Leere Straßen, geschlossene Läden, Ausgangssperren: Mit verzweifelten Maßnahmen versuchen die EU-Staaten die Corona-Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Ein Blick auf Deutschlands Nachbarn.

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Wie ist die Corona-Lage in Dänemark?

In Dänemark hat die Zahl der Neuinfektionen ein Rekordhoch erreicht. Von Mittwoch auf Donnerstag wurden 760 neue Fälle von COVID-19 registriert. Das teilte das Staatliche Seruminstitut mit. Virologen weisen aber darauf hin, dass die hohe Zahl nicht bedeuten muss, dass sich nun mehr Menschen infizieren als im Frühjahr, weil inzwischen sehr viel mehr getestet werde.

Die dänische Regierung hat angesichts der zunehmenden Neuinfektionen schärfere Maßnahmen im Land in Aussicht gestellt. "Die nächsten zwei bis drei Tage werden entscheidend sein", sagte Gesundheitsminister Magnus Heunicke am Donnerstag. Er werde sich strengeren Beschränkungen oder Regeln nicht in den Weg stellen.

Schon jetzt muss man in großen Teilen des öffentlichen Lebens in Dänemark einen Mundschutz tragen. Bei Versammlungen sind nicht mehr als 50 Personen zugelassen. Angesichts der hohen Zahl an Corona-Neuansteckungen hat Dänemark seine Grenze für Urlauber aus Deutschland weitgehend geschlossen.

Wie ist die Corona-Lage in Polen?

Auch Polen verzeichnet eine Rekordzahl bei den Corona-Neuinfektionen. Innerhalb von 24 Stunden wurden 12.107 neue Fälle gemeldet, wie das Gesundheitsministerium in Warschau am Donnerstag mitteilte. In diesem Zeitraum kamen 168 Todesfälle in Verbindung mit einer COVID-19-Erkrankung hinzu. Seit Beginn der Pandemie starben mehr als 4.000 Menschen.

Es wird erwartet, dass das ganze Land demnächst zur Roten Zone erklärt wird, wie die Nachrichtenagentur PAP unter Berufung auf Regierungssprecher Piotr Mueller berichtete. Damit gehen weitere Einschränkungen wie die Begrenzung von Versammlungen auf maximal zehn Personen einher. Pläne für landesweite Ausgangsbeschränkungen gebe es indes nicht, hieß es in Warschau.

Wie hoch sind die Corona-Zahlen in Tschechien?

In Tschechien steigt die Zahl der Corona-Infizierten weiter sprunghaft an. Mit knapp 15.000 neuen Fällen innerhalb von 24 Stunden vermeldeten die Behörden am Donnerstag einen Tagesrekord. Insgesamt befinden sich mehr als 4.400 Menschen im Krankenhaus in Behandlung. Die Gesamtzahl der Todesfälle in Verbindung mit einer COVID-19-Erkrankung seit Beginn der Pandemie stieg auf 1.739.

Derweil traten drastische Maßnahmen gegen die Corona-Welle in Kraft. Die Bürger sollen das Haus oder die Wohnung nur noch verlassen, um zur Arbeit zu gehen, das Nötigste einzukaufen oder Arzt- und Familienbesuche zu erledigen. Auch Spaziergänge in Parks und Natur sind erlaubt. Die meisten Geschäfte müssen geschlossen bleiben. Ausgenommen sind unter anderem Supermärkte und Drogerien.

Die Regierung habe zum "stärksten Kaliber" gegriffen, das ihr zur Verfügung stehe, sagte Innenminister Jan Hamacek der Zeitung "Pravo". Der Sozialdemokrat versicherte, dass die Grenzen – anders als im Frühjahr – offen bleiben würden. Die deutsche Bundesregierung hat allerdings eine Reisewarnung für Tschechien ausgesprochen.

Österreich: Zwei Tage in Folge mit Rekordwerten

Österreich hat den zweiten Tag in Folge einen Rekordwert neu nachgewiesener Corona-Infektionen registriert. Am Donnerstag meldeten Innen- und Gesundheitsministerium 2.435 Neuinfektionen binnen 24 Stunden, nachdem am Vortag mit 1.958 positiven Tests der bisherige Höchststand erreicht worden war.

Im Neun-Millionen-Einwohner-Land Österreich gelten mehr als 23.000 Menschen als aktiv erkrankt, von ihnen wurden am Donnerstag 1.002 im Krankenhaus behandelt. 161 der Patienten liegen auf der Intensivstation.

Neue Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus treten jedoch erst am Sonntag und nicht wie geplant am Freitag in Kraft. Wie das österreichische Gesundheitsministerium am Donnerstagabend mitteilte, dürfen sich ab dann drinnen nur noch sechs Personen zu privaten Veranstaltungen wie Tanz- und Yogakursen oder zu Geburtstagsfeiern treffen. Für Bewohner in Seniorenheimen gilt künftig eine Maskenpflicht in den allgemein zugänglichen Bereichen, gleiches gilt für Fußgänger-Passagen.

Wie ist die Corona-Lage in der Schweiz?

