Der Grand Canyon National Park wird 100 Jahre alt. Wer die wohl berühmteste Schlucht der Welt abseits der Touristenmassen erleben will, wandert einmal hindurch - von der Südkante über den Colorado River zum North Rim.

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Der Grand Canyon Nationalpark feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Der damalige US-Präsident Theodore Roosevelt brachte es im Jahr 1903 auf den Punkt, als er erklärte, die Schlucht sei ein Naturwunder, das einzigartig auf der Welt sei.

Jeder Amerikaner müsse diesen Ort sehen. Roosevelt wollte den Canyon schützen und trieb erste Bemühungen dazu voran. Am 26. Februar 1919 machte Präsident Woodrow Wilson den Ort schließlich zum Nationalpark.

Hundert Jahre später halten sich viele an Roosevelts Rat: Der Park ist ein riesiger Besuchermagnet, allein 2017 kamen rund sechs Millionen Menschen. Die Aussichtsplattformen sind oft gut gefüllt mit Selfie-machenden Touristen. Manche machen nur einen kurzen Abstecher, andere bleiben mehrere Tage und wandern in der Schlucht entlang des Colorado.

Sonnenaufgang am Mather Point

Wer wenig Zeit für einen Besuch hat, kann sich vom South Rim aus einen wunderbaren Blick über die Schlucht verschaffen. Einer der bekanntesten Hot Spots ist der Mather Point. Ist man zeitig genug da, kann man einen wundervollen Sonnenaufgang über der Schlucht beobachten.

Wer etwas mehr Zeit im Gepäck hat, steigt hinab und wandert einmal quer durch den Canyon. Bei guter Kondition gelingt das in zwei Tagen.

Vom South Rim, der Südkante auf 2.200 Metern Höhe, gibt es zwei Routen. Der Bright Angel Trail ist im oberen Teil noch viel begangen. Weniger bevölkert ist der South Kaibab Trail, elf Kilometer sind es bis zum Fluss - ohne Wasserstelle zwischendurch.

Wer die längere und somit nicht ganz so steile Variante über den Bright Angel Trail wählt und sehr früh startet, entgeht den Strömen der Tageswanderer. Denn die meisten legen nur die sieben Kilometer bis Indian Garden zurück, einer kleinen Oase am Garden Creek. Sie wandern dann vielleicht noch drei Kilometer bis zum Plateau Point, dem Aussichtspunkt auf den 400 Meter tiefer fließenden Colorado.

Hinter dem kleinen Canyon des Garden Creek geht es die letzten Höhenmeter bis zum Colorado in Serpentinen steil abwärts. Die Wegstrecke heißt Devil's Corkscrew, Korkenzieher des Teufels. Keine Schatten kühlen, die Sonne brennt gnadenlos herab.

Unterwegs am Colorado

Karg ist es am Ufer des Colorado, dessen braunes Wasser mit hoher Geschwindigkeit durch die Schlucht fließt. Ab und zu tanzen Gummiboote über das Wasser. Dann taucht endlich die Silberne Brücke auf, die 160 Meter lange Hängebrücke über den Fluss.

Nun ist die "Phantom Ranch", das Gasthaus am Grund des Grand Canyons, nicht mehr weit. Aber in der Mittagshitze zieht sich der letzte Kilometer auf der anderen Flussseite. Es geht entlang des Bright Angel Creek, wo auch ein Campingplatz mit 32 Plätzen liegt.

Etwas abseits der eigentlichen Ranch stehen vier Holzhütten. Sie haben Klimaanlage und je zehn Schlafplätze. Etwas komfortabler sind die Häuschen für Gruppen von zwei bis zehn Gästen.

Die Bewirtung am Abend ist rustikal. Es gibt Steak, Eintopf oder ein vegetarisches Gericht. Alles muss vorab reserviert werden, da Maultiere sämtliche Lebensmittel zur "Phantom Ranch" transportieren, ebenso wie die Postkarten. Frühstück wird um 5.00 Uhr serviert - ganz schön früh für salzige Erdnüsse, Energieriegel und einen Apfel. Als es gegen 5.30 Uhr heller wird, liegt die Temperatur immer noch oder schon wieder bei 30 Grad. Aber mit jedem Höhenmeter auf dem North Kaibab Trail wird die Luft kühler, auch der Wind bringt Erfrischung.

An der Nordkante des Grand Canyons

Der 22 Kilometer lange Wanderweg führt zum North Rim. Er ist deutlich weniger begangen als die Strecken auf der Südseite. Doch statt 1.400 Höhenmeter sind hier fast 1.800 Höhenmeter zu erklimmen, um die Nordkante des Grand Canyons auf 2.515 Metern Höhe zu erreichen.

Die ersten elf Kilometer bis zum "Cottonwood Campground" sind ein Wandergenuss. Der gut befestigte Weg führt schattig und sanft aufwärts. Nach und nach weitet sich die enge Schlucht, und der rot gefärbte Kalkstein verdrängt den grauschwarzen Schiefer. Höhepunkt kurz vor dem Campingplatz sind die Ribbons Falls, Wasserfälle, die wie ein Vorhang vor einer bemoosten Felswand herabstürzen. Sie liegen einen halben Kilometer abseits des Wanderweges.

Auf dem Campingplatz lässt sich gut rasten, hier können Wanderer auch ihre Wasservorräte auffüllen. Das ist nötig. Denn der zweite Teil der Strecke fühlt sich an wie elf Kilometer Treppen steigen, teils auf schmalen Wegen und entlang steil aufragender Canyonwände.

Von hier sind es noch 1.300 Höhenmeter zum Ziel. Allein auf den letzten beiden Meilen vom Supai Tunnel aus, der letzten kleinen Oase mit Wasserstelle zum Rasten, müssen 450 Höhenmeter bewältigt werden. Jede der gefühlt 100 Kehren bis zum sogenannten Trailhead ganz oben sieht gleich aus. Das Laufen auf dem sandigen Weg ist beschwerlich. Frust und Freude. Doch nach mehr als zehn Stunden ist es geschafft.

Infos und Hinweise:

  • Reisezeit: Die beste Zeit für eine Wanderung durch den Grand Canyon sind die Monate Mai oder Oktober. Im Sommer steigen die Temperaturen auf mehr als 40 Grad, dann besteht ein Shuttleservice zwischen North und South Rim. Die "Phantom Ranch" ist ganzjährig geöffnet. Die Einrichtungen am North Rim schließen zwischen Oktober und Mai.
  • Einreise: Deutsche USA-Urlauber müssen sich unter https://esta.cbp.dhs.gov eine elektronische Einreiseerlaubnis (Esta) besorgen. Sie kostet 14 US-Dollar und gilt zwei Jahre lang.
  • Übernachtung: Wer im Canyon übernachten will, braucht eine Erlaubnis fürs Camping oder eine Reservierung für die "Phantom Ranch".
  • Das erwartet Besucher: Der Besuch kann unvergesslich sein, das liegt auch an den zahlreichen Tieren, die man im Grand Canyon beobachten kann. Die Schlucht ist Heimat von 373 Vogelarten, darunter Wanderfalken und kalifornische Kondore. Auch Berglöwen, Bisons, Elche und Stinktiere leben in dem Park.
  • Warnhinweis: Der Grand Canyon ist kein ungefährlicher Ort, jedes Jahr gibt es zahlreiche Rettungsaktionen. 2017 starben dort 20 Menschen, wie aus einer Übersicht des "National Park Service" hervorgeht. Die Experten raten dazu, sich für den Abstieg in die Schlucht ausreichend Zeit zu nehmen und sich nicht zu überschätzen.

(fab/dpa)

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