- Die Konferenz der Gesundheitsminister hat den Einsatz von Booster-Impfungen für Personen der Hochrisikogruppe und Pflegepersonal beschlossen.
- Eine Empfehlung der STIKO steht noch aus.
- Unklar ist, inwiefern junge, gesunde Menschen Antikörper gegen SARS-CoV-2 verlieren.
Worum es sich bei der Booster-Impfung handelt, ist schnell erklärt: "Eine Auffrischungsimpfung oder Booster-Impfung ist eine erneute Impfung gegen einen Krankheitserreger nach einer länger zurück liegenden Grundimmunisierung", so Prof. Dr. Siegfried Görg. "Der Booster 'erinnert' unser Immunsystem an das Antigen und beschleunigt die Immunantwort im Falle einer Infektion."
Bei der Auffrischungsimpfung gegen SARS-CoV-2 wird eine dritte Impfdosis mit einem zugelassenen m-RNA-Impfstoff, zum Beispiel von Biontech/Pfizer injiziert.
Impfdurchbrüche: Infektionen trotz Corona-Impfung
Trotz vollständiger Impfung kann es zu Infektionen und Erkrankungen kommen. Dann handelt es sich um einen Impfdurchbruch. Besonders für Menschen der Risikogruppen kann dies gefährlich werden.
Studien zeigten zudem, dass der Impfschutz insbesondere bei alten Menschen sowie bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem, beispielsweise nach einer Organtransplantation, nachließ. Diesen Zusammenhang erkannte auch eine Studie an der Berliner Charité, auf die der Virologe
In ihr wurden geimpfte, junge Krankenhausmitarbeiter untersucht. Von ihnen hatten 95 Prozent noch neutralisierende Antikörper. Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern von Altenheimen hingegen konnte man nur noch bei 60 Prozent Antikörper nachweisen.
Zudem wurde in Untersuchungen deutlich, dass diese Personen der Hochrisikogruppe "low responder" sind. Das heißt, sie bilden nach der Impfung generell weniger Antikörper als junge, gesunde Menschen und ihre durch die Impfung hervorgerufene Immunantwort gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 fällt geringer aus.
"Die trotz Impfungen auftretenden Erkrankungen bei älteren Personen und Risikopatienten, wie zum Beispiel Transplantierte und Krebskranke, sollen möglichst verhindert werden, indem die Gedächtniszellen durch eine weitere Impfung aktiviert werden und mehr Antikörper produzieren", betont Görg.
GMK: Diese Geimpften sollen Auffrischungsimpfung erhalten
Die Konferenz der Gesundheitsminister hat für bestimmte Personen den Einsatz von Booster-Impfungen bereits beschlossen. Dem zufolge erhalten zeitnah Menschen in Pflegeeinrichtungen, deren letzte Impfung mehr als sechs Monate zurückliegt, eine solche.
Auch das Pflegepersonal kann sich auf freien Wunsch hin ein drittes Mal impfen lassen. Zudem können Pflegebedürftige, die zu Hause leben, eine dritte Dosis erhalten. Das gilt nach ärztlicher Beratung auch für Menschen über 60.
Zudem kann eine Auffrischungsimpfung für die Berufsgruppen erwogen werden, die regelmäßig im Kontakt mit infektiösen Menschen stehen, also für medizinisches Personal, Rettungssanitäter, Ärzte und mobile Impfteams.
Noch keine Empfehlung der STIKO für Booster-Impfungen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat allerdings für Auffrischungsimpfungen bislang keine offizielle Empfehlung ausgesprochen.
"Aktuell werden international diverse Studien zu der Fragestellung durchgeführt, ob und in welchem Zeitabstand eine COVID-19-Auffrischimpfung notwendig sein wird. Die STIKO hat mit der Evidenzaufarbeitung begonnen", heißt es vonseiten des Robert-Koch-Institutes. Im Laufe dieses Monats würden noch relevante Daten für diese Fragestellung erwartet.
Vor Ende September oder Anfang Oktober sei daher mit keiner Positionierung der STIKO zu rechnen. Um über Auffrischungsimpfungen entscheiden zu können, seien Faktoren wie die Dauer des Impfschutzes nach den ersten zwei Impfungen, der Wirkweise des Impfstoffs, möglicher Immunitätsentwicklung gegen Impfstoffkomponenten oder die Wirksamkeit gegen neue Virusmutationen zu klären.
Generell wird aber bei vielen Impfungen gegen andere Krankheiten wie zum Beispiel Tetanus oder Diphterie eine Auffrischungsimpfung nach einem bestimmten Zeitraum empfohlen. "Israel verabreicht Risikopatienten seit Juli eine Drittimpfung mit dem m-RNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer", so Görg. Die typischen Impfreaktionen wie Fieber, Kopfschmerzen und Müdigkeit schienen dabei sogar etwas weniger stark zu sein als nach der Zweitimpfung.
Brauchen bald alle eine dritte Impfung gegen SARS-CoV-2?
Ob und wann künftig alle eine Booster-Impfung brauchen, ist noch nicht geklärt. "Jüngere Personen, die vollständig geimpft sind, brauchen keine schweren Verläufe fürchten, aber eine Booster-Impfung würde helfen, auch hier Infektionen weiter zu reduzieren", sagt der Experte.
So könnten Ansteckungen von Dritten verhindert werden. Zudem geht Görg davon aus, dass im weiteren Verlauf des Jahres ein Angebot für Booster-Impfungen auch an alle anderen Personen gerichtet werden kann.
Ebenfalls noch unklar ist, bei wem und wie schnell die Antikörper gegen SARS-CoV-2 nach der ersten Impfserie abnehmen. Eine Bestimmung der Antikörper ist durch das Blut möglich, wird aber nicht standardmäßig durchgeführt und ist auch nicht allgemein empfohlen.
"Bisher ist für die Prüfung des Impferfolgs bei Geimpften kein einheitliches serologisches Korrelat definiert" so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Daher existiere auch kein Schwellenwert, ab dem eine Immunität angenommen werden kann.
"Zudem wird unabhängig vom Vorhandensein von Antikörpern nach Impfung eine zelluläre Immunität aufgebaut", informiert die BZgA. Diese umfasst auch Immunzellen, die infizierte Zellen erkennen und zerstören können. Somit sei eine schützende Immunantwort auch bei einer unzureichenden Bildung von Antikörpern möglich und die Menge der Antikörper allein gibt nicht Aufschluss darüber, wie gut die Impfung letztlich gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 schützt.
Verwendete Quellen:
- Schriftliche Antworten von Prof. Dr. Siegfried Görg
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: injektionsschutz.de: Auffrischungsimpfung
- injektionsschutz.de: Sie haben eine Frage zum Infektionsschutz? Finden Sie Antworten hier!
- medrxiv.org: Studie zur Immunität nach Corona-Impfung an der Berliner Charité
- Robert-Koch-Institut: Durchführung der COVID-19-Impfung
- NDR-Podcast Das Coronavirus-Update. Folge 97: Wir müssen uns aus der Pandemie rausimpfen
- gmkonline.de: Gesundheitsminister-Konferenz: Erweitertes Angebot für Auffrischimpfungen
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