In der Schweiz sind innerhalb von 24 Stunden 5.256 neue Corona-Infektionen gemeldet worden, wie aus Daten des Bundesamtes für Gesundheit vom Donnerstag hervorgeht. Das ist weniger wie am Vortag. Zuletzt war die Anzahl der positiven Fälle allerdings drastisch gestiegen, teilweise war sie doppelt so hoch wie am Tag zuvor.

Die Schweizer Zahl liegt gemessen an der Bevölkerungsgröße etwa fünfmal so hoch wie die von Deutschland. Die Regierung prüft bereits, ob eine zeitlich begrenzte Schließung aller Geschäfte nötig ist, etwa für 14 Tage. Noch sei das nicht der Fall, sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Mittwoch.

"Die nächsten zwei bis drei Wochen sind entscheidend für uns. Es gibt keinen Grund zur Angst, aber jetzt bitte Engagement," sagte Berset als Aufforderung an die Bevölkerung, Maßnahmen wie Masken, Handhygiene und Abstand halten konsequent umzusetzen.

Corona-Pandemie: Nächtliche Ausgangssperre in Frankreich

Frankreich hat mit 41.622 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden einen Spitzenwert erreicht. Das seien rund 15.000 mehr als am Vortag, teilten die Behörden am Donnerstagabend mit. Insgesamt stieg die Zahl der Neuinfektionen auf 999.000 und erreichte damit fast die Marke von einer Million.

Frankreich mit seinen rund 67 Millionen Menschen ist stark von der Coronavirus-Pandemie betroffen. Premierminister Jean Castex hatte angekündigt, dass die bereits in Paris und anderen Metropolen geltende nächtliche Ausgangssperre auf rund zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner des Landes ausgedehnt wird.

Die Ausgangssperre gelte vom Samstag an dann in 54 Départements und dem französischen Überseegebiet Französisch-Polynesien. Nach Angaben der Regierung haben sich in den vergangenen sieben Tagen 251 Menschen pro 100.000 Einwohner mit dem Coronavirus infiziert.

Starker Anstieg der Corona-Zahlen in Luxemburg

Im Großherzogtum ist die Zahl der Neuinfektionen stark gestiegen. Zuletzt lag die 7-Tage-Inzidenz mit 298 Fällen pro 100.000 Einwohner mehr als fünfmal so hoch wie derzeit in Deutschland. Bisher verzichtet die luxemburgische Regierung aber auf strengere Maßnahmen.

Belgien sucht die Reißleine

Kneipen geschlossen, Alkoholverkaufsverbot ab 20:00 Uhr, nächtliche Ausgangssperre: Belgien sucht in der zweiten Corona-Welle verzweifelt die Reißleine, ohne das Land wieder komplett lahm zu legen. Noch sind Läden und Schulen offen, noch dürfen bei Sportveranstaltungen einige Hundert Leute ins Stadion.

Aber auch das ist vielleicht nur eine Frage der Zeit. Denn das kleine Land fürchtet einen "Tsunami", so hat es Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke genannt. Und es probt nun Maßnahmen, die Deutschland womöglich auch bald blühen könnten.

Annähernd 10.500 neue Infektionen pro Tag registrierte das Gesundheitsinstitut Sciensano im Durchschnitt in den vergangenen sieben Tagen, 69 Prozent mehr als in der Woche zuvor. In der Spitze waren es am Montag sogar mehr als 12.000 Ansteckungen. Dabei hat Belgien nur 11,5 Millionen Einwohner, Deutschland dagegen 83 Millionen. Je 100.000 Einwohner hatte Belgien nach Sciensano-Angaben des Europäischen Seuchenzentrums ECDC binnen 14 Tagen 933 neue Fälle, rund neun Mal so viele wie Deutschland mit 99.

Unterschiedliche Verfahren: Wie man sich auf Corona testen kann

Derzeit werden drei verschiedene Testverfahren angewendet, um zu überprüfen, ob sich eine Person kürzlich infiziert hat oder vor längerer Zeit infiziert wurde. Doch welche Testverfahren eignen sich für wen? Wir beantworten mit dem Mediziner Martin Roskos die wichtigsten Fragen dazu. (Foto: iStock - zoranm)

Niederlande: Intensivbetten schon fast überlastet

In den Niederlanden ist die Zahl der binnen 24 Stunden gemeldeten Corona-Neuinfektionen erstmals auf mehr als 9.000 gestiegen. 9.283 Fälle seien in diesem Zeitraum registriert worden, 526 mehr als am Vortag, teilte das Institut für Gesundheit und Umwelt RIVM am Donnerstag mit. Die Niederlande gehören zu den am stärksten von der zweiten Welle der Pandemie getroffenen Ländern Europas.

Auch die Zahl der Patienten in Krankenhäusern und auf den Intensivstationen steigt in den Niederlanden schnell. Inzwischen ist fast jedes zweite Intensivbett mit einem an COVID-19 erkrankten Patienten belegt. Am Freitag sollen erste Patienten in deutsche Kliniken verlegt werden. Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen hatten bereits Hilfe zugesagt.

Vor einer Woche war in den Niederlanden ein Teil-Lockdown verhängt worden. Unter anderem mussten alle Gaststätten schließen, Bürger dürfen nur noch drei Gäste am Tag empfangen und sollen öffentliche Verkehrsmittel nur in dringenden Fällen nutzen. (dpa/mf)

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