn am Kraftwerk Neurath. Gewalttätige Auseinandersetzungen wurden zunächst an keinem Protestort bekannt.
In Köln brachten festgeklebte Klimaaktivisten mit einer Blockade-Aktion den Berufsverkehr massiv ins Stocken. Sie saßen quer auf einer Straße und hielten ein Banner hoch, das auf die Gruppierung Letzte Generation hinwies. Dazu waren gelbe Kreuze zu sehen - die Protest-Symbole gegen den Abriss von Lützerath.
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Die Polizei sperrte nach eigenen Angaben Zufahrten und führte den Verkehr vorbei. Drei Personen seien auf der Straße festgeklebt, drei seien bereits weggetragen worden, sagte eine Polizeisprecherin am Morgen. Ein dpa-Fotograf berichtete von einem Stau und wütenden Kommentaren von Autofahrern in Richtung der Aktivisten.
Die Gruppierung Letzte Generation twitterte ein Foto aus Köln und erklärte: "Die Kohle unter #Lützerath muss im Boden bleiben!"
In einem späteren Tweet, der ein Video der Demonstration in Keyenberg zeigt, stand zu lesen, wenngleich nicht ganz frei von einem kleinen Schreibfehler: "Uns bekommt man nicht klein. Wir werden nicht aufzugeben."
Klimaaktivisten kleben für ihren Protest am Innenministerium
In Düsseldorf klebten sich Klimaaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion am NRW-Innenministerium fest. Etwa ein Dutzend Menschen, darunter eine Mutter mit Kind, waren an der Aktion in Düsseldorf beteiligt, wie Sprecher von Polizei und Innenministerium sagten. Sie protestierten gegen die Räumung der Siedlung Lützerath für den Braunkohle-Abbau und forderten den Rücktritt von NRW-Innenminister Herbert Reul wegen des Polizeieinsatzes dort. Die Aktivisten beklagten Polizeigewalt und Kriminalisierung.
Bei einer Kundgebung am vergangenen Samstag hatte es Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten gegeben, als Teilnehmer in Richtung Lützerath gelaufen waren. Das Dorf wurde in den vergangenen Tagen von der Polizei geräumt und soll abgebaggert werden.
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Die Polizei muss Schlagstöcke, Pfefferspray und Wasserwerfer einsetzen
Demonstranten hatten am Samstag in der Nähe des Tagebaus die abgesprochene Demonstrationsroute verlassen und waren in die Richtung der Gegend gezogen, in die das Betretungsverbot gilt. Die Polizei hatte Schlagstöcke, Pfefferspray und Wasserwerfer eingesetzt, um die Menschen zurückzuhalten. Aus den Reihen der Demonstranten waren Steine, Erdklumpen und Pyrotechnik auf die Beamten geworfen worden.
Die Einsatzkräfte der Polizei richteten sich auf mehrere spontane, dezentrale Aktionen ein. Das Aktionsbündnis "Lützerath Unräumbar", zu dem auch Gruppen von Fridays For Future und Letzte Generation gehören, hatte zuvor für heute zu einem gemeinsamen Aktionstag aufgerufen. (dpa/hau/br)
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