Unwetter über Osteuropa, Österreich sowie auch in Teilen Deutschlands und Ihr Auto mittendrin? Sind Wasser- und Überschwemmungsschäden in der Kasko mitversichert? Was passiert eigentlich mit überschwemmten Elektroautos? Wir erklären, welche Versicherung den Schaden bezahlt und wie das Auto vielleicht noch zu retten ist.
Im Süden Deutschlands kommt es aktuell vermehrt zu starken Unwettern mit großen Wassermassen. Die Pegel sind dramatisch gestiegen und einzelne Flüsse schon über die Ufer getreten. Wenn gewaltige Wassermassen Straßen und Wege überfluten, sind auch dort geparkte Autos in Gefahr. Was ist zu tun, wenn das Auto nasse Füße kriegt? Und: Ist solch ein Schaden überhaupt versichert?
Sollte Ihr Fahrzeug einem Hochwasser ausgesetzt gewesen sein, rät der ADAC zu wichtigen Grundregeln: Um Folgeschäden zu vermeiden, sollte der Besitzer seinen Wagen keinesfalls starten. "Batterie abklemmen", "Auto zur Werkstatt schleppen lassen" und "die Autoversicherung informieren" sind die drei Dinge, die einen eventuellen Wasserschaden nicht ausufern lassen. Kommt ein geparktes Auto durch plötzlich auftretendes Hochwasser zu Schaden, ist dies ein typischer Teilkasko-Schaden für die Autoversicherung.
Das ist alles mitversichert
Gut zu wissen ist dabei, dass nicht allein das Auto, auch fest eingebaute Teile wie Navigationssystem, Telefon oder Autoradio mit Lautsprechern in der Teilkasko-Versicherung eingeschlossen sind. Dasselbe gilt für Zubehör, das – wie zum Beispiel der Kindersitz – gesetzlich vorgeschrieben ist oder der Pannenhilfe dient.
Wasser ist nicht gleich Wasser: Der ADAC weist darauf hin, dass gerade bei Hochwasser die Wassermassen mit Sand, Schlamm, Abwässern und Öl aus Heizungstanks verschmutzt sein können. An der Küste kommt oft noch die schädliche Wirkung von Salzwasser hinzu. Der normale Spritzwasserschutz des Autos reicht dann oftmals nicht mehr aus. Bereits ab einer Eintauchtiefe von 25 Zentimetern sind Schäden an Sensoren, Elektrik, Fahrwerk und Bremsen möglich. Außerdem können Sand und Schlamm in die Radlager eindringen, der Katalysator kann volllaufen und Dreck sowie Schlamm können sich in den Seitenschwellern sammeln. Selbst wenn das Fahrzeug also auf den ersten Blick noch funktionstüchtig wirkt, rät der ADAC dazu, versteckte Stellen und Hohlräume von einer Fachwerkstatt prüfen zu lassen. Wenn man erkennt, wie tief der Wagen im Wasser stand, ist eine grobe Abschätzung der Schäden möglich. Der ADAC unterscheidet hier zwischen drei Stufen.
Wasserstand bis zur Mitte des Stoßfängers
Reicht das Wasser bis zur Mitte des Stoßfängers, dürfte der Innenraum der meisten Fahrzeuge trocken geblieben sein. Damit ist das Schadenrisiko gering. Es sind aber von der Werkstatt Lenkgetriebe, Betriebs- und Feststellbremse, Gelenke der Antriebswellen, Radlager, Lichtmaschine und andere, möglicherweise ungünstig platzierte Bauteile zu überprüfen. Betroffene sollten feuchte Textilverkleidungen im Innenraum mit saugfähigem Papier unterfüttern, bei Schmutzwasser kann ein Austausch nötig sein.
Wasserstand über dem Türschweller und/oder im Innenraum
Hier geht der ADAC von einem mittleren bis hohen Schadensrisiko aus. Vieles hängt von der technischen Konzeption des Fahrzeugs ab. Eine Trockenlegung reicht meistens nicht, da sich in Kabelbäumen und Steckverbindungen Restfeuchtigkeit befinden kann. Unter Bodenbelägen und Dämmmatten sammelt sich Schmutz, der sich auch mit Sprühsaugern nicht mehr entfernen lässt. Um das Herausreißen und Erneuern des oft verklebten Teppichbodens kommen viele Geschädigte nicht herum. Betroffene müssen auch die Tür- und Seitenverkleidungen sowie die Türschwellen untersuchen: Dahinter befinden sich Hohlräume, die mit Wasser volllaufen können.
Außerdem empfiehlt der Autoclub, alle im Bodenbereich des Wagens sitzenden Funktionsbauteile zu checken sowie sicherheitsrelevante Teile wie Gurtstraffer und Gurtaufrollsysteme tauschen zu lassen. Sollte die Abgasanlage vollgelaufen sein, muss der Besitzer möglicherweise auch den Kat erneuern lassen. Der Zeit- und somit Kostenaufwand für solch eine Instandsetzung ist hoch.
