Der Asteroid Hygiea ist von Astronomen als kleinster Zwergplanet unseres Sonnensystems identifiziert worden. Trotz seiner geringen Größe hat er eine fast kugelförmige Gestalt. Forscher sind besonders von seiner glatten Oberfläche überrascht.
Die kleine Riege der Zwergplaneten in unserem Sonnensystem bekommt möglicherweise Zuwachs: Ein internationales Astronomenteam hat den Asteroiden Hygiea als kleinsten Zwergplaneten in unserem System identifiziert.
Die Forscher um Pierre Vernazza vom Astrophysikalischen Labor Marseille stellen ihre Beobachtungen mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte Eso im Fachblatt "Nature Astronomy" vor. Die offizielle Klassifizierung von Hygiea obliegt wie bei allen Himmelskörpern allerdings der Internationalen Astronomischen Union (IAU).
Pluto ist der größte Zwergplanet unseres Sonnensystems
Hygiea, benannt nach der Tochter des Heilgottes Asklepios aus der griechischen Mythologie, ist seit 1849 bekannt. Nach dem Zwergplaneten Ceres und den Asteroiden Vesta und Pallas ist Hygiea der viertgrößte Himmelskörper im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter.
Erst mit einem neuen Eso-Hochleistungsinstrument namens Sphere (Sphäre) gelang es den Astronomen jetzt, Form und Größe von Hygiea genau zu bestimmen. Der Himmelskörper hat demnach einen Durchmesser von 430 Kilometern und eine annähernd kugelförmige Gestalt.
"Dank dieser Bilder kann Hygiea als Zwergplanet reklassifiziert werden, der bisher kleinste im Sonnensystem", erläutert Vernazza in einer Eso-Mitteilung.
Zwergplaneten sind laut IAU definiert als Himmelskörper, die um die Sonne kreisen, keine Monde sind und sich unter ihrem eigenen Gewicht zu einer Kugel verdichtet haben - die Astronomen sprechen dabei vom hydrostatischen Gleichgewicht. Anders als die eigentlichen Planeten müssen Zwergplaneten ihre Umlaufbahn nicht von anderen Himmelskörpern freigeräumt haben.
Bislang gibt es fünf Zwergplaneten in unserem Sonnensystem: Pluto, mit einem Durchmesser von knapp 2.400 Kilometern der größte, sowie Eris, Makemake und Haumea in den Außenbezirken unseres Systems. Dazu kommt Ceres im Asteroidengürtel, mit knapp 950 Kilometern Durchmesser bislang der kleinste Zwergplanet in unserem Sonnensystem.
Keine großen Einschlagskrater auf Hygiea
Den Rang als kleinster Zwergplanet könnte Hygiea nun Ceres streitig machen. Dank seiner kugelförmigen Gestalt erfüllt er den Forschern zufolge alle Bedingungen der Definition und könnte der sechste Zwergplanet unserer Sonne werden. Die größeren Asteroiden Vesta und Pallas hingegen wurden wegen ihrer nicht ausreichend kugelförmigen Gestalt bislang nicht als Zwergplaneten eingestuft.
Überrascht waren die Astronomen, keine großen Einschlagkrater auf Hygiea vorzufinden. Der Himmelskörper gilt laut Eso als Hauptmitglied einer der größten Asteroidenfamilien.
Bislang waren Astronomen davon ausgegangen, dass die rund 7.000 Mitglieder dieser Familie durch einen großen Crash aus Hygiea herausgeschlagen wurden. Diese Kollision hätte jedoch deutliche Spuren auf dem Himmelskörper hinterlassen müssen.
Simulationsrechnungen zeigten nun, dass der Mutterkörper dieser Asteroidenfamilie wahrscheinlich durch einen Frontalzusammenstoß vor rund zwei Milliarden Jahren komplett zerstört worden ist, und Hygiea sich aus den Trümmern zusammengeballt hat.
"Eine solche Kollision zwischen zwei großen Körpern im Asteroidengürtel ist in den letzten drei bis vier Milliarden Jahren einzigartig", betont Ko-Autor Pavel Ševec von der Karls-Universität in Prag. (ff/dpa)
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