Facebook steckt knietief im Datenskandal: Informationen von 87 Millionen Nutzern landeten bei der externen Firma Cambridge Analytica. Aber was weiß Facebook eigentlich über seine Mitglieder? Welche Daten werden zu welchem Zweck gesammelt?

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Name, E-Mail-Adresse, Wohnort, Geburtstag, Geschlecht, Schulbildung, Lieblingsmusik, Fotos, deren Aufnahmedaten und mehr: Facebook besitzt eine gewaltige Datensammlung zu jedem einzelnen Nutzer.

Das sind zum einen die Informationen, die Mitglieder selbst veröffentlicht haben. Zum anderen greift Facebook auch Daten ab, von denen die meisten Nutzer keine Ahnung haben.

Aber was speichert Facebook genau? Und wie findet man heraus, was das Netzwerk weiß?

Welche Daten Facebook sammelt: aktiv veröffentlichte Informationen

Um sich bei Facebook anzumelden, muss man dem Netzwerk einige Daten anvertrauen: Vor- und Nachname, Handy- oder E-Mail-Adresse, Geschlecht und Geburtstag.

Alle weiteren persönlichen Angaben sind freiwillig, etwa Wohnort, Schule, Arbeitsplatz oder Ausbildung. Jede dieser Informationen wird natürlich von Facebook gespeichert.

Ein Mitglied vernetzt sich wahrscheinlich mit Freunden, kommentiert deren Beiträge, klickt auf "Gefällt mir", veröffentlicht selbst Statusmeldungen, Fotos oder Videos, nimmt an Veranstaltungen teil und tritt Gruppen bei. All diese Aktivitäten speichert Facebook ebenfalls.

Je mehr Informationen jemand preisgibt, desto genauer wird das Nutzerprofil: Mitglied A ist zum Beispiel mit 100 Menschen befreundet, mag die Toten Hosen, interessiert sich für Wandern und isst vegan, war dieses Jahr auf drei Konzerten und ist Mitglied in zwei Star-Trek-Gruppen.

Datensammlung, Teil 2: Beobachtung der Nutzer

Dass Facebook diese Daten kennt, dürfte den meisten bewusst sein. Schließlich hat man sie aktiv veröffentlicht. Anders ist es aber bei vielen Informationen, die sich das Netzwerk ungefragt zieht, indem es die Nutzer automatisch beobachtet.

Dazu gehören etwa Metadaten: Veröffentlicht jemand ein Foto oder Video, speichert das soziale Netzwerk Aufnahmedatum, Standort sowie das verwendete Gerät.

Außerdem kann Facebook Fotos automatisch scannen und erkennen, was darauf zu sehen ist, zum Beispiel eine Landschaft, ein Essen oder lachende Menschen.

Wer Facebook auf dem Smartphone verwendet und immer eingeloggt ist, liefert dem Netzwerk außerdem Informationen darüber, wo er sich befindet.

Die Android-App von Facebook sammelt außerdem Verbindungsdaten von Telefonaten und SMS: Es geht dabei nicht um den Inhalt, sondern wer wann wen kontaktiert hat. Nach Angaben des Netzwerks haben Nutzer dieser Speicherung zugestimmt. Datenschützer bezweifeln das aber, wie der Spiegel schreibt.

Facebook sammelt auch Informationen über Nutzer, die diese nicht auf dem Netzwerk selbst geteilt haben, die aber andere Unternehmen kennen. Diese greifen öffentlich zugängliche Informationen über ein Mitglied bei Facebook ab, umgekehrt liefern sie dem Netzwerk ebenfalls Daten.

Als Grund diese Datensammlung und -speicherung gibt Facebook an, individualisierte Werbung ausspielen zu wollen. Über die externen Daten weiß das Portal dann beispielsweise, dass jemand sich eine teure Uhr gekauft hat, und kann Werbung gezielt nach den erwarteten Interessen dieses Nutzers schalten.

Weitere Daten durch statistische Analysen

Es gibt noch eine weitere Kategorie von Daten: solche, die aus statistischen Analysen der gesammelten Informationen entstehen. Nicht nur Facebook untersucht das, auch für externe Wissenschaftler ist das interessant.

Britische Forscher haben zum Beispiel gezeigt, dass sie aus allen "Gefällt mir"-Angaben von Nutzern darauf schließen konnten, ob die Person weiblich oder männlich, homo- oder heterosexuell sowie christlich oder muslimisch ist.

Datensammlung bei Whatsapp, im Messenger und bei Instagram

Zum Facebook-Universum gehört nicht nur das Netzwerk selbst. Es gibt ja auch noch den Messenger, WhatsApp und Instagram. Und auch bei diesen Diensten sammelt der Konzern fleißig Informationen – und verknüpft sie miteinander. Für Instagram gilt dasselbe wie für Facebook: Der Dienst speichert die veröffentlichen Fotos, deren Metadaten, die Liste der Freunde und mehr.

Im Facebook Messenger werden alle Konversationen automatisch nach verdächtigen Begriffen gescannt, etwa "Kinderpornos". Bei einem Verdacht können Mitarbeiter die Nachrichten lesen.

Nach der Übernahme von WhatsApp hatte Facebook versprochen, die Daten der beiden Dienste getrennt zu halten, das aber später zurückgenommen.

Wenn Nutzer damals nicht widersprochen haben, sammelt WhatsApp alles, was Nutzer angeben, zum Beispiel Anzeigenname, Geburtstag, Telefonnummer, Status und Profilbild. Zudem kennt der Messenger den Standort des Nutzers und kann die Metadaten von Anrufen speichern, also wann wer wen angerufen hat. Darüber hinaus liest WhatsApp alle Kontakte im Adressbuch aus und speichert sie, um sie abzugleichen.

Nachrichten werden nach eigenen Angaben weder mitgelesen noch gespeichert. Sie sind von Haus aus verschlüsselt, so dass WhatsApp nicht darauf zugreifen kann. Fotos werden "für einen kurzen Zeitraum" gespeichert, so der Dienst, dann aber entfernt.

Wer hat Zugriff auf die Daten?

Nach eigenen Angaben nutzt Facebook den Datenschatz ausschließlich für sich – und spielt den Mitgliedern damit personalisierte Werbeanzeigen aus. Allerdings sieht es in der Praxis anders aus, wie der Datenskandal um Cambridge Analytica zeigt: Die App eines Drittanbieters, "thisisyourdigitallife", sammelte Informationen nicht nur über die 270.000 App-Nutzer, sondern auch über deren Facebook-Freunde.

So kamen Daten von 87 Millionen Nutzern zusammen, die die App an Cambridge Analytica weitergab. Nach Informationen von Netzpolitik.org könnten sogar private Nachrichten dabei gewesen sein.

Bis 2015 war die Weitergabe solcher Daten über eine Facebook-Programmierschnittstelle möglich. Wer wissen möchte, ob die eigenen Daten bei Cambridge Analytica gelandet sind, findet das auf einer Facebook-Seite heraus.

Facebook musste außerdem einräumen, dass externe Unternehmen in der Vergangenheit Informationen aus dem "öffentlichen Profil" von Mitgliedern auslesen konnten, etwa Name, Telefonnummer und E-Mailadresse.

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