Wasserstand bis zur Scheibenunterkante
Sollte das Wasser bis zur Unterkante der Scheiben gestanden haben, ist das Schadenrisiko sehr hoch, die Bestandsaufnahme wäre sehr aufwendig. Nach solchen Pegelständen ist meistens von einem wirtschaftlichen Totalschaden auszugehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind sämtliche elektronischen Bauteile betroffen, außerdem ist von einem Wassereintritt in Motor und Getriebe auszugehen. Bei kaskoversicherten Fahrzeugen urteilt ein Sachverständiger, ob sich die Rettung des Wagens lohnt. Wer keine Versicherung hat und versucht, sein Auto zu retten, muss auch nach noch so gründlichen Reinigungsmaßnahmen in Zukunft mit massiven Störungen rechnen.
Schadenregulierung bei Hochwasserschäden
Ob die Versicherung bei einem Hochwasserschaden zahlt, hängt davon ab, ob das Wasser zum Auto kam oder das Auto zum Wasser. Stand das Fahrzeug und wurde überschwemmt, zahlt die Teilkaskoversicherung. Hätte der Besitzer sein Fahrzeug aber noch rechtzeitig aus dem Überschwemmungsgebiet entfernen können, kann die Versicherung die Zahlung verweigern.
Fährt das Auto auf eine überschwemmte Straße, so dass der Motor Wasser ansaugt und dadurch beschädigt wird, ist die Teilkaskoversicherung nicht eintrittspflichtig – schließlich verursachte hier nicht die Überschwemmung direkt den Schaden, sondern das Verhalten des Fahrers. Nur wenn die Überschwemmung derart plötzlich eintritt, dass der Fahrer den Motor nicht mehr rechtzeitig abschalten konnte, übernimmt die Teilkasko einen eventuell entstandenen Schaden. Die Vollkaskoversicherung wiederum zahlt sogar für einen Schaden, der durch Einfahren in eine überflutete Straße entstanden ist. Die Leistung kann von der Versicherung aber mit der Begründung gemindert werden, wenn die Überflutung für den Fahrer erkennbar war und er somit den Schaden grob fahrlässig verursachte.
Elektroauto: Wattiefe wie bei Durchschnitts-Verbrenner
Wasser leitet Strom sehr gut, woraus sich die Frage ergibt, ob Elektroautos bei Regen, Gewitter oder Hochwasser für Ihre Insassen und Umstehende gefährlich sind. Grundsätzlich beträgt die Wattiefe vieler Elektroautos zirka 30 Zentimeter, was der durchschnittlichen Wattiefe von Autos mit Verbrennungsmotor entspricht. Insofern sollte man mit einem überschwemmten E-Auto genauso verfahren wie mit einem Verbrenner. Speziell für Wasserdurchfahrten ausgerüstete Geländewagen haben natürlich eine erheblich größere Wattiefe. Zwar besteht bei E-Autos nicht die Gefahr, dass Wasser in den Ansaugtrakt dringt und damit den Motor beschädigt, aber es kann zu Kurzschlüssen kommen, die dann ebenfalls das Auto lahmlegen. Das Laden von Elektroautos bei starkem Regen ist kein Problem: Das Ladekabel ist isoliert und Strom fließt erst, wenn Buchse und Stecker einen leitenden Kontakt haben. Auch in die offene Ladebuchse gelangtes Wasser sollte kein Problem sein – hier verhindern Schutzschaltungen Kurzschlüsse.
Ladestation mit Überspannungsschutz von Vorteil
Zum Elektroauto-Aufladen bei Gewitter schreibt VW, dass dabei der Aufenthalt im Freien und der Kontakt zu elektrischen Einrichtungen zu vermeiden ist – diese Grundregeln gelten grundsätzlich auch ohne Elektroauto. Die Insassen eines Autos sind bei einem Blitzschlag durch die wie ein Faradayscher Käfig wirkende Karosserie geschützt. VW weist aber darauf hin, dass bei Blitzeinschlägen im Auto oder in der näheren Umgebung Stromkreise im Fahrzeug und in der Ladestation kaputt gehen können. Deshalb haben die meisten Ladestationen einen Überspannungsschutz – der Hersteller oder Betreiber der entsprechenden Ladestation kann über das Vorhandensein so eines Schutzes Auskunft geben.
Keine Stromschlaggefahr bei Hochwasser
Gerät ein Elektroauto ins Hochwasser, besteht laut VW für die Insassen nicht die Gefahr, einen Stromschlag zu bekommen – zahlreiche Sicherungen des Hochvolt-Systems schützen davor. Auch für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich ein Hochvolt-Kabel löst und mit der Karosserie in Kontakt kommt, besteht für jemanden, der die Karosserie anfasst, keine Gefahr: Zum einem müsste derjenige sowohl mit dem Plus- als auch mit dem Minuspol des Hochvolt-Systems in Berührung kommen und außerdem greifen hier wieder diverse Absicherungen, die vor einem Stromschlag schützen. © auto motor und sport
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