Viele User üben Kritik an WhatsApp. Vor allem der mangelnde Datenschutz wird angeprangert. Doch welche anderen Messenger-Dienste stehen zur Wahl? Und was hat die Konkurrenz wie Telegram und Threema zu bieten?

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Die Sammelleidenschaft von Facebook hinsichtlich seiner Kundendaten ist vielen Usern ein Dorn im Auge. Entsprechend groß waren die Bedenken der Kritiker als Facebook 2014 WhatsApp kaufte. Für viele User war das ein guter Grund, sich nach Alternativen umzusehen.

Die nächste Breitseite gegen WhatsApp war das Inkrafttreten der DSGVO im Mai 2018. Experten attestierten WhatsApp, der Dienst sei nicht konform mit der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung.

Eine neue Welle der Entrüstung löste die Nachricht aus, WhatsApp wolle ab 2020 mit Werbeeinblendungen die Kassen zum Klingen bringen. Diese Pläne wurden fürs Erste verworfen.

Noch ein Wermutstropfen: Aufgrund eines verlorenen Rechtsstreits gegen Blackberry musste WhatsApp in Deutschland die Funktion "Chat exportieren" entfernen. Mit diesem Feature konnten Gespräche für die Ewigkeit konserviert werden.

Die Gründe, sich näher mit den Mitbewerbern auf dem Markt der Messenger zu beschäftigen, sind also vielfältig. Wir stellen die wichtigsten Alternativen zu WhatsApp vor.

Was bieten die WhatsApp-Mitbewerber?

Alle Messenger-Dienste nutzen mittlerweile standardmäßig Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Das bedeutet: Nur die Gesprächspartner am jeweils anderen Endpunkt der Kommunikation können die Nachricht entschlüsseln.

Ebenfalls zum Standard gehört, dass neben der mobilen Nutzung auf dem Smartphone (iOs oder Android) auch ein Desktop-Zugriff möglich ist, entweder per Browser oder mit einer Software, die man auf dem Rechner installieren kann.

Technisch können viele Konkurrenten schon mithalten oder liegen in Teilbereichen sogar vorn. In einem Punkt aber hat WhatsApp weiterhin die Nase vorn: die Userzahlen. Im Februar 2020 hat der Klassenprimus die magische Zwei-Milliarden-User-Marke geknackt.

Telegram: Mehrwert im Telegramm-Stil

Verbreitung: Mit 200 Millionen aktiven Nutzern pro Monat kann Telegram nicht mit dem Platzhirsch WhatsApp mithalten. Dennoch gehört der Messenger-Dienst zu den wenigen Mitbewerbern, die mit einer vergleichsweise großen Verbreitung punkten können.

Sicherheit/Datenschutz: Bei normalen Chats muss die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Telegram selbständig aktiviert werden. Bei der Funktion "Geheime Chats" geschieht dies automatisch. Wichtig zu wissen: Geheime Chats werden nicht in der Cloud gespeichert, sondern nur auf dem Gerät. Eine Option, die bei WhatsApp derzeit angeblich in Planung ist, gehört bei Telegram längst dazu: Nachrichten, die sich nach einer gewissen Zeit automatisch selbst löschen. Wer eine Nachricht aktiv löschen will, hat bei WhatsApp ein Zeitfenster von sieben Minuten nach Versand, bei Telegram ist dies ohne Frist möglich.

Gruppen-Chats: In privaten Gruppen können sich bis zu 100.000 Mitglieder tummeln. Im Gegensatz zu WhatsApp werden Telefonnummern der Teilnehmer in Gruppen nicht automatisch für die anderen sichtbar. In öffentlichen Kanälen (Channels) ist die Zahl der Teilnehmer unbegrenzt.

Besonderheiten: Sogenannte "Bots" lassen sich als Bonus-Features auswählen, um Telegram zu individualisieren - beispielsweise, indem man Tools wie einen Übersetzer, Musikerkennung oder die Google-Suche integriert.

Notwendige Daten für die Anmeldung: Nötig ist eine Telefonnummer, die per SMS oder Anruf verifiziert wird. Es muss allerdings nicht zwingend die des Geräts selbst sein, mit dem Telegram genutzt wird. Alternativ kann man zum Senden und Empfangen von Nachrichten einen Benutzernamen einrichten ohne die eigene Telefonnummer preiszugeben.

Funktionen im Überblick:

  • Gruppen- und Privatchats
  • Sprachnachrichten
  • Versenden von Medien
  • Sprach- und Videoanrufe
  • Umfragen

Threema: Wer hat's erfunden? Die Schweizer!

