- "Versteckt" hinter Staub und daher lange unentdeckt haben Forschende nun ein supermassenreiches Schwarzes Loch entdeckt.
- Das Schwarze Loch existierte bereits 750 Millionen Jahre nach dem Urknall.
- Überraschend ist neben dem Alter aber auch der Fundort.
Es verbirgt sich hinter dichtem Staub – und wurde daher von Himmelsforschern lange übersehen: Ein supermassereiches Schwarzes Loch im Zentrum einer Galaxie, in der explosionsartig neue Sterne entstehen. Ein internationales Forscherteam hat das Himmelsobjekt nun bei der Durchforstung von Archivdaten des Weltraumteleskops Hubble aufgespürt.
Das Besondere: Das Schwarze Loch existierte bereits 750 Millionen Jahre nach dem Urknall und könnte daher einen wichtigen Einblick in die Entstehung und Entwicklung dieser gigantischen Objekte liefern, so die Wissenschaftler im Fachblatt "Nature".
Lesen Sie auch: Immer mehr Weltraumschrott - Die Gefahr fliegt um die Erde
Erste entdeckte "Starburst"-Galaxie mit Schwarzem Loch
Nahezu jede Galaxie enthält in ihrem Zentrum ein großes Schwarzes Loch mit der millionen- oder gar milliardenfachen Masse unserer Sonne. Überraschend für die Astronomen finden sich solche supermassereichen Schwarzen Löcher bereits knapp eine Milliarde Jahre nach dem Urknall in den Galaxien. Wie aber konnten Objekte mit so großer Masse so schnell entstehen? Auf diese Frage haben die Forscher bislang keine vollständige Antwort gefunden.
Computersimulationen und theoretische Modelle deuten darauf hin, dass die ersten supermassereichen Schwarzen Löcher in staubreichen Galaxien auftauchen, die eine Phase explosionsartiger Sternentstehung durchlaufen. Auch solche "Starburst"-Galaxien haben Astronomen im jungen Kosmos bereits aufgespürt – doch bislang ließ sich in keiner davon tatsächlich ein großes Schwarzes Loch nachweisen. Das hat sich mit der Entdeckung von GNz7q – so die Katalogbezeichnung des Objekts – jetzt geändert.
Durch Strahlung entstehen 1.000 Sterne pro Jahr
"Nach unserer Analyse handelt es sich bei GNz7q um das erste Beispiel eines rasch wachsenden Schwarzen Lochs im staubigen Zentrum einer 'Starburst'-Galaxie", erläutert Seiji Fujimoto von der Universität Kopenhagen, der maßgeblich an der Entdeckung beteiligt war. "Die Eigenschaften des Objekts in allen Strahlungsbereichen sind in exzellenter Übereinstimmung mit den Vorhersagen theoretischer Simulationen."
Die Strahlung von GNz7q deutet auf die Entstehung von etwa tausend Sternen pro Jahr in dem Sternsystem hin – enthält aber auch Anteile, die sich nach Ansicht von Fujimoto und seinen Kollegen nur mit einem großen Schwarzen Loch, verborgen im staubigen Kern der Galaxie, erklären lassen.
Testen Sie Ihr Wissen: Hinauf zu den Sternen: Wie gut kennen Sie sich im Weltall aus?
Fundort des Schwarzen Lochs überrascht
Überraschend für die Astronomen ist obendrein der Fundort des Objekts: Es befindet sich nahezu in der Mitte des "Hubble GOODS North Fields", einer der am besten und intensivsten untersuchten Regionen des gesamten Himmels. Da der Staub einen großen Teil der Strahlung absorbiert, war GNz7q den Astronomen bislang nicht aufgefallen. Erst die Kombination aller vorhandenen Daten bei verschiedenen Wellenlängen zeigte den Forschern schließlich, dass hier ein ungewöhnliches Himmelsobjekt vorliegt.
"Es ist aber recht unwahrscheinlich, ein extrem seltenes Objekt in einer solchen, zwar detailliert untersuchten, aber doch kleinen Region des Himmels zu finden", betont Ko-Autor Gabriel Brammer von der Universität Kopenhagen. "Wir vermuten daher, dass es sehr viel mehr solcher Objekte gibt als bislang angenommen."
Nun will das Team mit seinem Analyse-Verfahren auch andere Himmelsregionen in Augenschein nehmen – und die so hoffentlich aufgespürten Objekte anschließend mit dem neuen James Webb Space Telescope genauer beobachten. Auf diese Weise könne man, so die Forscher, einen Einblick in die Entstehung und Entwicklung der supermassereichen Schwarzen Löcher im jungen Kosmos erhalten. (dpa/mak)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.