- Zahnfleischbluten klingt harmlos – doch die Erkrankung kann sich auch auf den allgemeinen Gesundheitszustand auswirken.
- Ergebnisse einer aktuellen Studie geben nun sogar Hinweise darauf, dass Parodontitis ein neuer Risikofaktor für schwere Verläufe bei COVID-19 sein könnte.
- Demnach haben Corona-Patienten mit Parodontitis sogar ein neunfach erhöhtes Risiko, an COVID-19 zu sterben.
Viele Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion sind mittlerweile gut bekannt: Übergewicht, hohes Alter, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch Forscher haben jetzt herausgefunden, dass auch Parodontitis, also eine Zahnfleischentzündung, das Risiko einer schweren Erkrankung erhöhen kann.
Dass manche Zahnprobleme ernste Krankheiten auslösen können, ist schon länger bekannt. So kann ein entzündetes Zahnfleisch weitreichende Folgen haben und im Extremfall den ganzen Körper beeinträchtigen.
Breitet sich die Entzündung über den Mundraum hinaus aus, wird das Immunsystem geschwächt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma oder auch Lungenerkrankungen steigt.
Wie eine aktuelle Studie nun zeigt, kann eine Parodontitis auch Einfluss auf den Verlauf von COVID-19 haben. Dabei wurde festgestellt, dass COVID-19-Patienten mit Parodontitis häufiger auf die Intensivstation kommen, öfter künstlich beatmet werden müssen und ein höheres Risiko haben, an COVID-19 zu sterben.
Fast neunmal höheres Sterberisiko durch Parodontitis
Die Wissenschaftler untersuchten den COVID-19-Verlauf bei 568 Patienten, die zwischen Februar und Juli 2020 in Krankenhäuser im Emirat Katar eingeliefert wurden. Mithilfe von elektronischen Krankenakten konnten sie zudem nachvollziehen, ob und wie stark die Betroffenen unter Parodontitis litten.
Das Ergebnis der im englischsprachigen Fachblatt "Journal of Clinical Periodontology" veröffentlichten und von der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) jetzt vorgestellten Studie: COVID-19-Patienten mit Parodontitis mussten nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Nikotinkonsum und Body-Mass-Index im Schnitt 3,5-mal häufiger auf der Intensivstation behandelt und 4,5-mal häufiger beatmet werden. Sie starben auch fast neunmal häufiger als zahngesunde Patienten. Zudem waren die Werte mehrerer Biomarker, die Entzündungen im Körper widerspiegeln, bei COVID-19-Patienten mit Parodontitis erhöht.
Bakterien aus dem Mund können die Lunge infizieren
Mariano Sanz, einer der Autoren der Studie, stellte fest, dass Bakterien aus dem Mund bei Patienten mit Parodontitis eingeatmet werden und die Lunge infizieren können. Das treffe vor allem bei Patienten zu, die an ein Beatmungsgerät angeschlossen sind, so der Zahnmediziner aus Madrid.
"Dies kann zur Verschlechterung von Patienten mit COVID-19 beitragen und das Todesrisiko erhöhen", sagt der Forscher. Er empfiehlt deshalb, dass das Krankenhauspersonal COVID-19-Patienten mit Parodontitis identifizieren und bei ihnen orale Antiseptika verwenden sollte, um die Übertragung von Bakterien zu verringern.
Mundgesundheit gerade jetzt in Corona-Zeiten besonders wichtig
Laut der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie wird mit der Studie einmal mehr klar, dass es sich bei der bakteriellen Entzündung des Zahnbettes um eine Erkrankung handelt, die sich nicht nur im Mund abspielt, sondern auf den gesamten Körper Einfluss hat. So könnten sich mit einer guten Mundhygiene auch das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf bereits im Vorfeld minimieren lassen.
Zahnärztliche Kontrollen auch und besonders in der Pandemiesituation sollten daher regelmäßig durch die Patienten in Anspruch genommen werden, rät die Professorin Bettina Dannewitz als Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V.
Um Parodontitis vorzubeugen, ist eine gute Mundhygiene essenziell. Grundsätzlich ist es wichtig, zweimal täglich die Zähne zu putzen. Außerdem sollten die Zahnzwischenräume ebenfalls regelmäßig mit Zahnseide oder speziellen Interdentalbürsten gereinigt werden.
Zudem empfiehlt sich zweimal jährlich eine Prophylaxe beim Zahnarzt in Form einer professionellen Zahnreinigung (PZR). Dabei werden Beläge sowie Zahnstein entfernt und die Zähne mit Fluorid behandelt, um den Nährboden für Parodontitis und Karies zu beseitigen.
Verwendete Quellen:
- Journal of Clinical Periodontology: Association between periodontitis and severity of COVID‐19 infection: a case‐control study
- Deutsche Gesellschaft für Parodontologie: Parodontitis - Risikofaktor für schweren COVID-19-Verlauf
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.