Verbreitung: über 5 Millionen Privatnutzer und rund 2 Millionen Business-Nutzer von "Threema Work".

Sicherheit/Datenschutz: Das Schweizer Unternehmen versichert, dass die komplette Kommunikation zwischen den Teilnehmern von Anfang bis Ende verschlüsselt übertragen wird. Weder unbefugte Dritte noch die Betreiber selbst können laut Herstellerangaben mitlesen oder mithören. Threema setzte in diesem Aspekt Standards. Seit seiner Einführung gilt Threema als Garant für maximale Abhörsicherheit. Wie im Agentenfilm kann man die Echtheit seiner Kontakte verifizieren: durch einen vertraulichen QR-Code beispielsweise. Wie ein verschließbares Tagebuch lassen sich einzelne Chats per PIN oder mit dem eigenen Fingerabdruck gegen Mitwisser schützen. Daten werden nicht in der Cloud gespeichert, sondern lokal auf dem Gerät. Mit Threema Safe steht aber eine eigene anonyme Backup-Lösung zur Verfügung.

Gruppen-Chats: bis zu 100 Teilnehmer.

Besonderheiten: Als einziger Anbieter in unserem Vergleich verlangt Threema eine einmalige Gebührt von 3,49 Euro (iOs) bzw. 2,99 Euro (Android). Mit Threema Work steht eine eigene Version für Business-Kunden zur Wahl, die Privates und Geschäftliches auch digital trennen wollen.

Notwendige Daten für die Anmeldung: Die eigene Telefonnummer ist für die Anmeldung kein Muss. Stattdessen kann eine zufällige Threema-ID generiert werden.

Funktionen im Überblick:

  • Text- und Sprachnachrichten
  • Sprachanrufe
  • Teilen von Bildern und Videos
  • Senden von Dateien
  • Umfragen und Abstimmungen

Lesen Sie auch: Messenger-Dienst Threema: Jetzt mit Videotelefonie-Funktion

Viber: Schwarmintelligenz nutzen

Verbreitung: rund 900 Millionen Nutzer.

Sicherheit/Datenschutz: Für seinen Umgang mit dem Thema Datenschutz stand Viber in der Kritik. Skeptiker gehen davon aus, dass mehr Daten als nötig gesammelt werden und prangern mangelnde Transparenz an, was mit diesen Daten geschieht.

Gruppen-Chats: Gruppenchats sind - neben Anrufen über das Internet à la Skype - eine der Kernkompetenzen von Viber. Bis zu 250 Mitglieder können in einen Chat aufgenommen werden. Damit es in größeren Plauder-Communities nicht drunter und drüber geht, kann man Teilnehmer mit Administrator-Funktionen ausstatten.

Besonderheiten: Die Funktion "Discover" erlaubt es dem User, Kanälen beizutreten, die seine Lieblingsthemen behandeln - vom Fußballclub bis zum Hobby.

Notwendige Daten für die Anmeldung: Telefonnummer.

Funktionen im Überblick:

  • Textchats
  • Telefonate
  • Videoanrufe
  • Versenden von Bildern, Videos und Dokumenten

Signal: Empfohlen von Edward Snowden

Verbreitung: rund 10 Millionen Nutzer.

Sicherheit/Datenschutz: Befragt nach dem Messenger-Dienst seiner Wahl nannte Edward Snowden Signal. Mit dieser Meinung ist der Whistleblower nicht allein: Aufgrund seiner Diskretion in Sachen Daten ist Signal das Lieblingstool von vielen Sicherheitsexperten und Datenschutzorganisationen. Das "Zero-Knowledge-Prinzip" ist hier Firmenphilosophie. Will heißen: Die dahinterstehende gemeinnützige Stiftung legt Wert darauf, dass sie selbst nicht weiß, wer wann mit wem über was redet. Neben den üblichen Messenger-Funktionen bietet Signal mit "Domain Fronting" eine Funktion, welche die Internetzensur umgeht, die in manchen Ländern üblich ist. Signal nutzt zugelassene Google-Dienste als eine Art trojanisches Pferd, in dessen Bauch der User ungesehen im Web agieren kann.

Gruppen-Chats: Es gibt keine Höchstgrenze für die Anzahl der Mitglieder in vertraulichen Gruppenunterhaltungen.

Besonderheiten: Die Funktion "View-Once" erlaubt es Usern, Dateien zu versenden, die der Empfänger nur ein einziges Mal öffnen kann. Danach löscht sich die Datei selbst. Zudem bietet Signal eine Nachrichten-Option mit Ablaufdatum an.

Notwendige Daten für die Anmeldung: Telefonnummer. Allerdings legen die Macher Wert auf die Feststellung, dass zum Abgleich nur der "mathematische Fingerabdruck" an den Server geschickt wird, nicht die Telefonnummer selbst.

