• Die Corona-Impfkampagne zieht schon merklich an.
  • In einigen Wochen sollen Vorgaben wegfallen, die noch einen Vorrang für bestimmte Risikogruppen sichern.
  • Bringt das den entscheidenden Durchbruch?

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Es ist ein Datum, auf das viele nach aufreibenden Monaten in der Corona-Pandemie schon ungeduldig warten: Spätestens ab Juni sollen sich alle Menschen in Deutschland impfen lassen können, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ankündigte. Dann soll die so genannte Priorisierung enden, die bisher eine Reihenfolge festlegt, wer wann zum Zuge kommt. Der genaue Termin dafür ist aber noch unklar und es hängt auch daran, wie zuverlässig Impfstoffe geliefert werden. Ein Überblick über wichtige Fragen und Antworten:

Warum gibt es überhaupt die Priorisierung?

An der amtlich fixierten Reihenfolge gab und gibt es viel Kritik. Doch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verteidigt das Instrument: "Menschenleben retten ist keine Bürokratie." Zweck ist, den anfangs knappen Impfstoff für Menschen mit dem höchsten Risiko für schwere und tödliche Corona-Verläufe zu reservieren: Alte, chronisch Kranke und viele Berufsgruppen mit hoher Ansteckungsgefahr, die nicht ins Homeoffice gehen können. Nach den ersten zwei Priorisierungsgruppen soll im Mai zuerst noch die dritte und letzte Gruppe Impfungen angeboten bekommen. Eine vierte Gruppe gibt es nicht - dann kommen alle dran.

Wie ist der Zeitplan zu Impfungen für alle?

Merkel baute nach dem Impfgipfel mit den Ländern am Montag schon vor, dass nicht gleich im Juni alle auf einen Schlag eine Spritze verabreicht bekommen können. Alle könnten sich dann aber frei um Termine im Sommer kümmern. Wann genau es soweit ist, dürfte auch davon abhängen, wie fix die Impfungen der dritten Priorisierungsgruppe im Mai vorankommen. In vielen Praxen melden sich jetzt schon Interessenten. Die Kassenärzte raten, lieber per Mail nachzufragen als am Telefon.

Wie ist der Stand bei den Impfungen im Moment?

An impfwilligen Ärzten und Kapazitäten in den Impfzentren mangelt es nicht. Doch nach wie vor ist viel weniger Impfstoff verfügbar als gespritzt werden könnte. So gibt es aktuell etwa pro Arztpraxis bis zu 36 Dosen Biontech/Pfizer-Impfstoff pro Woche und bis zu 50 Astrazeneca-Dosen. Die Zahl der täglich insgesamt verabreichten Dosen schwankte an den Wochentagen zuletzt zwischen 707 000 und 395 000. 23,9 Prozent der Menschen in Deutschland wurde nun mindestens eine Impfdosis verabreicht. 7,3 Prozent haben beide - das sind 6 Millionen Menschen.

Wie soll die Impfkampagne weitergehen?

Bis Anfang Mai wird nach einer Prognose Spahns jeder Vierte geimpft sein, bis Juni dann jeder Dritte. Bereits heute gebe es auch immer weniger ungenutzte Dosen auf Halde, hieß es aus Spahns Ressort. Ab Juni sollen die Betriebsärzte in die Impfkampagne einsteigen. Warum erst so spät? "Das liegt an der Impfstoffmenge", bekräftigte ein Sprecher Spahns. In Betrieben sollen dann auch verstärkt die erreicht werden, die zwar nicht strikt gegen Impfungen sind, aber selbst eher nicht dafür aktiv werden würden. Bis Ende des Sommers am 21. September sollen alle eine Impfung angeboten bekommen, versicherte Merkel.

Was bringen Impfungen für alle?

Viele hoffen dadurch auf den letzten Durchbruch auf dem Weg aus der Pandemie - und den Alltagsbeschränkungen. Das Robert Koch-Institut erwartet eine Grundimmunität in Deutschland - keine Ausrottung des Virus. Nicht alle werden sich impfen lassen oder können geimpft werden. Und es kann immer wieder neue Virusmutationen geben. Doch mit all dem könne man besser umgehen. Absehbar ist, dass Geimpfte und nach Covid-19 Genesene keinen Freiheitseinschränkungen im heutigen Maß mehr unterliegen werden. Eine entsprechende Verordnung soll nächste Woche im Bundeskabinett auf den Weg gebracht und bis Ende Mai von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden.

Wie weit sind die Impfungen bei den besonders bedrohten Älteren?

Auf diese Gruppe kommt es besonders an - trägt sie doch ein besonders hohes Risiko schwerer Erkrankungen. Bei der Generation 60plus reicht die Quote der Menschen mit mindestens einer Impfung von 43 Prozent in Thüringen bis zu 63 Prozent in Bremen. Den vollen Impfschutz haben in dieser Altersgruppe erst rund 14 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und 22 Prozent in Bremen.

Welche Bedenken bei einer raschen Impf-Freigabe gibt es?

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnt davor, eine Impf-Freigabe regelrecht anzuheizen. Hausärzte und Impfzentren würden mit Anfragen "bombardiert", viele forderten eine sofortige Impfung, sagte Vorstand Eugen Brysch. Wegen unzureichender Impfstoffmengen erzeuge das Frust. Und: "Ein Windhunderennen bedeutet, dass sich am Ende immer der Stärkere durchsetzt." Der Sozialverband VdK mahnte, viele Ältere und Kranke warteten immer noch auf Termine. Manche könnten sich zudem aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen und für Kinder gebe es noch keinen Impfstoff. Daher müsse weiterhin ein aktueller negativer Test ein Weg bleiben, Friseurtermine oder Großelternbesuche wahrzunehmen.

Läuft die Impfkampagne schleppender als erwartet?

Nein. Bereits drei Wochen vor dem Start der Impfkampagne gab Spahn im Dezember die Prognose ab, dass bis zum Sommer wohl immer lockerer priorisiert werden könne - und es im Sommer genügend Impfstoff für Massenimpfungen gebe. Mitte März sagte er, es werde noch einige Wochen dauern, bis die Risikogruppen vollständig geimpft sind. "Erst dann können wir auch über breitere Öffnungen der Gesellschaft reden."

Klappt es mit dem Sommerurlaub?

Kommt darauf an. Je später man verreist oder je spontaner man auf die Pandemielage reagieren kann, desto leichter tut man sich. Derzeit gelten noch Quarantäneregeln und bei Flugreisen Testpflichten bei der Heimkehr. Der Touristikkonzern Tui zum Beispiel will neben Mallorca schon ab 1. Mai auch wieder Ibiza- und Formentera-Reisen anbieten. Die portugiesische Algarve, Kreta, Rhodos, Kos, Korfu und andere Ziele sollen folgen. FTI Touristik sieht etwa auf Mallorca, Zypern und Malta risikofreien Sommerurlaub als möglich an. (mss/dpa)

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