- Der Wissensstand über SARS-CoV-2 und auch die Corona-Regeln ändern sich seit Beginn der Pandemie kontinuierlich.
- Das sorgt auch bei Menschen, die sich regelmäßig informieren, für Verwirrung.
- Wir geben einen Überblick über aktuelle Regeln, Empfehlungen und Missverständnisse – und was im Falle eines Falles zu tun ist.
Jeden Tag eine neue Nachricht, eine neue Studie: Das Coronavirus fordert uns auch in Hinblick auf Informationsbeschaffung heraus. Und auch die Regeln und Empfehlungen für unseren Alltag ändern sich mit jedem neuen Wissenstand über das Virus.
Wann ist nochmal was zu tun und wie war das noch gleich mit der Übertragung? Auch Sie haben inzwischen den Überblick verloren? Hier sind gängige Irrtümer und Missverständnisse rund um das Coronavirus im Check - und was es von offizieller Seite dazu heißt.
"Wir sind ja alle geimpft, da kann man sich nicht anstecken"
Doch. Eine vollständige Impfung erhöht zwar in den allermeisten Fällen den Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf und einer Infektion an sich. Zu 100 Prozent verhindern kann die Impfung eine Infektion aber nicht. Wenn man sich trotz vorangegangener vollständiger Impfung infiziert, spricht man von einem Impfdurchbruch.
Es können sich also auch Menschen, die eine Grundimmunisierung erhalten haben, mit dem Virus infizieren, einen symptomatischen oder asymptomatischen Krankheitsverlauf haben – und das Virus weitergeben. Aus diesem Grund empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) auch geimpften Menschen, sich an die AHA-Regeln und Hygienemaßnahmen zu halten.
"Hände desinfizieren beseitigt alle Coronaviren"
Nicht zwangsläufig. Es gibt Mittel, die lediglich gegen Bakterien wirken. Um gegen SARS-CoV-2 anzukommen, sollte das Produkt auch gegen Viren wirksam sein. Auf vielen Desinfektionsmitteln steht mittlerweile, ob es auch Coronaviren beseitigt. Auch Mittel mit den Schlagworten "begrenzt viruzid", "begrenzt viruzid PLUS" oder "viruzid" kommen gegen SARS-CoV-2 an.
Generell hält die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Desinfektionsmittel nach wie vor nicht für notwendig – gründliches Händewaschen reiche vollkommen aus.
"Corona wird nur über Tröpfchen übertragen – eine Schmierinfektion ist nicht möglich"
Nach aktuellem Wissensstand falsch. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass sich das Virus besonders über Tröpfchen, also etwa beim Sprechen, Niesen oder Husten über die Luft überträgt. Auch Aerosole, also besonders kleine Partikel spielen dabei eine Rolle. Aber ist eine Infektion mit SARS-CoV-2 auch über eine sogenannte Schmier- oder Kontaktinfektion von Mensch zu Mensch oder über Gegenstände möglich? Also etwa, wenn man direkt nach einer infizierten Person die Türklinke berührt und sich anschließend ins Gesicht fasst?
Auf dem Informationsportal der BZgA heißt es dazu: "Auch eine Übertragung durch Schmierinfektion über die Hände, die mit der Mund- oder Nasenschleimhaut sowie mit der Augenbindehaut in Kontakt gebracht werden, ist prinzipiell nicht ausgeschlossen. Eine Übertragung über Oberflächen ist insbesondere in der unmittelbaren Umgebung von infizierten Personen ebenfalls nicht auszuschließen." Laborversuche zeigten, dass vermehrungsfähige SARS-CoV-2-Viren auch auf Flächen für eine gewisse Zeit infektiös blieben.
"Wir lüften regelmäßig in der Arbeit, das reicht als Schutzmaßnahme"
Generell ist regelmäßiges Lüften wichtig und sinnvoll. Dennoch hängt das Ansteckungspotenzial, das es etwa im Büro oder im Klassenzimmer gibt, von mehreren Faktoren ab. Zum Beispiel von der Anzahl der Personen im Raum oder ob diese schweigen oder laut singen.
Gemeinsam mit einem Team aus Forschenden hat der Virologe Hendrik Streek von der Universität Bonn einen Leitfaden entwickelt, wie man das Ansteckungsrisiko in Innenräumen prüfen kann. Dabei spielt neben Raumhöhe und -volumen unter anderem auch eine Rolle, wie tief die Anwesenden ein- und ausatmen.
