• Insbesondere in Städten neigen immer mehr Menschen zu Depressionen.
  • Abhilfe könnte laut einer aktuellen Studie ein einfaches Mittel schaffen: mehr Bäume in der Stadt.
  • Denn sie sorgen nicht nur für bessere Luft - sie tun uns auch psychisch gut.

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Depressionen nehmen seit längerem zu - allem voran in städtischen Gebieten. Weltweit kommen Depressionen und Angsterkrankungen in Städten um 40 Prozent häufiger vor als auf dem Land, wie frühere Analysen von insgesamt 20 Populationsstudien aus Industrieländern ergaben. Die aktuelle Pandemie verstärkt dieses Phänomen gerade in Städten noch.

Für die Psyche ist Natur so wichtig, weil sie das seelische Wohlbefinden deutlich verbessert. Sie baut beispielsweise Stress ab. Schon 20 bis 30 Minuten pro Tag im Grünen reichen Forschungen zufolge, um unter anderem Stressmarker im Blut zu senken.

Doch bereits der regelmäßige Anblick vom Grün der Natur wirkt sich positiv auf das Seelenleben aus. Das fand nun ein Team von Forschern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, der Unis Leipzig und Jena und anderer Wissenschaftler heraus. Ihr Fazit: Straßenbäume im direkten Lebensumfeld könnten das Risiko für Depressionen in der Stadtbevölkerung reduzieren.

Mehr Bäume am Straßenrand, weniger Antidepressiva

Im Rahmen der Studie konzentrierten sich die Wissenschaftler ganz auf die Frage, wie sich die Anzahl und Art der Bäume und ihre Nähe zum Wohnort zur Anzahl der verschriebenen Antidepressiva verhielt. In einem Artikel der Zeitschrift "Scientific Reports" zeigen sie nun auf, dass mehr Bäume in unmittelbarer Umgebung des Hauses (unter 100 Meter Entfernung) häufig mit einer geringeren Zahl von Antidepressiva-Verschreibungen einhergingen. Besonders klar sichtbar war dies bei sozial benachteiligten Gruppen, die in Deutschland am gefährdetsten gelten, an Depressionen zu erkranken.

Durch die Daten von fast 10.000 erwachsenen Einwohnern der Stadt Leipzig, die an der LIFE-Gesundheitsstudie der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig teilgenommen hatten, konnten die Forscher den Zusammenhang deutlich ermitteln. Weitere für Depressionen bekannte Faktoren wie etwa Beschäftigungsstatus, Geschlecht, Alter und Körpergewicht wurden aus den Ergebnissen herausgerechnet.

Straßenbäume in Städten könnten also als einfache naturnahe Lösung für eine gute psychische Gesundheit dienen, so die Experten. Die verschiedenen Baumarten scheinen dabei keine Rolle zu spielen.

Mehr Grün beim Blick aus dem Fenster kann schon helfen

Die Hauptautorin der Studie, Dr. Melissa Marselle, hofft, dass die Forschungsergebnisse "Gemeinderäte und städtische Behörden dazu veranlassen, Straßenbäume in städtischen Gebieten zu pflanzen, um die psychische Gesundheit zu verbessern und soziale Ungleichheiten zu verringern". Straßenbäume sollten laut Marselle gleichmäßig in Wohngebieten gepflanzt werden, um sicherzustellen, dass diejenigen, die sozial benachteiligt sind, den gleichen Zugang haben, um von den gesundheitlichen Vorteilen zu profitieren.

"Die meisten Planungsrichtlinien für städtische Grünflächen beschränken sich auf Erholungsräume, die extra aufgesucht werden müssen, wie etwa Parks", ergänzt Dr. Diana Bowler, Datenanalystin im Team. "Unsere Studie zeigt aber, dass die alltägliche Natur in der Nähe des Hauses - also die Artenvielfalt, die man beim Blick aus dem Fenster sieht oder wenn man zu Fuß oder mit dem Auto zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen geht - genauso wichtig für die psychische Gesundheit ist." Diese Erkenntnis sei gerade jetzt in Zeiten der Corona-Lockdowns von besonderer Bedeutung, fügt Bowler hinzu.

"Dieser wissenschaftliche Beitrag kann eine Grundlage für Stadtplaner sein, um insbesondere in dicht besiedelten Gebieten und in zentralen Stadtbereichen die Lebensqualität für die Bewohner zu erhalten und möglicherweise zu verbessern", ergänzt Toralf Kirsten, Professor für Informatik an der Universität Leipzig. Deshalb solle dieser Aspekt bei der Neugestaltung und Planung von Stadtgebieten zukünftig mehr berücksichtigt werden.

Klare Vorteile auch für die Umwelt

Und es ist nicht nur die menschliche Gesundheit, die von Baumpflanzungen profitieren könnte. Mehr Straßenbäume in städtischen Wohngebieten können als sogenannte naturbasierte Lösung nicht nur zur Förderung der psychischen Gesundheit gesehen werden, sondern auch als Beitrag zum Klimaschutz und zur Erhaltung der Biodiversität, so die Forscher.

Dabei würde es nicht einmal große neue Parks brauchen: Bereits mehr Bäume entlang der Straßen könnten einen wesentlichen Beitrag leisten - und seien den Wissenschaftlern zufolge eine verhältnismäßig kostengünstige Lösung für Klima, Gesundheit und Natur.

Verwendete Quellen:

  • ResearchGate: The current status of urban–rural differences in psychiatric disorders
  • Neurologen und Psychiater im Netz: Großstädter haben ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen- Stressabbau und gute Sozialkontakte schützen
  • Frontiers in Psychology: Urban Nature Experiences Reduce Stress in the Context of Daily Life Based on Salivary Biomarkers
  • Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig: Straßenbäume als Mittel gegen Depressionen
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