• Im Hinblick auf die finanzielle, familiäre und Arbeitssituation sind nach wie vor Mütter stärker belastet als der Rest der Bevölkerung.
  • Das ist das Ergebnis einer Studie für die Hans-Böckler-Stiftung.
  • Die vermutete "Egalisierung der Geschlechterverhältnisse während der Pandemie" fand nicht statt.

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Mütter sind nach wie vor deutlich stärker belastet im Hinblick auf die finanzielle, familiäre und Arbeitssituation als der Rest der Bevölkerung. Nach Angaben der Hans-Böckler-Stiftung klagten in einer aktuellen Umfrage 40 Prozent der Mütter und 27 Prozent der Väter über starke oder äußerste finanzielle Belastungen. Diese Tendenz trifft auch auf die Einschätzung der Gesamtsituation zu - 30 Prozent der Mütter, aber nur 22 Prozent der Väter berichten, "äußerst oder stark belastet zu sein".

"Kitas und Schulen sind zwar seit langem wieder geöffnet. Aber offenbar sind die Betreuungsausfälle, etwa durch häufige Erkrankungen, so groß, dass die Erwerbstätigkeit mit Kind deutlich beeinträchtigt ist", teilte die gewerkschaftsnahe Stiftung am Dienstag mit. Weiterhin falle das Problem "ganz überwiegend auf die Mütter zurück".

Schon in früheren Phasen der Pandemie sei deutlich geworden, wie stark insbesondere Mütter in verschiedenen Bereichen besonders hohe Belastungen tragen mussten. "Jetzt wird auch in dieser Phase der Energiekrise ersichtlich, dass es erneut die Mütter sind, die von besonders hohen Belastungen berichten."

Egalisierung der Geschlechterverhältnisse während der Pandemie fand nicht statt

Verstetigt hat sich außerdem die schon vor der Pandemie ungleiche Sorgearbeit. So gaben 63 Prozent der Mütter an, den überwiegenden Teil der Kinderbetreuung zu leisten, bei den Vätern waren es sechs Prozent. Die von manchen Expertinnen und Experten vermutete "Egalisierung der Geschlechterverhältnisse während der Pandemie" habe also "nicht stattgefunden".

Mit hinein spielt hier auch die wieder niedrigere Homeoffice-Quote. So gaben bei der Befragung 11,5 Prozent an, überwiegend oder ausschließlich zu Hause zu arbeiten - weniger als halb so viele wie auf dem Höhepunkt der Pandemie. Der "oft beschworene Paradigmenwechsel weg von der Präsenzkultur im Job lässt sich an diesen Zahlen nicht ablesen", erklärten die Forscher zu den Zahlen.

Wird die Lage insgesamt unabhängig von den Geschlechtern betrachtet, wird deutlich, dass bei den Sorgen der Menschen wirtschaftliche Themen dominieren. So äußerten 56 Prozent große Sorgen wegen der steigenden Preise und 47 Prozent große Sorgen um die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung - beide Werte stiegen verglichen mit der vorherigen Befragung im April an.

Sorge um sozialen Zusammenhalt steigt

Auch die Sorgen um den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft und die Entwicklung der sozialen Ungleichheit stiegen mit jeweils rund 45 Prozent nochmals deutlich an - auf "Rekordwerte seit Pandemiebeginn". Zugleich haben mit elf Prozent nur relativ wenige Menschen Sorge vor einem Verlust des Arbeitsplatzes.

Das Institut Kantar befragte im November 5136 Erwerbstätige und Arbeitssuchende zu ihrer Lebenssituation. Die Auswahl ist den Angaben zufolge bevölkerungsrepräsentativ. (AFP/mbo)  © AFP

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