Es gibt Menschen mit blondem, braunem, schwarzem oder rotem Haar - das hängt ganz von den Genen ab. Bei manch einem sind die Haare zudem kraus gelockt oder leicht gewellt, bei anderen hängen sie wiederum aalglatt herunter. Aber warum haben eigentlich manche Menschen Locken und andere nicht? Dieser Frage gehen wir heute in unserer Serie "Nachgefragt" auf den Grund.
Es ist doch immer das Gleiche: Menschen mit Naturkrause hätten gerne glattes Haar, Menschen mit aalglatter Mähne wiederum wünschen sich Locken. Aber was entscheidet eigentlich darüber, ob wir gewelltes Haar haben oder nicht?
Auf diese Frage hatte die Wissenschaft lange keine eindeutige Antwort. So ging man etwa davon aus, dass die Form des Haares bei der Entstehung der Haarwurzel festgelegt wird. Einer anderen Theorie zufolge entscheidet die Form der Austrittsöffnung der Haarwurzel darüber, ob das Haar wellig herauswächst oder nicht. In einem Punkt waren sich die Forscher jedoch einig: Wie die Haarstruktur bei jedem Einzelnen ausfällt, wird mit einer 90-prozentigen Sicherheit vererbt.
2009 schließlich konnten Forscher vom "Queensland Institute of Medical Research" in Brisbane das konkrete "Locken-Gen" ausmachen. Für ihre Studie analysierten die Forscher um Nick Martin das Erbgut von 5.000 Zwillingen und verglichen die Daten mit dem Haartyp der Probanden. Das Ergebnis: Bei den Zwillingspärchen mit lockigen Haaren konnten die Wissenschaftler eine große Übereinstimmung auf dem ersten Chromosom ausmachen, genauer im Gen Trichohyalin, das schon seit längerem als wichtiger Faktor bei der Bildung der Haarwurzeln bekannt ist.
Biologisch betrachtet entstehen Locken demnach durch eine geänderte Verteilung der Hornsubstanzen im Haar. Welche Variation des Gens Trichohyalin diese Änderungen in den Haarzellen bewirkt und wie dieser Vorgang genau vor sich geht, ist jedoch noch nicht bekannt. "Sicher ist, dass der Unterschied zum glatten Haar durch eine biochemische Eigenschaft der Umhüllung der Haarwurzel zustande kommt", erklärte Studienleiter Nick Martin in der Fachzeitschrift "American Journal of Human Genetics".
Wissenschaftlich genauer auf den Grund gehen muss man auch noch einer gewagten Locken-These des Genetikers Amar Klar vom Krebsinstitut Frederick (USA). Klar behauptet, die Kräuselrichtung der Haare hänge damit zusammen, ob der Träger Rechtshänder oder Linkshänder ist. Durch Beobachtungen will der Genetiker herausgefunden haben, dass sich bei über 95 Prozent der "gelockten" Rechtshänder die Haare im Uhrzeigersinn eindrehen - bei Linkshändern konnte er hingegen keine bevorzugte Lockenrichtung erkennen.
Noch sind also nicht alle Geheimnisse der Locken vollständig gelüftet.
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