Bloß nicht ins Fettnäpfchen treten oder vom Regen in die Traufe kommen: Viele deutsche Redewendungen befassen sich mit dem Unglück oder bevorstehendem Unheil. Doch woher stammen die Sprüche eigentlich?

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Der Reifen ist platt oder der Regenschirm gibt bei einem plötzlichen Schauer den Geist auf: Nicht wenige Menschen fürchten solche Situationen gerade dann, wenn der 13. auf einen Freitag fällt. Um nicht "vom Regen in die Traufe" zu kommen, sind viele an diesem Datum besonders vorsichtig. Doch woher kommen altbekannte Redewendungen, die sich rund um das Unglück drehen?

Vom Regen in die Traufe:

Wer erst in ein kleines Übel gerät und kurz darauf in einen noch schlimmeren Schlamassel, der kommt "vom Regen in die Traufe". Diese Redewendung soll seit dem 17. Jahrhundert belegt sein. Tatsächlich hat sie ursprünglich etwas mit der Wetterlage zu tun. Als Traufe wird die Tropfkante am unteren Ende eines Daches bezeichnet. Das Wort leitet sich aus dem Althochdeutschen "trouf" für "triefen" ab. Wer unter einem Dach Schutz vor Regen sucht, aber unter die Traufe gerät, wird mitunter klitschnass - und noch schlimmer durchnässt als im Schauer. Das Englische kennt dem Duden zufolge eine ähnliche Redensart: Dort gerät man "out of the frying pan into the fire", also von der Bratpfanne ins Feuer.

Pech haben:

"Pechsträhne", "Pechvogel", "vom Pech verfolgt" oder schlicht "Pech haben" - das Deutsche ist voller Floskeln mit der seit der Steinzeit bekannten schwarzen Flüssigkeit. Diese im Alltag gängigen Wendungen verbinden das Pech mit dem Übel.

Eine mögliche Erklärung dafür kommt aus der Arbeitswelt der Büttner. Um Bier zu lagern, hat man Fässer innen mit dem Stoff beschichtet, der bei der Destillation etwa von Holz, Öl oder Steinkohle entsteht. Wer später Stückchen der schwarzen Flüssigkeit im Bierglas findet, hat im Wortsinn Pech. Bekannter ist aber wohl die uralte Methode der Jagd mithilfe des klebrigen Stoffs. Schon im Mittelalter wurden Äste mit Pech bestrichen, damit Vögel darauf feststecken. Ein so gefangenes Tier wurde wortwörtlich zum "Pechvogel".

Ins Fettnäpfchen treten:

Wer seinen Freund oder eine Arbeitskollegin unbedacht kränkt, tritt sprichwörtlich in den Fettnapf. Der Begriff hatte schon in seiner ursprünglichen Bedeutung mit Ungeschicklichkeit zu tun. Der Chemiker Georg Schwedt erklärt in seinem Buch "Wenn das Gelbe vom Ei blau macht: Sprüche mit versteckter Chemie": In Bauernhäusern habe früher in der Nähe der Tür eine Schale mit Fett gestanden. Damit konnte das Leder nasser Stiefel beschmiert werden, damit es nicht brüchig wird. Zum Ärgernis wurde es für den Hausbesitzer aber, wenn jemand nicht aufpasste, das Näpfchen umstieß und sich Fettflecken auf der Diele ausbreiteten.

Mittlerweile gebe es eine Reihe an Abwandlungen, sagt Mundart- und Namenforscher Markus Denkler vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Ein Beispiel: "Kein Fettnäpfchen auslassen". Das Fettnäpfchen könne mittlerweile aber auch für sich alleine stehen, erklärt er. "Allein dieses Wort kann den Pechvorfall signalisieren."

Damoklesschwert:

Schwebt es im übertragenen Sinne über jemandem, wird das Ende einer Glückssträhne und eine stets lauernde Gefahr befürchtet. Der Ausdruck geht auf eine aus der Antike überlieferte Geschichte des römischen Schriftstellers Cicero zurück. Darin preist der Höfling Damokles den Tyrannen Dionysios von Syrakus als glücklichsten König. Der Herrscher tauscht den Platz mit ihm, lässt aber ein Schwert über dem Thron aufhängen, das nur an einem Pferdehaar hängt. So will Dionysios dem Höfling die ständige Bedrohung des Glücks vor Augen führen.

In die Bredouille kommen:

Gerät jemand in Bedrängnis, fällt hin und wieder jenes französische Wort, das ursprünglich "Dreck" oder "Matsch" bedeutet. Kulturhistoriker Andres Furger erklärt in seinem Buch "Der rote Faden. Von der Redensart zum Geschichtsbild", der Ausdruck lasse sich auf die Revolutionszeit zurückführen. Zwischen 1789 und dem Wiener Kongress (1815) hätten französische Truppen umfangreich Land besetzt. Dabei seien Kampfverbände immer wieder in missliche Lagen gekommen, also "in Bredouille" geraten. Andere wiederum sehen den Ursprung der Redewendung in einem Brettspiel. Bei der französischen Backgammon-Variante Tricktrack ist die "Bredouille" ein Spielvorteil, bei welcher der Gegner in der Patsche sitzt. (dpa/tar)

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