Funktionen im Überblick:

  • Textnachrichten
  • Telefonate
  • Sticker
  • Doodle
  • animierte Gifs, Bilder

Wire: Business as unusual

Verbreitung: Das Unternehmen hält sich bedeckt und veröffentlicht keine offiziellen Userzahlen.

Sicherheit/Datenschutz: Als Open-Source-Messenger sind bei Wire - wie bei Singal - die Quellcodes ein offenes Buch für neugierige Sicherheitsexperten. Will heißen: Die Macher haben nichts zu verbergen und erlauben einen Blick hinter die Kulissen. Kontakte aus dem Adressbuch kann man auf Wunsch freiwillig übernehmen. Die Telefonnummern werden verschlüsselt. Wire bietet auch eine Selbstzerstörungsfunktion für Nachrichten. Empfänger haben also nur ein vom Sender vorgegebenes Zeitfenster, um auf eine Nachricht zugreifen zu können.

Gruppen-Chats: bis zu 128 Teilnehmer.

Besonderheiten: Die Macher von Wire denken - ähnlich wie bei Threema Work - auch an die geschäftliche Nutzung und bieten ergänzend eine kostenpflichtige Lösung für Unternehmen. Speziell für Business-Anwender interessant sind zusätzliche Funktionen, welche das Teamwork erleichtern: beispielsweise mittels einer Telefonkonferenz (auch im Sinne einer Videokonferenz) oder einer Übertragung der eigenen Bildschirminhalte an andere Teilnehmer.

Notwendige Daten für die Anmeldung: Telefonnummer nicht zwingend erforderlich. Stattdessen kann man sich auch mit einer E-Mail-Adresse anmelden.

Funktionen im Überblick:

  • Chat
  • Sprachnachrichten
  • Audio- und Video-Telefonie
  • Tausch von Bildern, Videos und Musik

Hoccer: Made in Germany

Verbreitung: rund 2 Millionen aktive Nutzer pro Monat.

Sicherheit/Datenschutz: Jeder Benutzer bekommt einen eigenen privaten Schlüssel, der nur auf seinem eigenen Endgerät abgelegt ist, also auch nicht dem Serviceprovider bekannt ist. Die Zugangsdaten des Benutzers würden laut Hersteller nicht gespeichert. Aus Sicht des Herstellers ist ein Nutzer nur eine nach dem Zufallsprinzip generierte anonyme Nummer. Wer dem Siegel "Made in Germay" auch in Sachen Datenschutz traut, weiß zu schätzen, dass die von Hoccer genutzten Server in Deutschland stehen und somit dem im internationalen Vergleich strengen deutschen Datenschutzrecht unterliegen.

Gruppen-Chats: kein vorgegebenes Limit der Mitgliederzahl.

Besonderheiten: Der Geo-Locations-Service "Nearby" ermöglicht es Usern untereinander Nachrichten und Dateien unbegrenzter Größe im Umkreis von 100 Metern auszutauschen. Nutzerbezogene Daten werden dabei nicht übermittelt, so dass der Austausch anonym bleibt.

Notwendige Daten für die Anmeldung: Anonym ohne Telefonnummer oder andere persönliche Daten.

Funktionen im Überblick:

  • Text- und Sprachnachrichten
  • Versenden von Fotos, Videos und anderen Dateiformaten

Verwendete Quellen:

  • Mobilsicher.de
  • Schau hin: "Whatsapp"
  • Verbraucherzentrale: "WhatsApp-Alternativen: die Datenschutzregeln im Überblick"
  • Stiftung Warentest: "Nur Threema ist unkritisch"
  • Stiftung Warentest: "Daten­schutz im Test"
  • Wire
  • Team Wire
  • Netzwelt: "WhatsApp-Alternativen: Die besten Messenger-Apps im Vergleich"
  • Handysektor: "Ende-zu-Ende-Verschlüsselung: WhatsApp endlich sicher?"
  • Chip: "WhatsApp vor großen Änderungen: Worauf Sie sich in diesem Jahr einstellen müssen"
  • Computerbild: "Threads: So funktioniert Instagrams neuer Messenger"
  • Computerbild: "WhatsApp-Alternativen: Sichere Messenger für PC, Mac, iOS und Android"
  • In Franken: "WhatsApp: Das sind kostenlose Alternativen - das rät Edward Snowden"
  • Ionos: "Die besten WhatsApp-Alternativen im Vergleich"
  • Jugendschutz.net: "Kinder-Messenger: Meist sicher,aber unattraktiv"

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