Im berüchtigten Bermuda-Dreieck verschwinden seit Jahrhunderten Schiffe und Flugzeuge. Aber statistisch gesehen passiert das in dem Gebiet nicht häufiger als anderswo. Warum ranken sich gerade um die Meeresregion, die auch als "Teufelsdreieck" bezeichnet wird, zahllose Gerüchte und Mythen?
Das Bermuda-Dreieck liegt im westlichen Atlantik zwischen den Bermudainseln im Norden, Miami im Westen und Puerto Rico im Süden. Das Gebiet wurde durch eine Reihe von Berichten über mysteriöse Schiffs- und Flugzeugunglücke bekannt, die nicht eindeutig aufgeklärt werden konnten. Je nach Variante der Legende werden Außerirdische, Gespenster, Seeungeheuer oder Zeitlöcher für solche Vorfälle verantwortlich gemacht.
Unglücke wie die, um die sich die Bermuda-Mythen ranken, sind tragisch, aber kommen weltweit vor. Von vielen untergegangen Schiffen und Flugzeugen, die nach einer Notwasserung versunken sind, fehlt jede Spur. Im Bermuda-Dreieck häufen sich solche Fälle nicht auffallend. Wie kommt es dann, dass sich der Mythos vom vermeintlichen "Teufelsdreieck" bis heute hartnäckig hält?
Die verschwundene Flugstaffel
Die Geburtsstunde des Mythos um das Bermuda-Dreieck lässt sich auf den Tag genau bestimmen: Am 5. Dezember 1945 verirrte sich eine Staffel mit fünf amerikanischen Avenger-Bombern bei einem Übungsflug über dem westlichen Atlantik. Bei starkem Wind und hohem Seegang ging den Maschinen offenbar der Sprit aus. Aus dem bruchhaften Funkkontakt schloss die Basis, dass die Navigationsinstrumente der Flieger nicht richtig funktionierten. Ein Suchtrupp wurde nach den Bombern ausgesandt, aber die 14-köpfige Mannschaft des Trainingsflugs war wie vom Meer verschluckt. Bei der sechstägigen Suche wurden auch keinerlei Wrackteile oder Ölspuren gefunden. Stattdessen verschwand bei der Suchaktion auch noch ein Rettungsflugzeug mit weiteren 13 Menschen, obwohl es eigens dafür konstruiert war, auch bei hohem Seegang auf dem Wasser landen zu können.
"Flug 19" wurde zunächst als ein tragisches Unglück verbucht. Aber mit dem Beginn der Welle von vermeintlichen Ufo-Sichtungen und der Science-Fiction-Begeisterung in den USA begann die Öffentlichkeit, auch für die verschwundenen Avenger-Maschinen nach übernatürlichen Ursachen zu suchen.
Reporter wird Taufpate eines Mythos
Die Vorstellung vom mysteriösen "Bermuda-Dreieck" prägte vor allem der Reporter und Autor Vincent Gaddis. Er veröffentlichte 1964 den Artikel "Das tödliche Bermuda-Dreieck", in dem er neben dem Unglück von "Flug 19" dutzende weitere ungeklärte Fälle von vermissten Schiffen und Flugzeugen auflistete, die sich in besagtem Gebiet zugetragen hätten.
Während Gaddis sich mit der reinen Wiedergabe der Unglücksfälle begnügte, regte zehn Jahre später Charles Berlitz die Fantasie der amerikanischen Bevölkerung mit seinem Buch "Das Bermuda-Dreieck. Fenster zum Kosmos?" in Bezug auf die Seeregion endgültig an. Darin verbreitete er die Idee, dass Außerirdische im Bereich des Bermuda-Dreiecks Fenster in andere Dimensionen öffneten, um durch diese Menschen für ihren "Weltraum-Zoo" zu entführen.
Berlitz‘ Werk wurde zum Bestseller. Bis zum heutigen Tag beflügelt die Geschichte vom "Teufelsdreieck" die Fantasie von Mystery-Liebhabern. Sie suchen nach weiteren Hinweisen dafür, dass in dem Seegebiet übernatürliche Kräfte am Werk sind. Wohlbegründete Argumente, die genau das Gegenteil zeigen, sind weniger populär: Bereits 1975, nur ein Jahr nach der Veröffentlichung von Berlitz‘ These, brachte Lawrence David Kusche das Buch "Die Rätsel des Bermuda-Dreiecks sind gelöst!" heraus. Darin wertete er nüchterne Quellen wie die Statistiken von Schiffsversicherern über Unglücke auf den Weltmeeren aus und bewies, dass es keine besondere Häufung solcher Fälle in der Region des Bermuda-Dreiecks gab. Doch Kusches Untersuchung war der Öffentlichkeit offenbar zu fantasielos. Die Verkaufszahlen reichten bei weitem nicht an die von Berlitz‘ Werk heran.
Tatsächlich sind im Bermuda-Dreieck nach "Flug 19" noch zahlreiche Flieger und Schiffe verschwunden – wie in anderen Regionen auch. Doch das Besondere am Bermuda-Dreieck ist: Hier trägt jede Unregelmäßigkeit dazu bei, den Mythos vom "Teufelsdreieck" zu untermauern.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.