Er sollte ewiges Leben und unendlichen Reichtum bringen. Doch stattdessen führte er zu Geheimniskrämerei, Angst vor schwarzer Magie und schließlich sogar zu Hexenverbrennungen: der Stein der Weisen. Was hat es mit diesem sagenumwobenen Stein auf sich, der seit Jahrhunderten die Fantasien der Menschheit beflügelt?

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So lange wie der Mensch selbst, existiert auch sein Wille, die eigene Sterblichkeit zu überwinden. Im Laufe des 16. Jahrhunderts bot sich dank eines neuen Zweiges der Naturphilosophie endlich eine greifbare Möglichkeit: die Alchemie. Sie wollte mithilfe ihres Wissens über die Natur etwas schaffen, was niemandem zuvor gelungen war.

Meist denkt man heutzutage beim Begriff Alchemie an verrückte Zauberer, die sich giftiger Pflanzen und anderer zweifelhafter Stoffe bedienten, um schwarze Magie zu betreiben.

Doch eigentlich strebte sie stets nach weit mehr, nämlich der Kunst, gewisse Materialien in einen höheren Zustand des Seins zu verwandeln. Diese so genannte Transmutation sollte der Stein der Weisen ermöglichen, um dessen Existenz und Wirken zahlreiche Mythen ranken.

Die Alchemie versprach damals die Lösung der größten Menschheitsprobleme. Unbegrenzte finanzielle Mittel und die Erlösung der Menschen vom Tod sollten das Ziel sein. Doch der Weg dorthin entpuppte sich als steinig – und das im wortwörtlichen Sinn.

Denn nur der Stein der Weisen sollte in der Lage sein, unedles Metall in Gold zu verwandeln und diese Transformation zum vollendeten Besten auch am Menschen durchzuführen.

Das Allheilmittel der Alchemie wollte mithilfe der Umwandlung Reichtum und Unsterblichkeit schaffen. Ein Vorhaben, das sich bereits im Mittelalter größter Beliebtheit erfreute, später durch diverse Geheimbünde neu bestärkt werden sollte.

Ein einfacher Stein als Lösung allen Übels?

Beim Stein der Weisen handelt es sich der Überlieferung nach nicht um einen gewöhnlichen Stein, sondern um ein von einer göttlichen Instanz erschaffenes Gesamtwerk aus den vier Elementen, zudem noch Schwefel, Salz und Quecksilber.

Hermes Trismegistos, eine Verschmelzung des griechischen Gottes Hermes mit dem ägyptischen Gott Thot, soll die Rezeptur des Steins der Weisen vor mehreren tausend Jahren auf einer Smaragdtafel festgehalten haben.

Die Herstellung dieses sagenumwobenen Steins unterschied sich jedoch danach, worauf die Alchemisten ihren Schwerpunkt legten - ob auf das Erschaffen von Gold oder einem Elixier für Unsterblichkeit.

Sabine Doering-Manteuffel, Präsidentin der Universität Augsburg und Autorin des Buchs "Okkultismus. Geheimlehren, Geisterglaube, magische Praktiken" versteht den Stein der Weisen als den Inbegriff des alchemistischen Strebens: "Dieser Stein oder diese Substanz, die dann da gewonnen wird, hat übernatürliche Eigenschaften. Sie kann zum Beispiel Tote zum Leben erwecken lassen, das erhofft man sich zumindest.

Der Stein steht dem Göttlichen nahe, ist also schon weit entfernt von dem Menschen und bildet die Einheit ab zwischen Mensch, Natur und Kosmos. Das ist das, was in der Alchemie insgesamt angestrebt wird", sagt sie im "Deutschlandfunk".

Alles auf der Welt, sowohl das Irdische als auch der Mikrokosmos, soll also von einem universellen Geist durchdrungen sein, den es zu besitzen gilt. "Dieser Geist, der das Geheimnis des Universums enthielt, war es, den die Alchemisten einzufangen und im Stein der Weisen zu komprimieren suchten", schreibt Neil Powell in "Die Wissenschaft der Alchemisten".

Aus Urmaterie sollte ein Allheilmittel werden

Der Mythos des Steins machte seinerzeit sehr von sich reden. Geheimbünde und Bruderschaften wie etwa die Rosenkreuzer wollten das verborgene Wissen vor den Augen von Scharlatanen schützen.

Zu viel Macht barg das Wissen, wie man strukturlose, schwarze Materie in etwas Rötliches, dann Goldenes verwandelt. Meist in vier Herstellungsschritten, in Anlehnung an die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Manchmal auch in zwölf Schritten, entsprechend der Anzahl der Tierkreiszeichen.

Woher diese "Materia prima" aber kommt, die als Urmaterie für die Herstellung galt, und wo man sie überhaupt erwerben konnte, bleibt ein Geheimnis für sich.

Dass es einen Stein geben würde, der einem die Herrschaft über die Welt schenken sollte, ebenso die Möglichkeit, Dämonen beschwören und damit in die eigenen Dienste stellen zu können, klang nicht nur für Alchemisten verlockend.

Theorien wie diese sorgten dafür, dass der Stein der Weisen auch das Interesse von "Magiern" und medizinischen Betrügern weckte, die mit Wunderkuren und vermeintlichen Heilmitteln ihren Lebensunterhalt finanzierten.

Tatsächlich gab es viele Künste, die unedle Metalle nach einer entsprechenden Behandlung wirklich golden erscheinen ließen und auch einige Mittel, die für ein besseres Wohlbefinden sorgen sollten. Nicht selten endete deren Herstellung und Verbreitung allerdings darin, dass die Produzenten selbst als Hexen bezichtigt und verbrannt wurden.

In Zeiten von Dan Browns Bestsellerromanen wird zwar niemand mehr dafür getötet, dass er sich für den Stein der Weisen interessiert. Seine Existenz bleibt aber ebenso verworren und wenig greifbar, wie die Suche nach dem Heiligen Gral.

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