"Ich hatte ja schon Corona, eine Impfung macht keinen Sinn"
Ob 2G- oder 3G-Regel - wer als genesen gilt, hat damit im Alltag die gleichen Rechte wie jemand mit vollständiger Impfung. Die Stiko hat eine Empfehlung für Genesene ausgesprochen, sich etwa sechs Monate nach der Infektion impfen zu lassen. Studien zeigen, dass Menschen, die zuvor erkrankt waren und sich später impfen lassen, eine besonders starke Immunantwort auf das Virus entwickeln können. In diesem Zusammenhang ist häufig von einer "Super-Immunität" die Rede.
"Jemand aus meinem Umfeld ist positiv getestet. Mein Schnelltest zeigt: negativ - also habe ich mich nicht angesteckt"
Die Zeit zwischen Ansteckung mit SARS-CoV-2 und dem Beginn der COVID-Erkrankung nennt man Inkubationszeit. Dem RKI zufolge liegt sie im Schnitt bei fünf bis sechs Tagen. Allerdings könne sie mitunter bis zu 14 Tagen andauern. In dieser Zeit kann man also bereits infiziert sein, ohne Symptome entwickelt zu haben – ohne dass ein Antigentest beziehungsweise Schnelltest Hinweise auf eine Infektion liefert. Und: In dieser Zeit ist es möglich, andere Menschen anzustecken.
Außerdem weist das RKI deutlich auf die Grenzen der Selbsttests für zu Hause hin: "Ein negatives Testergebnis schließt eine SARS-CoV2-Infektion nicht aus." Das liege daran, dass die Aussagekraft zeitlich begrenzt sei. Und man auch ansteckend für andere sein könne, wenn das Ergebnis negativ ausfällt.
"Jemand aus meinem Umfeld ist positiv getestet. Ich muss jetzt in Quarantäne"
Kommt drauf an. Die aktuelle Regelung sieht vor, dass das zuständige Gesundheitsamt zu informieren ist und das weitere Vorgehen klärt. Das hängt unter anderem davon ab, wie eng der Kontakt zur infizierten Person war. Als "enge Kontaktperson" gilt etwa, wer im gleichen Haushalt lebt, wer ein Gespräch ohne Maske geführt, länger als zehn Minuten im gleichen Raum war mit einer "wahrscheinlichen hohen Konzentration an Aerosolen" oder wenn man auf einem Langstreckenflug in der Nähe einer infizierten Person saß.
"Enge Kontaktpersonen" ohne Grundimmunisierung müssen in der Regel in Quarantäne. Für alle, die vollständig geimpft oder genesen sind, kann diese Quarantänepflicht entfallen – Voraussetzung dafür ist auch, dass keine Krankheitssymptome vorliegen.
"Das Gesundheitsamt benachrichtigt die Kontaktpersonen schon"
Im Falle eines positiven Testergebnisses verständigt das zuständige Gesundheitsamt die angegebenen Kontaktpersonen. Das kann mitunter mehrere Tage dauern. Deutlich schneller geht es, sich selbst an die Menschen zu wenden, mit denen engerer Kontakt bestand. Eine Pflicht, das eigene Umfeld selbst zu informieren, besteht allerdings nicht.
Verwendete Quellen:
- Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin. Antigentests zur Eigenanwendung | Reiseassoziierte COVID-19-Fälle | RKI-Frauengesundheitsbericht
- BZgA: infektionsschutz.de: Informationen rund um das Coronavirus
- Paul-Ehrlich-Institut: FAQ Coronavirus
- Achim Keune, Dieter Köhler, Rüdiger Külpmann, Gerhard Scheuch, Hendrik Streeck, Thomas Voshaar: Der Lufthygiene-Check. Sichere Räume in einer Pandemie
- Bundesinstitut für Risikobewertung: SARS-CoV-2 Pandemie: Einsatz von Desinfektionsmitteln im Privathaushalt, in
der Lebensmittelproduktion und im Lebensmitteleinzelhandel - Bundesgesundheitsministerium: Coronavirus
- Expertenkreis Aerosole: 2. Stellungnahme Expertenkreis Aerosole der Landesregierung Baden-Württemberg
- zusammengegencorona.de: Coronawissen
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