Ungewöhnlich viele tote Kegelrobben sind zuletzt an der Küste von Vorpommern aufgetaucht. Die erste Vermutung: Sie könnten ertrunken sein. Die Todesursache ist aber auch nach bisherigen Untersuchungen unklar.
Die Serie bislang ungeklärter Todesfälle bei Robben an der vorpommerschen Küste geht weiter. Am Wochenende wurden im Südosten Rügens drei weitere tote Tiere entdeckt. Sie sollten am Montag für eine Sektion ins Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (Lallf) nach Rostock gebracht werden, bestätigte der dortige Direktor, Stephan Goltermann.
Damit steigt die Zahl der Totfunde seit Anfang Oktober in der Region auf 31. Zuvor hatte der NDR berichtet.
Hinweise auf Ertrinkungstod
Das Lallf habe bereits drei Tiere untersucht. Die Tiere seien äußerlich unversehrt und wohlgenährt gewesen. Auch die Gedärme seien völlig in Ordnung gewesen. Es habe Schaum in den Lungen beziehungsweise Stauungen gegeben. Diese könnten auf ein Herz-Kreislauf-Versagen, aber auch einen Ertrinkungstod hindeuten.
Letzterer sei aber sehr schwierig nachzuweisen, da vieles ausgeschlossen werden müsse. Netzabdrücke oder Strangulierungen hätten die Tiere nicht gehabt. Entsprechende Hinweise auf Netze hätten sich demnach nicht verdichtet.
Weitere Auswertungen laufen
Auch das Meeresmuseum in Stralsund hat bereits elf Tiere untersucht, acht davon vergangene Woche im schleswig-holsteinischen Büsum mit Experten des dortigen Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW).
Die Kuratorin des Museums für Meeressäugetiere, Judith Denkinger, hatte mit Blick auf die drei zunächst untersuchten Tiere von Spuren auf Hinweise möglichen Ertrinkens gesprochen. Demnach sei es etwa denkbar, dass die Tiere in Reusen verendet seien. Zuletzt verwies sie auf noch ausstehende Ergebnisse von Gewebeuntersuchungen. Infektionskrankheiten wurden bei den toten Tieren bislang nicht nachgewiesen. Das Meeresmuseum und das Biosphärenreservat Südost-Rügen hatten Anzeige gegen unbekannt erstattet.
Umweltstiftung WWF schlägt Alarm
Der WWF zeigte sich alarmiert und forderte, alle Untersuchungsergebnisse öffentlich zu machen.
"Wir müssen dringend die Gefahrenquellen ermitteln und sofortige Schritte einleiten", forderte Finn Viehberg, Leiter des Ostsee-Büros der Umweltstiftung in Stralsund. Er verlangte vorsichtshalber eine vorübergehende Schließung der Reusen in unmittelbar betroffenen Küstenbereichen. "Wenn unklar ist, unter welchen Umständen die Robben verendet sind, sind die Behörden zur Vorsorge verpflichtet."
Für Robben sichere Reusen müssten flächendeckend eingeführt werden. Denkinger hatte vergangene Woche erklärt, dass derartige spezielle Reusen zwar im Greifswalder Bodden vorgeschrieben seien, wo es ebenfalls Totfunde gab, anderswo aber nicht. (dpa/bearbeitet von sbi)
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