Wenn zwei Menschen frisch verliebt sind, sind sie schier blind vor Liebe. Das besagt zumindest eine Redensart. Aber was ist da tatsächlich dran? Ein Wissenschaftler klärt auf.

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Die Redensart "Liebe macht blind" bedeutet, dass frisch Verliebte die Fehler und Schwächen des anderen (noch) nicht sehen. Aber stimmt das wirklich? Thomas Loew, Leiter der UKR-Abteilung für Psychosomatische Medizin, erklärt das Phänomen wissenschaftlich.

Der Botenstoff Dopamin ist maßgeblich daran beteiligt, dass wir Glück empfinden. Wenn in unserem Körper mehr davon gebildet wird, empfinden wir ein Hochgefühl. Dopamin regt das Belohnungszentrum in unserem Gehirn an und lässt das Gefühl von Verliebtheit entstehen.

Verliebtsein ist wie eine wahnhafte Störung

Loew vergleicht die Wirkung des Hormons mit einer wahnhaften Störung. In den USA sagt man dazu jargonhaft: "firm, fixed, false idea." "'Firm' bedeutet, die Person ist von dem Sachverhalt überzeugt, ohne dass es weitere Argumente bräuchte", erklärt Loew.

"Fixed" meint, dass der Zustand einige Zeit anhalte. Die erste Verliebtheit dauert allgemein etwa sechs Wochen.

"'False' bedeutet, dass nicht unbedingt jeder im Umfeld die uneingeschränkt positive Bewertung des Objekts der Begierde teilt", so Loew. Oder anders gesagt: Verliebte sind blind für etwaige Fehler des Geliebten, die anderen durchaus auffallen.

Dopamin spielt auch bei der Produktion von Endorphinen eine Rolle. Sie vermitteln uns Glücksgefühle und können schnell Zufriedenheit herstellen. Endorphine führen laut Loew zusätzlich dazu, dass Liebende sich einander zumindest am Anfang vollkommen ausreichen und andere Menschen und Meinungen keinerlei Rolle spielen.

"Kommt dann noch die körperliche Berührung ins Spiel, wird zusätzlich Oxytocin - gerne auch Kuschelhormon genannt - aktiviert, das auf Dauer eine Bindung entstehen lässt." Verliebte sind am Anfang also wirklich quasi blind - aber nicht vor Liebe, sondern vor Hormonen. (ff/dpa)

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