In den Niederlanden gibt es ein neues Gesetz, das die Diskussion um Organspende auf den Kopf stellt. Hier soll zukünftig jeder Bürger als Spender gelten – solange er dem nicht ausdrücklich widerspricht. Unter anderem in Belgien und Österreich gibt es diese Regelung bereits. Ist jetzt Deutschland am Zug?

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Die Entscheidung der Nachbarn zur sogenannten Widerspruchslösung könnte auch hierzulande für neuen Gesprächsstoff sorgen. Diese Regelung lässt sich aber hierzulande nicht so leicht umsetzen, wie unter anderem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) laut "Welt.de" sagte. Und dies, obwohl in Deutschland alle acht Stunden jemand sterbe, weil kein passendes Spenderorgan zur Verfügung steht.

Bereitschaft zur Organspende in Deutschland auf Rekordtief

Eine der Hürden zu einer ähnlichen Organspenderegelung wie in den Niederlanden ist etwa die geringe Bereitschaft der Bundesbürger. Diese befand sich 2017 in Deutschland auf einem Allzeittief – nur 769 Spender hätte es gegeben, so die Stiftung Eurotransplant. Damit kämen nur 9,3 Spender auf eine Million Einwohner.

Hinzu komme laut Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundesfraktion, dass es auch bei vielen Kliniken am Interesse mangele, die Organspenden zu organisieren und durchzuführen. Dafür fehle es gerade an finanziellen Anreizen, wie sie gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ anmerkte.

Im Koalitionsvertrag soll nachgebessert werden

Dittmar sagte zum Thema Widerspruchslösung der "SZ": "Weder in der Bevölkerung noch im Parlament nehme ich breiten Zuspruch für diese Lösung wahr." Im neuen Koalitionsvertrag soll es laut Gesundheitsminister Gröhe aber Schritte zur Verbesserung des Systems geben. Dabei sollen die Transplantationsbeauftragten "im Klinikalltag verbindlich von anderen Aufgaben freigestellt werden". Auch habe man beschlossen, "die Aufwendungen für die Organentnahme angemessen zu vergüten."

Erst wenn diese Maßnahmen sich als wirkungslos herausstellen würden, könne man erneut über eine Neuregelung der Organspende in Deutschland nachdenken. Bis dahin sei es aber noch ein weiter Weg.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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