Den Zwergplaneten Pluto ziert ein Herz. Einige Wissenschaftler vermuten, dass sich unter der auffälligen Struktur ein Ozean verbirgt.
Die auffällige Herzstruktur auf dem Zwergplaneten Pluto deutet auf einen unterirdischen Ozean. Das berichtet ein US-Forscherteam um Francis Nimmo von der Universität von Kalifornien in Santa Cruz im britischen Fachblatt "Nature". Die eine Hälfte des Herzens, die als Sputnik Planitia bezeichnet wird, hat Pluto demnach aus seiner ursprünglichen Position gedreht. Die Studie gibt früheren Spekulationen über einen möglichen unterirdischen Ozean auf dem Eiszwerg neue Nahrung.
Sputnik Planitia ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein großer Einschlagkrater. Er liegt heute erstaunlich exakt Plutos großem Mond Charon gegenüber. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Einschlag zufällig genau an dieser Stelle erfolgt ist, liegt den Wissenschaftlern zufolge nur bei rund fünf Prozent. Sie nehmen daher an, dass Sputnik Planitia erst nachträglich in diese Position gewandert ist. Charons Gezeitenkräfte haben Pluto demnach langsam gedreht, bis der Zwergplanet seine heutige Orientierung erreicht hatte.
Pluto braucht mehr Gewicht - aber woher?
Das Problem bei dieser Theorie: Sie erfordert zusätzliches Gewicht in Sputnik Planitia, an dem Charons Gezeitenkräfte angreifen können. Die Region ist jedoch eine Tiefebene. "Es ist ein großes, elliptisches Loch im Boden", erläutert Nimmo. "Das zusätzliche Gewicht muss sich also irgendwo unter der Oberfläche verbergen. Und ein Ozean ist ein natürlicher Weg, dies zu bekommen." Denn flüssiges Wasser ist schwerer als Wassereis.
Zwar ist die Tiefebene mit Stickstoffeis gefüllt, das ebenfalls schwerer ist als Wassereis. Die Stickstoffeisschicht müsste jedoch rund 40 Kilometer dick sein, um das nötige Gewicht auf die Waage zu bringen, erläutern die Forscher. So eine dicke Schicht halten sie für unwahrscheinlich. Stattdessen gehen sie davon aus, dass unter der Pluto-Oberfläche ein halbgefrorener Ozean schwappt, der sich nach dem Einschlag in Sputnik Planitia deutlich nach oben gedrückt hat. Der aufwärts gewanderte Ozean könnte zusammen mit einer etwa 7 Kilometer dicken Stickstoffeisschicht das nötige Zusatzgewicht liefern.
Weitere Objekte mit Ozeanen im Kuiper-Gürtel vermutet
Die Untersuchung könnte auch Bedeutung für andere Objekte im eisigen Kuiper-Gürtel haben, die ähnlich groß sind wie Pluto. Sie könnten Nimmo zufolge ebenfalls unterirdische Ozeane besitzen. "Wenn wir diese Objekte betrachten, sind sie möglicherweise genauso interessant und nicht bloß gefrorene Schneebälle."
Auch eine zweite, in derselben "Nature"-Ausgabe veröffentlichte Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass ein Zusatzgewicht in Sputnik Planitia Pluto gekippt hat. Die Wissenschaftler um James Keane von der Universität von Arizona in Tucson nehmen dabei an, dass eine jahreszeitlich bedingte Ansammlung von schwerem Stickstoff-, Methan- und Kohlenmonoxideis ausgereicht hat, um Plutos Nordpol im Laufe von Jahrmillionen um etwa 60 Grad wandern zu lassen. Die Spannungen und Belastungen der Oberfläche in diesem Prozess führen demnach in Modellrechnungen zu genau solchen Schluchten und Grabenbrüche, wie sie heute auf dem Eiszwerg zu sehen sind. © dpa
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